# taz.de -- Boykott gegenüber Ungarn: Eigentor der EU
       
       > Wie umgehen mit Orbáns Alleingängen? Die EU ist gespalten und Borrell ist
       > erzürnt. Hätte er sich nur selbst auf eine Friedensmission begeben.
       
 (IMG) Bild: Viktor Orbán im Gebäude des Europäischen Rates in Brüssel
       
       Die EU ist wieder gespalten. Doch diesmal ist nicht Ungarns großer Zampano
       Viktor Orbán schuld, der mit seinen eigenwilligen „Friedensmission“-Reisen
       nach Kyjiw, Moskau, Peking und Washington für Ärger sorgte. Diesmal sind es
       die EU-Kommission und der Ministerrat, die für Verwirrung sorgen und Europa
       lächerlich machen. Boykottieren oder konfrontieren? Das ist die Frage, die
       die Brüsseler EU-Institutionen ins Chaos stürzt.
       
       [1][Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen] und ihr Außenbeauftragter
       Josep Borrell wollen den ungarischen Ratsvorsitz boykottieren. Borrell hat
       sogar ein Ministertreffen von Budapest nach Brüssel verlegt. Doch die
       EU-Staaten spielen nicht mit. Beim letzten Treffen der Außenminister kam es
       deshalb zu Streit. Deutschlands Außenministerin Annalena Baerbock warnte
       vor einem Eigentor, ihr luxemburgischer Amtskollege Xavier Bettel sprach
       sogar von „Schwachsinn“.
       
       Es sei besser, Orbán in Budapest zu konfrontieren, als ihn zu boykottieren.
       Wozu ein Boykottversuch führt, zeigte sich am Dienstag: Mehr als die Hälfte
       der Innenminister schwänzte ein informelles Treffen in der ungarischen
       Hauptstadt. Rund zehn Minister sind aber dennoch nach Budapest gereist. Das
       Ergebnis: Die EU gibt ein Bild der Uneinigkeit ab. Dabei gibt es keinen
       vernünftigen Grund, warum die Innenminister nicht nach Budapest reisen
       sollten.
       
       ## Orbán stiehlt die Show
       
       Dort ging es schließlich um die [2][Asyl- und Flüchtlingskrise] – und nicht
       um die Ukraine-Politik, mit der Orbán für Wirbel sorgt. Außerdem werden bei
       den informellen Räten, die Ungarn organisiert, keine Beschlüsse gefasst.
       Etwas anders ist die Lage in der Außenpolitik. Man kann nachvollziehen,
       dass Borrell sauer ist, weil [3][Orbán von der gemeinsamen Linie zur
       Ukraine abweicht] und ihm die Show stiehlt. Doch letztlich muss sich
       Borrell an die eigene Nase fassen.
       
       Warum ist er nicht längst selbst nach Moskau, Peking, Washington gereist,
       um Optionen für eine Friedenslösung auszuloten? Das wäre sein Job als
       EU-Chefdiplomat. Er hat ihn sträflich vernachlässigt.
       
       23 Jul 2024
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] /Boykott-von-Ungarns-Ratspraesidentschaft/!6021035
 (DIR) [2] /Migrationsabkommen-der-EU/!6004505
 (DIR) [3] /Orbans-Friedensmission/!6019226
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Eric Bonse
       
       ## TAGS
       
 (DIR) Schwerpunkt Krieg in der Ukraine
 (DIR) Viktor Orbán
 (DIR) Europäische Union
 (DIR) Ursula von der Leyen
 (DIR) GNS
 (DIR) Ungarn
 (DIR) Schwerpunkt Krieg in der Ukraine
 (DIR) Schwerpunkt Zwei Jahre Krieg in der Ukraine
 (DIR) Schwerpunkt Krieg in der Ukraine
 (DIR) Schwerpunkt Krieg in der Ukraine
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
 (DIR) EU-Ministertreffen in Ungarn: Nur ein Drittel reist an
       
       Im Juli übernahm Ungarn die EU-Ratspräsidentschaft – und sorgt seitdem für
       Unmut in der Staatengemeinschaft. Ist ein Boykott die Lösung?
       
 (DIR) Erneute Provokation Ungarns: EU-Einreise für Russen erleichtert
       
       Nach Besuchen bei Putin und Trump überrascht Ungarns Premier Orbán mit
       einem neuen Coup: Er erleichtert die EU-Einreise für Russen und Belarussen.
       
 (DIR) +++ Nachrichten im Ukraine-Krieg +++: Von der Leyen kritisiert Orbán
       
       EU-Kommissionspräsidentin wirft Ungarns Regierungschef „Appeasement“ vor.
       Russland und China beenden Seemanöver. Ukraine erhält neue EU-Milliarden.
       
 (DIR) Zu Besuch in Peking: Orbán auf „Friedensmission 3.0“
       
       Der ungarische Regierungschef gefällt sich in der Rolle des
       Friedensvermittlers zwischen dem Westen, der Ukraine und Russland. Kritik
       prallt an ihm ab.
       
 (DIR) Ungarn sagt Treffen mit Baerbock ab: Orbán zündet Störfeuer
       
       Die Reise von Viktor Orbán nach Moskau war eine Provokation für EU– und
       Nato-Partner. Nun lädt Ungarn die deutsche Außenministerin aus.