# taz.de -- Nana Mouskouri wird 90: Weiße Rosen für die Mouskouri
       
       > Mit Folkloresongs wie „Weiße Rosen aus Athen“, wurde Nana Mouskouri zum
       > Star. Sie zählt zu den Letzten, die die Versprechen der Nachkriegszeit
       > verkörpern.
       
 (IMG) Bild: Die Brille! Nana Mouskouri auf einem Foto mit unbekanntem Aufnahmedatum
       
       Die Brille. Mussten es denn Augengläser sein, und wenn doch – warum diese:
       schwarz kastenartig umrandet? Die Sorgen, die sich ihre ersten Manager um
       sie machten, waren nicht nur unbegründet, vielmehr waren sie im Sinne der
       Aufgabe, diese Sängerin professionell in Obhut zu nehmen, falsch. Nana
       Mouskouri sah Ende der fünfziger Jahre, als sie ihre Karriere in Athen
       begann, wirklich nicht wie eine Frau aus, die über all ihre Lieder hinweg
       so etwas wie Starappeal mit erotischen Traumvolumina verströmen könnte.
       
       Die Künstlerin, geeicht auf Jazz, auf die Vertonung von Gedichten von
       Jannis Ritsos, kooperativ mit [1][Mikis Theodorakis], wollte sich nicht
       verbiegen, nicht ahnend, dass ihre Brille, in Kombination mit der Aura
       einer mit Wehmut angereicherten Ernsthaftigkeit, sie zur ewigen
       Wiedererkennbarkeit verdammte. Die Mouskouri – das war und ist es bis heute
       [2][die Sängerin mit der schönen Brille].
       
       Ihr künstlerisches Glück war schließlich die Einspielung von griechischen
       Liedern aus dem folkloristischen Fach; eines davon machte sie in Europa
       berühmt: [3][„Weiße Rosen aus Athen“], die in der französischen Fassung
       „Roses blanches de Corfou“ hießen, war in den frühen Sechzigern ihr erster
       Smashhit.
       
       Sie war über die Jahre eine Garantin eines Pop der Mitte – nie ästhetisch
       Teil irgendeiner Avantgarde, doch auch nie eine Reaktionärin in
       schlageresken Liedern. Die Mouskouri arbeitete mit [4][Quincy Jones],
       [5][Harry Belafonte] und [6][Bob Dylan (der sie verehrt] und [7][dessen
       Lied „Le ciel est mort“] sie intonierte), war mit [8][Leonard Cohen] und
       ist mit [9][Cher] befreundet.
       
       Im deutschsprachigen Raum arbeitete sie gern in Mainstreamshows, in ARD wie
       ZDF – und dass ihr Lied [10][„Guten Morgen, Sonnenschein“] bei vielen
       Jugendfreizeiten in ländlichen Gegenden als Wecksignal genutzt wird, kann
       ihr eine Ehre sein: Der Tag kann bestens gelaunt, fern nächtlicher
       Beschwernisse, beginnen.
       
       Last but not least: Funny van Dannen war der erste aus dem linksliberalen
       Spektrum, [11][der offen seine Sentimentalität in puncto Mouskouri zugab].
       
       Die Mouskouri, zwei Kinder, zwei Ehen, hat ihren Beruf immer als wichtiger
       verstanden als ein Dasein als Mutter und Gattin: Sie wollte hinaus in alle
       Welt jenseits ihrer griechischen Heimat, nie vor irgendeinem Horizont
       stehen bleibend. Sie zählt mit zu den letzten der noch lebenden
       KünstlerInnen, die die Friedens- und Gerechtigkeitsversprechen des
       Nachkriegs verkörpern, [12][Aznavour], die [13][Valente], Belafonte,
       Odetta, [14][Miriam Makeba] … alle nicht mehr am Leben.
       
       Am 13. Oktober feiert sie ihren 90. Geburtstag. Auf ein unwahrscheinlich
       erfolgreiches Künstlerinnenleben kann sie zurückgucken. Herzliche
       Gratulation an eine Demokratin und Verabscheuerin von allem, was nach
       Militär aussieht.
       
       13 Oct 2024
       
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