# taz.de -- Beginn der 81. Filmfestspiele in Venedig: Joker, Nazis, Postfaschisten
       
       > Am Dienstag beginnt die 81. Ausgabe der Filmfestspiele von Venedig.
       > Diesmal wieder mit Hollywoodstars wie Tilda Swinton.
       
 (IMG) Bild: Die Filmfestspiele von Venedig finden jedes Jahr zwischen Ende August und Anfang September im Palazzo del Cinema statt
       
       Gute Aussichten: Am Lido sind Stars, besonders die aus Hollywood, gern
       gesehen. Nachdem [1][im vergangenen Jahr der Streik der
       Schauspielergewerkschaft in den USA dafür gesorgt hatte, dass der hohe
       Besuch auf dem roten Teppich etwas dünn ausfiel], stehen diesmal keine
       nennenswerten Hindernisse bevor.
       
       Einen guten Teil des Aufgebots bringt dabei der Regisseur Pedro Almodóvar
       mit. Für seinen im Wettbewerb laufenden Beitrag „The Room Next Door“
       verpflichtete er unter anderem Tilda Swinton, Julianne Moore und John
       Torturro. Überhaupt kann man sich in dieser Hinsicht nicht über den
       Wettbewerb beklagen.
       
       [2][Todd Philipps setzt seinen „Joker“-Erfolg] mit Joaquin Phoenix fort.
       Diesmal spielt Lady Gaga an seiner Seite. Brady Corbet bringt in seinem
       Historienfilm „The Brutalist“ neben Adrien Brody Felicity Jones und Guy
       Pearce auf die Leinwand, Luca Guadagnino bietet in „Queer“ als
       Hauptdarsteller sowohl Daniel Craig als auch Jason Schwartzman, und Pablo
       Larraín lässt in seiner Filmbiografie „Maria“ keine andere als Angelina
       Jolie die Callas geben.
       
       Nicht zu vergessen der Eröffnungsfilm von Tim Burton, der seine
       Horrorkomödie „Beetlejuice“ unter dem Titel „Beetlejuice Beetlejuice“
       fortsetzt. Erneut werden darin Michael Keaton und Winona Ryder zu sehen
       sein.
       
       ## Sieben Regisseurinnen immerhin
       
       Regisseurinnen, in Venedig oft nicht ganz so prominent vertreten, bietet
       der Wettbewerb mit seinen 21 Filmen immerhin sieben. Unter ihnen ist Athina
       Rachel Tsangari, deren Beitrag „Harvest“ daran erinnert, dass aus
       Griechenland auch Filme kommen, die nicht unter der künstlerischen Leitung
       von Yorgos Lanthimos entstanden sind. Mit Caleb Landry Jones in der
       Hauptrolle hat sie zudem einen der aktuell interessantesten Stars gewinnen
       können.
       
       Die Niederländerin Halina Reijn wiederum, die sich 2022 mit der
       Slasherkomödie „Bodies Bodies Bodies“ einem größeren Publikum empfahl,
       kommt jetzt mit dem Wettbewerbsfilm „Babygirl“ auf den Lido. An Stars
       spielen bei ihr Nicole Kidman und Antonio Banderas.
       
       Freuen kann man sich, auch ohne internationale Stars, über die
       [3][georgische Regisseurin Déa Kulumbegashvili, die mit „April“ antritt.
       Nach ihrem starken Spielfilmdebüt „Beginning“ von 2020] darf man sich
       einige Hoffnungen machen. Die Schauspielerin Giulia Louise Steigerwalt, die
       nebenbei einen Doktor in Philosophie hat, präsentiert ihre zweite
       Regiearbeit, „Diva Futura“.
       
       Maura Delpero wurde mit dem im Zweiten Weltkrieg spielenden Historienfilm
       „Vermiglio“ in den Wettbewerb geladen. Und die Schwestern Delphine und
       Muriel Colin zeigen ihre Romanadaption „Jouer avec le feu“, mit Vincent
       Lindon als Star. Nazis kommen ebenfalls auf den Lido, zumindest auf die
       Leinwand. Der Regisseur Andres Veiel stellt seinen Dokumentarfilm
       „Riefenstahl“ über die NS-Filmemacherin vor, für den er auf das Archiv Leni
       Riefenstahls zugreifen konnte. In den deutschen Kinos startet der Film im
       Oktober dieses Jahres.
       
       Wie es sich im Übrigen mit den politischen Verhältnissen bei den
       Filmfestspielen entwickelt, dürfte spätestens in zwei Jahren interessant
       werden. Die Filmfestspiele gehören zur Biennale von Venedig. Damit
       unterstehen sie seit diesem Frühling auch dessen neuem Präsidenten, dem
       rechten Journalisten Pietrangelo Buttafuoco. Mit seiner Ernennung ist die
       Leitung einer weiteren wichtigen Kulturinstitution Italiens im Sinne der
       postfaschistischen Ministerpräsidentin Giorgia Meloni besetzt worden. Der
       Vertrag des Direktors der Filmfestspiele, Alberto Barbera, der das Festival
       seit 2012 leitet, wurde in diesem Jahr noch einmal bis 2026 verlängert.
       Danach muss man sehen.
       
       27 Aug 2024
       
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