# taz.de -- Flüchtlingsunterkunft in Lichtenberg: Mieten lohnt sich nicht
       
       > In ein altes Hotel an der Landsberger Allee sollen bald Geflüchtete
       > ziehen. Der Senat will nur mieten, dabei wäre ein Kauf der Gebäude
       > günstiger.
       
 (IMG) Bild: Noch Bettenburg, bald Gemeinschaftsunterkunft: das „City Hotel Berlin East“ an der Landsberger Allee in Berlin-Hohenschönhausen
       
       Berlin taz | Wuchtig ragen die drei grauen Hoteltürme an der Kreuzung
       Landsberger Allee/Weißenseer Weg in Hohenschönhausen empor. Jedes der
       Häuser hat 13 Stockwerke; das „City Hotel Berlin East“ verfügt über 473
       Zimmer mit rund 700 Betten – noch. Denn ab November haben die Gebäude einen
       neuen Mieter: das Land Berlin. Der Komplex soll dann in ein
       Geflüchtetenheim mit bis zu 1.200 Plätzen umgebaut werden, die ersten
       Bewohner*innen laut Planung bereits im Winter einziehen, der volle
       Betrieb im Juli 2025 losgehen.
       
       Es ist eine von drei geplanten Gemeinschaftsunterkünften in bestehenden
       Immobilien, mit denen der Senat für Entlastung in der [1][chronisch
       überfüllten Notunterkunft in Tegel] sorgen will. Zwei weitere Standorte mit
       insgesamt rund 2.500 Plätzen sollen in Kreuzberg und Westend entstehen.
       Zudem sollen [2][16 Containerdörfer für rund 6.000 Menschen] gebaut werden.
       
       Doch die schwarz-rote Koalition, sonst [3][penibel aufs Sparen bedacht],
       hat sich in Hohenschönhausen nicht für die wirtschaftlichste Option
       entschieden. Das rechnet die landeseigene Berliner Immobilienmanagement
       GmbH (BIM) in einer aktuellen Analyse vor. Demnach könnte das Land fast 38
       Millionen Euro sparen, wenn die Gebäude nicht gemietet, sondern gekauft
       würden – wozu der Inhaber auch bereit gewesen wäre, so die BIM.
       
       Stattdessen ist geplant, dass Berlin die Hochhäuser für zehn Jahre
       anmietet. Für die Miet- und Nebenkosten sowie den Umbau sind insgesamt 140
       Millionen Euro veranschlagt.
       
       Für einen – eigentlich lohnenswerten – Kauf seien im Haushalt allerdings
       keine Mittel eingeplant gewesen, räumt die BIM ein. Zudem sei ein Erwerb
       noch in diesem Jahr ohnehin „nicht mehr zu realisieren“.
       
       ## „Ein unnötiger Verlust“
       
       Der finanzpolitische Sprecher der Linken-Fraktion, Sebastian Schlüsselburg,
       widerspricht: „Es gibt durchaus Haushaltstitel, mit denen Immobilien
       angekauft werden können“, sagte er am Montag zur taz. Außerdem hätte das
       Land Berlin einen sogenannten Transaktionskredit aufnehmen können, der
       ausdrücklich von der Schuldenbremse ausgenommen ist.
       
       „Stattdessen werden dem Eigentümer fast 38 Millionen Euro
       hinterhergeworfen. Das ist ein unnötiger Verlust“, kritisierte er. Ein Kauf
       hätte dem Land darüber hinaus ermöglicht, die Gebäude nach Ablauf der zehn
       Jahren auch anders weiterzunutzen. Etwa hätte dort ein Studierendenwohnheim
       entstehen können.
       
       ## Was ist mit der sozialen Infrastruktur?
       
       Mit seiner Kritik an der Entscheidung des Senats für die Anmietung des
       Objekts will Schlüsselburg – direkt gewählt in Lichtenberg – zwar nicht
       falsch verstanden werden: „Es ist völlig klar, dass dringend neue Plätze
       für Geflüchtete geschaffen werden, damit die [4][menschenunwürdigen
       Bedingungen in Tegel] ein Ende finden.“
       
       Dennoch sei unverständlich, warum in Lichtenberg eine große Unterkunft
       errichtet wird. Es gebe eine eindeutige Schieflage zwischen den Bezirken.
       Tatsächlich versorgt der Bezirk bereits 4.000 Geflüchtete; nur in Pankow,
       Tempelhof-Schöneberg und Marzahn-Hellersdorf sind, Stand August 2024, mehr
       Schutzsuchende untergebracht.
       
       In der Eile bleiben offenbar noch weitere Dinge auf der Strecke. Fraglich
       ist etwa, wie schon so bald die nötige soziale Infrastruktur am Standort
       Landsberger Allee entstehen soll: Kinderbetreuung, Sprachkursangebote,
       Beratungsstellen.
       
       Für die erste Phase der Nutzung werde das Landesamt für
       Flüchtlingsangelegenheiten (LAF) eine aufsuchende Sozialberatung
       finanzieren, erklärte die Senatsverwaltung für Integration auf taz-Anfrage.
       Bezüglich weiterer Angebote und möglicher Träger befänden sich LAF und
       Bezirk „aktuell in Abstimmung“.
       
       26 Aug 2024
       
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