# taz.de -- Flucht im Libanon: Gleicher Schutz für alle
       
       > Im Libanon herrscht Krieg, Tausende Menschen sind jetzt auf der Flucht.
       > Europa muss für sie Verantwortung übernehmen.
       
 (IMG) Bild: Auf der Straße: Iman (9) musste mit ihrer Familie und Katze aus dem Süden Beiruts fliehen
       
       Beirut ist seit Freitag zur Kriegszone geworden. Das ist unstrittig. Fest
       steht auch: Israel hat das dichtbesiedelte Stadtgebiet der
       Millionen-Metropole am östlichen Mittelmeer mit einer Vielzahl
       bunkerbrechender Bomben weitläufig angegriffen. Von einer ausschließlich
       „chirurgischen“ Operation, um den sich in einem unterirdischen Bunker
       versteckenden verhassten Hisbollah-Führer [1][Hasan Nasrallah] mit
       allerhöchster Akribie zu „eliminieren“, kann keine Rede sein. Hunderte
       Bewohner von Beirut, nicht nur jene in den Wohnblöcken direkt über dem
       Bunker mit Nasrallah, sind in der Angriffswelle ums Leben gekommen.
       
       Der [2][Libanonkrieg] steht vor einer Eskalation. Eine groß angelegte
       Bodenoffensive der israelischen Armee auf dem Staatsgebiet des Libanon
       steht bevor. UNO-Generalsekretär António Guterres warnte schon davor, der
       Libanon drohe zu einem „neuen Gaza“ zu werden. Hunderttausende Zivilisten,
       die zu Recht um Leib und Leben fürchten, werden sich mit Kind und Kegel auf
       die Flucht begeben.
       
       Europa muss den Kriegsflüchtlingen aus dem Libanon Schutz gewähren. Ohne
       Wenn und Aber. Das gilt auch für die fast eine Million registrierten
       syrischen Flüchtlinge sowie die fast eine halbe Million palästinensischen
       Flüchtlinge, die bisher im Libanon mit seinen insgesamt rund sechs
       Millionen Einwohnern Zuflucht gesucht haben. Das Land steht kurz vor dem
       Kollaps.
       
       Dem Erstarken der Rechtsradikalen, wie jetzt wieder in Österreich, zum
       Trotz: Europa darf jetzt nicht zaudern. Die EU hat nach Russlands Invasion
       [3][Millionen Ukrainer:innen] sofort als Kriegsflüchtlinge aufgenommen.
       Zu Recht! Nun muss sie im Fall Libanon das Gleiche tun. Jeder
       Kriegsflüchtling braucht Schutz. Die Hautfarbe, Religion und Herkunft
       dürfen nicht zu einer Ungleichbehandlung führen. Das Motto muss lauten:
       „Schutz ohne Triage“. Alles andere wäre reiner Rassismus. Eine so
       unerträgliche wie unverzeihliche Diskriminierung haben die Menschen nicht
       verdient – weder im leidenden Libanon noch anderswo.
       
       30 Sep 2024
       
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