# taz.de -- EU-Klimaziel für 2040: 90 Prozent weniger Treibhausgas
       
       > Die EU-Kommission will Treibhausgas-Emissionen bis 2040 um 90 Prozent
       > senken. Mit Rücksicht auf Bauern verwässerte sie ihre Botschaft aber.
       
 (IMG) Bild: Klimaziele wegfackeln: Hier in Spanien auf der AP-7 Autobahn protestierten Bauern gegen Steuererhöhungen und grüne Politik
       
       Brüssel taz | Es sollte ein klares Bekenntnis zum Klimaschutz werden. Doch
       mit Rücksicht auf protestierende Bauern und die kriselnde Wirtschaft in
       Europa hat die EU-Kommission ihre Botschaft am Dienstag in Straßburg
       verwässert. Kommissionschefin Ursula von der Leyen und ihr Team
       [1][schlugen zwar wie erwartet vor], die Treibhausgas-Emissionen in den 27
       EU-Ländern bis 2040 um 90 Prozent zu senken (im Vergleich zu 1990).
       
       Doch das neue Ziel soll nur „netto“ gelten. Wenn also zum Beispiel durch
       das umstrittene Carbon Capture and Storage (CCS) Kohlendioxid abgeschieden
       und beispielsweise unterirdisch gespeichert wird, darf das bei den
       Emissionen gegengerechnet werden. „Brutto“ wäre der Klimaschutz-Erfolg dann
       geringer, kritisieren Klimaschützer.
       
       Die massiven [2][Bauernproteste] der letzten Wochen haben offenbar Wirkung
       gezeigt. Brüssel will auf neue, verbindliche Ziele für die Landwirtschaft
       und andere Branchen erst mal verzichten – die sollen erst später folgen.
       Ein Gesetz zur Verringerung des Pestizideinsatzes wurde sogar komplett
       zurückgezogen.
       
       „Ich werde vorschlagen, den Entwurf zurückzuziehen“, sagte von der Leyen
       vor dem Europaparlament in Straßburg. Das Thema bleibe zwar aktuell, aber
       für die Umsetzung sei ein anderer, neuer Ansatz erforderlich. Der Vorschlag
       sei zu einem „Symbol der Polarisierung“ geworden, erklärte von der Leyen,
       die in Kürze ihre Kandidatur für eine zweite Amtszeit bekannt geben will
       und mit Widerstand in den eigenen Reihen zu kämpfen hat.
       
       ## Bauern haben Zugeständnisse bekommen
       
       Die Kommission hatte ursprünglich vorgeschlagen, [3][den Einsatz von
       Pestiziden bis 2030 zu halbieren]. Nach massiven Protesten aus der
       Landwirtschaft kippte eine Mehrheit aus Konservativen, Rechten und
       Abgeordneten von Liberalen und Sozialdemokraten das Vorhaben im November.
       
       Klimaschutz könne nur im Dialog gelingen, heißt es nun. Der Übergang in
       eine klimaneutrale Wirtschaft müsse gerecht sein, dies sei „in Imperativ“.
       Dabei gelte es, die Sorgen der Bürger und der Industrie zu berücksichtigen.
       
       Sektorspezifische Vorgaben und neue EU-Gesetze zum Klimaschutz sollen nun
       erst in der nächsten Legislaturperiode folgen – also nach der Europawahl im
       Juni. Dennoch sorgen die Vorschläge schon jetzt für Streit.
       
       Die deutsche Industrie rief alle Verantwortlichen auf, Nachteile im
       internationalen Wettbewerb zu verhindern. Das neue Klimaziel dürfe „nicht
       zulasten der Wettbewerbsfähigkeit der europäischen Wirtschaft gehen“,
       erklärte der Branchenverband BDI.
       
       ## Umweltschützer sind nicht zufrieden
       
       Die Umweltschützer von Greenpeace bemängeln dagegen, dass Brüssel bei den
       Klimaschutz-Auflagen für die Landwirtschaft „einen Rückzieher“ gemacht
       habe. Greenpeace bemängelt zudem, dass die Kommissionspläne keine Zieldaten
       zum Ausstieg aus Kohle, Öl und Erdgas vorsehen.
       
       Ärger gibt es auch im Europaparlament. „Es ist nicht nachzuvollziehen,
       warum Emissionsreduktionsziele für die Landwirtschaft und die Abschaffung
       fossiler Subventionen gestrichen werden sollten“, kritisierte Henrike Hahn
       von den Grünen. Das vorgeschlagene Klimaziel reiche nicht aus, um die EU
       beim Klimaschutz an die Spitze zu setzen.
       
       Demgegenüber lobt der Europaabgeordnete Peter Liese (CDU) das Vorgehen der
       Kommission. „Von der Leyen hat den Menschen zugehört und steuert mit der
       heute veröffentlichten Mitteilung nach“, erklärte er. Die angestrebten 90
       Prozent seien „sehr ambitioniert“, so Liese.
       
       Kritik gab es auch am Rückzug der Pestizidverordnung. Die Kommission müsse
       nun einen neuen Vorschlag vorlegen, sagte Sarah Wiener, die zuständige
       Berichterstatterin des EU-Parlaments. Der Rückzug sei eine „neue Chance, an
       einer mehrheitsfähigen Pestizidverordnung zu arbeiten“.
       
       6 Feb 2024
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] https://climate.ec.europa.eu/document/download/2ccd7710-5fc3-420f-aeb8-9a3af271f970_en?filename=2040%20Climate%20Target%20Communication_en_0.pdf
 (DIR) [2] /Bauernprotest/!t5985152
 (DIR) [3] /EU-Kommission-will-weniger-Pestizide/!5834460
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Eric Bonse
       
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