# taz.de -- Unabnehmbare Plastikdeckel: Bärendienst für den Umweltschutz
       
       > Seit Mittwoch müssen Milchverpackungen und Einwegflaschen
       > nicht-abnehmbare Deckel haben. Das ist gut gemeint, aber leider schlecht
       > gemacht.
       
 (IMG) Bild: Es gibt mehr zu tun, als abnehmbare Deckel zu verbieten: zum Beispiel Wegwerfprodukte wie Kaffeekapseln aus Aluminium
       
       Nun also auch die Milchverpackung. Seit Kurzem hat der Karton keinen
       Schraubverschluss mehr, sondern einen fest angebrachten zum Klappen. Und
       damit vor der ersten Öffnung nichts reinkommt oder rausläuft, befindet sich
       unter dem Deckel ein Stück abzuziehendes Plastik. Ob das im Sinne der
       Erfinder:innen der EU-Richtlinie zur Reduzierung von Plastikmüll in der
       Umwelt war, die [1][seit Mittwoch bei derartigen Verpackungen befestigte
       Deckel vorschreibt]?
       
       Dabei ist der Ansatz nachvollziehbar: Wenn Plastikdeckel zu den Müllteilen
       gehören, die [2][am häufigsten an europäischen Stränden] gefunden werden,
       dann müssen wir verhindern, dass diese Deckel dorthin kommen. Doch die
       Deckel unabnehmbar an den Behältern zu befestigten, löst nur einen Teil des
       Problems. Und ist gleichzeitig ein Symptom dafür, wie [3][Umweltpolitik
       leider viel zu häufig funktioniert:] Statt das große Ganze in den Blick zu
       nehmen, gibt es kleine Insellösungen.
       
       Insellösungen, die häufig neue Probleme schaffen und zudem
       Verbraucher:innen verärgern. In diesem Fall, weil ziemlich viele
       Menschen daran scheitern, halbwegs sinnvoll aus Flaschen mit befestigtem
       Deckel zu trinken. Diese halbgaren Lösungen bringen so den Umweltschutz als
       Ganzes in Misskredit – und die EU gleich mit.
       
       Denn welches Problem ist es eigentlich, das hinter dem Plastikdeckelmüll
       steckt? Die überbordende Menge an Einwegdingen, die wir nutzen. Das beginnt
       nur bei Verpackungen. Es geht über Wegwerfspielzeug, wie zusammenzubauende
       Teile in Überraschungseiern, über Kaffeekapseln und Kosmetika wie
       Augenpads, die nach einmaliger Anwendung weggeworfen werden, bis hin zu
       [4][Ultra-Fast-Fashion-Kleidungsstücken,] die nach einem einzigen Tragen
       schon halb auseinanderfallen.
       
       Unsere Welt ist voll von diesen Teilen, die nur für eine einmalige Nutzung
       konzipiert sind. Das ist das Problem. Es zu lösen, bräuchte allerdings
       einen größeren Wurf – mit deutlichen Veränderungen für Markt und
       Verbraucher:innen. Dafür würde es wirklich etwas bringen in Sachen
       [5][Schutz von Umwelt und Ressourcen.] Und übrigens: Bei Mehrwegflaschen
       sind die Deckel weiterhin richtig abnehmbar.
       
       3 Jul 2024
       
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