# taz.de -- Zugangssperren in U-Bahnhöfen: Vom Zaun zum Kreuz
       
       > Um Obdachlose draußen zu halten, wollen Polizei und CDU nach dem
       > Görlitzer Park auch U-Bahnhöfe absperren. Doch das wird nicht
       > funktionieren.
       
 (IMG) Bild: Zugangssperre in Brüssel
       
       Die Idee, [1][Obdachlose oder Drogenabhängige] im Stadtbild unsichtbar zu
       machen, elektrisiert. Seit Tagen berichten Berlins Medien über den
       Vorschlag von Markus van Stegen, Leiter der für Kreuzberg und Neukölln
       zuständigen Polizeidirektion 5, U-Bahnhöfe mit Zugangskontrollen in Form
       von Drehkreuzen auszustatten. Am Dienstag frohlockte der Berliner Kurier
       auf seiner Titelseite: „Experten fordern Drehkreuze gegen Drogen, Elend und
       Gewalt. Werden Berlins U-Bahnhöfe abgeriegelt?“
       
       Die einfache Antwort darauf lautet: Nein. Das zeigen ähnliche Debatten aus
       den vergangenen Jahrzehnten ebenso wie das Bemühen von Logik. Trotzdem
       werden viele Zeilen darauf verwendet, Politiker:innen befragt und
       Vergleiche mit anderen Städten herangezogen. Dass das Bedürfnis groß ist,
       sozialen Problemlagen mit Absperrungen zu begegnen, hat zuletzt schon der
       geplante [2][Zaun um den Görlitzer Park] gezeigt. Was sich aber überirdisch
       zumindest praktisch umsetzen lässt, scheitert unterirdisch an den
       Gegebenheiten.
       
       Trotz der Berliner Sehnsucht, Weltmetropole zu sein, sind New York, Paris
       oder Moskau kein Vorbild. Vielen U-Bahnhöfen hier fehlt es schlicht und
       einfach am Platz, um Sperren einzurichten; man denke nur an die Bahnhöfe
       der Gründerzeit, etwa auf der U6, deren schmale Treppen von der Straße
       direkt auf den U-Bahn-Steig führen. Ad absurdum werden Drehkreuze auch
       durch Aufzüge geführt, die direkt von der Straße auf die Bahnhöfe führen.
       
       Zugangsbeschränkungen setzen eine Zwischenebene voraus, um gefährliche
       Stausituationen zu vermeiden – und bleiben doch eine Gefahr, etwa im Fall
       eines Brandes. Ein solcher, im U-Bahnhof Deutsche Oper im Jahr 2000,
       beendete schon einmal das Vorhaben, Sperren einzurichten. Nicht zuletzt:
       Die Installation und der Betrieb durch dauerhaftes Stationspersonal würde
       Unsummen verschlingen, Geld, das in einen [3][funktionsfähigen Fuhrpark
       oder mehr Fahrer:innen] deutlich besser investiert wäre.
       
       Auf all das weisen Verkehrsexpert:innen der BVG oder des
       Fahrgastverbands hin – aber im Sicherheitsdiskurs zählen selten Argumente.
       Unterstützung für den Polizeivorschlag kommt wenig überraschend aus der
       CDU. Man möchte antworten: Wer Drehkreuze will, soll doch Schwebebahnen
       bauen.
       
       21 Feb 2024
       
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