# taz.de -- Studie zu Agrokraftstoffen: Zu viel Sprit, zu wenig Bio
       
       > Die ökologischen Auswirkungen von Agrokraftstoffen seien fatal, warnt die
       > Deutsche Umwelthilfe. Zu viele Pestizide kommen zum Einsatz, so eine
       > Studie.
       
 (IMG) Bild: Agrokraftstoff wird unter anderem aus Rapsöl hergestellt
       
       Berlin taz | Mit einem deutschlandweiten Verkaufsstopp von Agrokraftstoffen
       könnte der Einsatz von giftigen Pestiziden um knapp 24 Prozent reduziert
       werden. Auf landwirtschaftlich genutzten Feldern wäre das eine Ersparnis
       bei Schädlingsbekämpfungsmitteln von rund 10.000 Tonnen.
       
       Das geht aus einer am Donnerstag veröffentlichten Studie des Instituts für
       Energie- und Umweltforschung im Auftrag der Deutschen Umwelthilfe (DUH)
       hervor.
       
       Die Studie untersuchte die ökologischen Auswirkungen von Agrokraftstoffen.
       Diese werden aus Ackerpflanzen wie Raps, Palmöl oder Mais gewonnen und
       meist fossilen Kraftstoffen beigemischt. An der Tankstelle wird die Mische
       dann als E5, E10, B7 oder B10 verkauft.
       
       Diese ist billiger als rein fossile Kraftstoffe, weil auf den Bioanteil,
       der meist unter 10 Prozent liegt, keine CO2-Steuer anfällt. Argumentiert
       wird, dass Biokraftstoffe bei der Verbrennung keine Treibhausgasemissionen
       verursachen, da das emittierte CO2 zuvor von der Biomasse gebunden würde.
       
       ## „Einsatz von fossilen Rohstoffen und Düngemitteln“
       
       Doch das stimme so nicht, bemängelt die Deutsche Umwelthilfe. „Die
       landwirtschaftliche Produktion von Agrokraftstoffen ist sehr
       energieintensiv, weshalb von einem klimaneutralen Kraftstoff nicht die Rede
       sein kann“, sagte DUH-Geschäftsführer Sascha Müller-Kraenner der taz.
       Deswegen fordert die DUH, die staatlichen Förderungen von Agrokraftstoffen
       zu beenden und den CO2-Preis auf deren Nutzung einzuführen.
       
       „Die Nutzung von Agrokraftstoffen findet unter dem massiven Einsatz von
       fossilen Rohstoffen, Düngemitteln und Pestiziden statt und geht dadurch mit
       einer enormen Belastung für Biodiversität und Klima einher“, rechtfertigte
       Müller-Kraenner die Forderungen in einem Pressestatement.
       
       In der jüngsten Vergangenheit sorgten Verbrenner, die mit Biokraftstoffen
       betrieben werden, für ordentlich Diskussionsstoff. Zuletzt war es der seit
       Frühling 2024 zugelassene Biodiesel HVO100. Er wird aus tierischen oder
       pflanzlichen Fetten, zum Teil aus Abfällen, hergestellt. Während
       Verkehrsminister Volker Wissing (FDP) die Zulassung als „einen wichtigen
       Beitrag zum Klimaschutz“ [1][auf dem Nachrichtendienst X gelobt hat], sieht
       das Umweltbundesamt (UBA) keine klimarelevanten Verbesserungen durch den
       Einsatz von HVO100.
       
       „Insgesamt wird HVO für den Klimaschutz von untergeordneter Bedeutung
       sein“, [2][wird die dem Umweltministerium untergestellte Behörde im Spiegel
       zitiert]. Es sei zu erwarten, dass Kraftstoffhersteller zwar mehr HVO100,
       aber auch mehr fossile Kraftstoffe anbieten. Außerdem stamme nur 1 Prozent
       der pflanzlichen Öle für den Diesel aus Deutschland, der Rest komme
       hauptsächlich aus Asien, sagte das UBA dem Spiegel.
       
       ## Klage gegen das Verkehrsministerium
       
       Auch die Deutsche Umwelthilfe zweifelte an der Umwelt- und
       Klimaverträglichkeit des neuen Biodiesels. Nach ersten Abgastests des
       DUH-eigenen Emissions-Kontroll-Instituts im realen Straßenbetrieb
       informierte die DUH das Verkehrsministerium Mitte Juni: Bei bestimmten
       Dieselfahrzeugen gibt es Hinweise auf deutlich erhöhte
       Stickoxid-Emissionen.
       
       [3][Im Juli folgte dann die Klage der Deutschen Umwelthilfe gegen das
       Verkehrsministerium]. Grund für das gerichtliche Vorgehen ist die Weigerung
       des Verkehrsministeriums, die Abgasmessungen zum Kraftstoff HVO100 zu
       veröffentlichen. Noch gebe es keine neuen Entwicklungen bezüglich der
       Klage, teilte die Deutsche Umwelthilfe der taz am Donnerstag mit.
       
       22 Aug 2024
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] https://x.com/Wissing/status/1771172099454828895
 (DIR) [2] https://www.spiegel.de/wirtschaft/kennzeichnung-hvo100-umweltbundesamt-skeptisch-bei-biodiesel-a-06c7bf8c-b0cf-413c-84b5-e20c740b6ee1
 (DIR) [3] /Streit-um-neuen-Diesel-Kraftstoff/!6020814
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Clemens Schreiber
       
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