# taz.de -- Kein Abkommen für die Hamas-Geiseln: Ein Nein mit hohem Preis
       
       > Was die Terrorgruppe Hamas fordert, ist viel. Dass Israels
       > Ministerpräsident Netanjahu einen Deal zur Geiselfreilassung ablehnt, ist
       > dennoch erbarmungslos.
       
 (IMG) Bild: US-Außenminister Blinken in Israel
       
       Es muss den Angehörigen und FreundInnen der von den Islamisten in den
       Gazastreifen entführten Menschen ein Schauer durch den Körper gegangen
       sein, als sie Israels Regierungschef Benjamin [1][Netanjahus Reaktion auf
       die Forderungen der Hamas] hörten. Auf absehbare Zeit wird es wohl keinen
       weiteren Tausch von Geiseln gegen palästinensische Häftlinge geben. Das
       ist eine bittere Nachricht vor allem für die, die seit über vier Monaten in
       ständiger Todesangst, hungernd und durstend irgendwo in dem kaum belüfteten
       Tunnellabyrinth ausharren und vergeblich auf Rettung warten. Netanjahus
       klares Nein zu dem zweifellos hohen Preis, den die Hamas für einen erneuten
       Handel zur Bedingung macht, ist kaltblütig und erbarmungslos.
       
       Einen kompletten Waffenstillstand fordern [2][die Islamisten], den
       Truppenabzug und die Freilassung von zunächst 1.500 palästinensischen
       Häftlingen, darunter hunderte, die lebenslange Gefängnisstrafen absitzen,
       weil sie an blutigen Terroranschlägen beteiligt waren. Das Zögern nicht nur
       Netanjahus, sondern auch zahlreicher israelischer BürgerInnen davor, diese
       Verbrecher wieder auf freiem Fuß zu wissen, ist nachzuvollziehen.
       
       ## Sinwar ist das beste Beispiel für die Gefahr eines solchen Deals
       
       Niemand muss glauben, dass sich die Männer, die Jahre in israelischen
       Gefängnissen verbrachten, nach ihrer Entlassung für eine friedliche Lösung
       einsetzen. Jahia Sinwar, der zentrale Drahtzieher des Massakers vom 7.
       Oktober, ist das beste Beispiel dafür, dass es gute Gründe für die
       verbreitete Angst gibt. Er kam 2011 bei dem Austausch gegen den
       israelischen Soldaten Gilad Schalit auf freien Fuß. Sinwar hat
       erklärtermaßen seine Haftzeit genutzt, um den Feind zu studieren.
       
       Über fünf Jahre hielt die Hamas Schalit in Geiselhaft. Um sein Leid zu
       beenden, hat sich die Regierung – auch damals unter der Führung Netanjahus
       – durchgerungen, mehr als eintausend palästinensische Häftlinge zu
       entlassen. Damit liegt die Latte für weitere Geiselverhandlungen hoch.
       
       Noch sind rund 100 Verschleppte am Leben, vielleicht sogar nur noch 85,
       wenn man Vermutungen, die das Wall Street Journal veröffentlichte, Glauben
       schenkt. Vielleicht noch weniger. Sie hätte keine weiteren 50 Tage
       überlebt, sagte eine Israelin, die bei dem ersten Tausch auf freien Fuß
       kam. Jeder weitere Tag in Geiselhaft kann ein Todesurteil sein. Jetzt alle
       Geiseln nach Hause zu bringen muss höchste Priorität haben – egal um
       welchen Preis. Wenn der oder die letzte Verschleppte frei ist, kann der
       Kampf gegen die Terroristen weitergehen.
       
       Es ist keine Zeit zu vergeuden, sonst gibt es bald keine [3][lebende
       Geisel] mehr, um deren Entlassung man verhandeln könnte.
       
       8 Feb 2024
       
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 (DIR) Susanne Knaul
       
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