# taz.de -- Studie zu Nachhaltigkeit von Betrieben: Mitreden ist gut für die Umwelt
       
       > Starke Angestelltenvertretungen machen Unternehmen laut einer Studie
       > nachhaltiger. Für den Zusammenhang gibt es gleich mehrere Begründungen.
       
 (IMG) Bild: 1.000 Betriebsräte hatten sich zum Betriebsrätetag in Bonn im November angemeldet
       
       Berlin taz | Wenn Angestellte und ihre Vertreter*innen viel in der
       Firma mitgestalten können, ist das auch gut für die Umwelt. Denn
       Unternehmen mit starken Mitbestimmungsrechten agieren nachhaltiger als ihre
       Konkurrenz. Das ist das Ergebnis einer Studie, die der taz exklusiv
       vorliegt. „Die Mitbestimmung [1][ist damit Teil der Transformation] der
       Unternehmen in Richtung eines sozial-ökologischen Wirtschaftens“, fasst
       Robert Scholz vom Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung (WZB) die
       Ergebnisse seiner Arbeit zusammen, die vom Institut für Mitbestimmung und
       Unternehmensführung der gewerkschaftsnahen Hans-Böckler-Stiftung gefördert
       wurde.
       
       Scholz stellte sich in seiner Studie der Aufgabe, Begriffe wie
       Nachhaltigkeit und Mitbestimmung mithilfe von Indizes zu messen und so
       zwischen ihnen einen statistischen Zusammenhang zu berechnen. Die Stärke
       der Mitbestimmung bewertete der Ökonom anhand des vom WZB entwickelten
       Mitbestimmungsindex, der unter anderem misst, wie viele
       Arbeitnehmervertreter*innen im Aufsichtsrat sitzen.
       
       Grundlage der Nachhaltigkeitseinschätzungen sind die ESG-Bewertungen, die
       die Ratingagentur Refinitiv für 224 im deutschen Börsenindex CDAX
       gelistete Unternehmen erhoben hat. ESG steht für die Wörter Environment,
       Social und Governance, die die für Nachhaltigkeit zentralen Bereiche
       Umwelt, Soziales und Unternehmensführung abdecken. Auch wenn es durchaus
       schwierig ist, solche Kriterien in Zahlen zu fassen, werden sie immer
       wichtiger. „Fast alle relevanten global agierenden Finanzmarktakteure
       beziehen [2][Nachhaltigkeitskriterien in ihre Investitionsentscheidungen]
       mit ein“, schreibt Scholz.
       
       Er kam zum Ergebnis, dass neben Unternehmensgröße und Eigentümerstruktur
       vor allem die Stärke der Mitbestimmung Einfluss auf die Nachhaltigkeit von
       Unternehmen hat. Dabei fand Forscher Scholz besonders häufig Unternehmen
       vor, die entweder ein besonders starkes Maß an Mitbestimmung aufwiesen und
       gleichzeitig sehr nachhaltig waren oder solche mit einem geringen
       Mitbestimmungsindex sowie niedriger ESG-Bewertung.
       
       ## Auch hohe ökologische Nachhaltigkeit
       
       In Zahlen ausgedrückt hat laut der Studie ein Unternehmen mit starker
       Mitbestimmung der Beschäftigten im Aufsichtsrat eine im Mittel um ein
       knappes Fünftel höhere Nachhaltigkeitsbewertung als ein Unternehmen ohne
       Mitbestimmung.
       
       Dabei wiesen Unternehmen mit starker Mitbestimmung nicht nur ein hohes Maß
       an sozialer Nachhaltigkeit auf, die etwa anhand der Anzahl von
       Arbeitsunfällen gemessen wird, sondern auch eine besonders große
       ökologische Nachhaltigkeit. Diese wird unter anderem anhand von
       Treibhausgasemissionen gemessen.
       
       Dass Unternehmen mit starker Mitbestimmung in fast allen
       Nachhaltigkeitskategorien durchschnittlich ein besseres Ergebnis erreichen,
       ist für den Wissenschaftler „ein Beleg dafür, dass die ökologische
       Transformation einer sozial nachhaltig ausgerichteten Unternehmenspolitik
       nicht widerspricht“. Den Arbeitnehmervertretungen sei „die Notwendigkeit
       des Wandels bewusst, sodass sie nach ihren Möglichkeiten die Transformation
       der Geschäftsmodelle unterstützen, etwa, wenn es um die Senkung der
       Emissionen oder des Ressourcenverbrauchs geht“, erklärt Scholz den
       Zusammenhang zwischen Mitbestimmung und Nachhaltigkeit.
       
       Letztlich ginge es um eine Sache, an der die Angestellten ein ureigenes
       Interesse hätten: die langfristige [3][Sicherung von Arbeitsplätzen]. So
       ist die Messung von Nachhaltigkeit laut der Studie damit verbunden, „dass
       Wertschöpfungsprozesse und die Unternehmensorganisation angepasst werden
       müssen, um nachhaltiger aufgestellt zu sein“.
       
       Scholz verweist dabei auf den Fall eines Industrieunternehmens, in dem die
       Arbeitnehmervertretungen durchsetzten, dass die Vorstandsvergütungen an
       Nachhaltigkeitsziele gekoppelt wurden. Die Erreichung der Ziele werde dabei
       jährlich evaluiert.
       
       5 Dec 2023
       
       ## LINKS
       
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