# taz.de -- Tiktok-Trend über Männer und Bären: Alle haben Angst vorm fremden Mann
       
       > Auf Tiktok trendet die Frage, ob Frauen lieber mit einem Mann oder einem
       > Bären im Wald festsitzen würden. Die Antworten sind wenig überraschend.
       
 (IMG) Bild: Die Wahrscheinlichkeit, von einem Bären angegriffen zu werden, liegt bei 1 zu 2,1 Millionen
       
       Berlin taz | Einige überlegen kurz, ganz sicher sind sie sich nicht. Bei
       anderen hingegen kommt die Antwort aus dem Bauch heraus: „Zu 100 Prozent
       einem Bären“, antwortet eine junge Frau, die skeptisch dreinblickt. „Das
       ist erschreckend zu sagen“, fügt sie hinzu.
       
       Die Frage, auf die die junge Frau ihre Antwort gab, lautet: „Würdest du
       lieber mit einem Mann oder einem Bären in einem Wald festsitzen?“ Im
       englischsprachigen Tiktok trendet die Diskussion seit Frühlingsbeginn, auch
       im deutschsprachigen Raum beantworten viele junge Menschen unabhängig ihres
       Geschlechts diese Frage. Die meisten Menschen sind sich bei der Antwort
       einig: Sie stecken lieber alleine mit einem Bären im Wald fest als mit
       einem Mann.
       
       „Ich kann mit Tieren besser“, gibt eine junge Frau als Begründung an. Eine
       andere erklärt, dass sie Angst davor habe, ungefragt angefasst zu werden.
       Auch junge Männer fühlen sich bei dem Gedanken mit einem Bären wohler:
       „Wenn der Bär ein Homie ist, haben wir eine gute Zeit, wie bei
       Bärenbrüdern“, erklärt einer. Ein anderer gibt an, dass er sich bei einem
       Bären immer noch tot stellen könnte: „Ein Mann würde dich nicht in Ruhe
       lassen.“
       
       Auffällig ist, dass es durchaus darauf ankommt, ob der Mann ein Fremder ist
       oder nicht. Ist es ein Bekannter, wählen viele durchaus lieber den Mann.
       Bei einem Fremden hingegen sei das Risiko zu hoch, [1][dass er gewalttätig
       werden könnte]: „Er könnte so viel tun mit deinem Körper, nachdem er dich
       umbringt“, erklärt eine junge Frau. „Oder bevor“, fügt sie hastig hinzu.
       
       ## Wahrscheinlichkeit bei 1 zu 2,1 Millionen
       
       Doch wie gefährlich sind Bären oder fremde Männer wirklich? Die
       US-amerikanische Tierschutzorganisation In Defense of Animals (IDA)
       erklärt, dass die Wahrscheinlichkeit, [2][von einem Bären angegriffen zu
       werden], bei 1 zu 2,1 Millionen liegt – eher werden Menschen von einer
       Biene oder einem anderen Menschen getötet als von einem Bären.
       
       Die meisten Bären scheuen Kämpfe und verstecken sich oder rennen weg. Wenn
       sie sich bedroht fühlen, können sie sich aber auch verteidigen und dabei
       zum Angriff gegen Menschen ausholen. Greift ein Bär an, rät IDA dazu, sich
       je nach Bärenart entweder tot zu stellen oder laut zu verteidigen. Ein
       Bärenspray sollten Wander:innen in bärendichten Regionen stets dabei
       haben. Dazu zählt Deutschland aber nicht: Dafür ist die Bundesrepublik zu
       dicht mit Menschen besiedelt.
       
       Bei Männern sieht die Wahrscheinlichkeit schon anders aus. In ganz
       Deutschland wurden laut der [3][polizeilichen Kriminalstatistik in 2023]
       über 2,2 Millionen Straftaten begangen. Davon werden 1,67 Millionen und
       somit 75 Prozent den Männern angerechnet. Doch es sind nicht die fremden
       Männer, vor denen sich Frauen fürchten sollten: [4][In den meisten Fällen
       von Übergriffen und sexualisierter Gewalt kennen die Betroffenen die
       Tatverdächtigen]. Jede vierte Frau erlebt mindestens einmal physische
       Gewalt durch ihren Partner oder Expartner, an jedem dritten Tag gelingt es
       einem Mann, seine Partnerin oder Expartnerin zu töten.
       
       Diese Kenntnis soll die Angst vor dem fremden Mann nicht relativieren –
       sondern zu bedenken geben, dass ein bekannter Mann nicht unbedingt die
       bessere Wahl ist, wenn an seiner Stelle auch ein friedlicher Bär eintreten
       könnte.
       
       2 May 2024
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] /Nach-Messerattacke-in-Australien/!6001727
 (DIR) [2] /Auf-Baerenpirsch-in-Spanien/!5950513
 (DIR) [3] https://www.bka.de/DE/AktuelleInformationen/StatistikenLagebilder/PolizeilicheKriminalstatistik/PKS2023/PKSTabellen/BundTV/bundTV.html?nn=226082
 (DIR) [4] /Gewalt-gegen-Frauen/!6001006
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Shoko Bethke
       
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