# taz.de -- US-Beschuss proiranischer Milizen: Bidens unfreiwilliger Balanceakt
       
       > Teherans Handlanger nutzen den Krieg, um an der antiamerikanischen Front
       > zu punkten. Weder Irak noch die Huthis dürften Interesse für Gaza hegen.
       
 (IMG) Bild: Mitglieder der irakischen Volksmobilisierungskräfte bei der Beerdigung von 16 Mitgliedern, die bei US-Luftangriffen getötet wurden
       
       Die Logik Teherans und seiner Handlanger geht auf: Mit den US-Angriffen auf
       Ziele in Irak, Syrien und Jemen werden die USA weiter in einen Großkonflikt
       gezogen, der nur noch deklamatorisch etwas mit dem Krieg im Gazastreifen zu
       tun hat. Während es Teheran immer besser gelingt, Israels Krieg gegen die
       Hamas mit der Rolle der USA in der Region zu koppeln, werden die
       Palästinenser*innen für Irans antiamerikanische Agenda
       instrumentalisiert.
       
       Irak und Gaza – eigentlich sind das ebenso zwei Paar Schuh wie [1][die
       Huthis] und Gaza. Sowohl im Irak als auch im Jemen sind Konflikte mit ganz
       eigenen Dynamiken im Gange. Doch in der öffentlichen Wahrnehmung ist längst
       alles mit Gaza verknüpft. Populär ist, wer sich für die
       Palästinenser*innen einsetzt, die einem Krieg ausgesetzt sind, an den
       man sich im Gazastreifen noch in hundert Jahren erinnern wird.
       
       Dass sogar die Huthis auf der Welle der Solidarität surfen, zeigt, wie gut
       sich [2][der Gazakrieg] instrumentalisieren lässt. Als
       schiitisch-islamistische Bewegung steht sie dem arabisch-sunnitischen
       Mainstream in der Region nicht sonderlich nahe. Trotzdem schaffen sie es,
       sich als tatkräftige Unterstützer der Palästinenser*innen in Szene zu
       setzen.
       
       Indem Iran über seine Handlanger immer offener gegen die USA vorgeht, will
       sich das Regime – gewissermaßen das Mutterschiff für die antiamerikanischen
       Kräfte in Irak, Syrien, Libanon und Jemen – profilieren. In Teheran weiß
       man, dass die USA keinen Krieg mit Iran wollen. Die US-Wahl im November ist
       für das Regime die ultimative Sicherheitsgarantie. Und man weiß auch: Je
       stärker sich die USA in den Konflikt hineinziehen lassen, desto mehr
       verfängt das Argument, dass sie für alles Übel in der Region verantwortlich
       sind.
       
       ## Vorläufig besonnene Reaktion
       
       Die USA haben in den letzten Jahren mitnichten eine konstruktive Rolle
       gespielt, wenn es um Israel und Palästina ging. Trumps Nahostteam stand der
       israelischen Siedlerbewegung nahe, und Biden bringt es auch nach über
       20.000 Toten in Gaza nicht über die Lippen, Waffenstillstand zu sagen. Doch
       was die Region angeht, haben die USA bislang besonnen reagiert. Wochenlang
       ließen Vergeltungsschläge gegen die Huthis auf sich warten. Auch [3][die
       Angriffe in Irak und Syrien] waren begrenzt.
       
       Noch scheint es um Symbolik zu gehen, nicht darum, die angegriffenen Kräfte
       ernsthaft zu schwächen. Vor allem hat Biden, anders als von Teilen der
       US-Opposition gefordert, keine Ziele innerhalb Irans angreifen lassen. Je
       länger die Katastrophe in Gaza andauert und je näher die US-Wahl rückt,
       desto schwieriger wird jedoch der Balanceakt zwischen Zurückhaltung und
       Reaktion.
       
       4 Feb 2024
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] /Angriffe-der-Huthis-gegen-Schiffe/!5977673
 (DIR) [2] /Schwerpunkt-Nahost-Konflikt/!t5007999
 (DIR) [3] /Nach-Tod-von-drei-US-Soldaten/!5989931
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Jannis Hagmann
       
       ## TAGS
       
 (DIR) Schwerpunkt Konflikt zwischen USA und Iran
 (DIR) Palästinenser
 (DIR) Schwerpunkt Nahost-Konflikt
 (DIR) GNS
 (DIR) Gaza
 (DIR) Joe Biden
 (DIR) USA
 (DIR) Palästina
 (DIR) USA
 (DIR) Schwerpunkt Nahost-Konflikt
 (DIR) Jemen
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
 (DIR) +++ Nachrichten im Nahost-Krieg +++: Russland kritisiert US-Luftangriffe
       
       Im UN-Sicherheitsrat werfen Russland und China den USA vor, die Lage in
       Nahost zu verschärfen. Kanzler Scholz drängt bei Netanjahu auf
       Zweistaatenlösung.
       
 (DIR) Zunehmende Gewalt im Westjordanland: Brandgefährliche Siedler
       
       Die Berichte von Gewalt im Westjordanland häufen sich. Die militärische
       Rolle der teils radikalideologischen Siedler*innen ist bedrohlich.
       
 (DIR) Nach Tod von drei US-Soldaten: Luftangriffe auf proiranische Milizen
       
       Eine neue Eskalation im Nahen Osten: Das US-Militär verübt in der Nacht zum
       Samstag Vergeltungsschläge gegen 85 Ziele in Irak und Syrien. Weitere
       sollen folgen.
       
 (DIR) US-Rolle in Nahost: Biden in der Bredouille
       
       Nach dem Tod von drei US-Soldaten werden die Rufe nach Vergeltung gegen
       Iran lauter. Doch Präsident Biden will eine Eskalation unbedingt
       verhindern.
       
 (DIR) Angriffe der Huthis gegen Schiffe: Gegenoffensive notwendig
       
       Huthis terrorisieren zunehmend Handelsschiffe. Wichtig ist jetzt ein
       entschlossenes Vorgehen möglichst vieler Staaten gegen die Milizen.