# taz.de -- +++ Nachrichten im Ukrainekrieg +++: Ukraine will Kooperation verstärken
       
       > Präsident Selenski will die Zusammenarbeit mit der EU im laufenden Jahr
       > weiter ausbauen. Kyjiw beziffert russische Verluste in Bachmut auf 500
       > Mann pro Tag.
       
 (IMG) Bild: Selenski bei seinem Besuch in Brüssel, Februar 2023
       
       ## Selenski: Zusammenarbeit mit EU ausbauen
       
       Der ukrainische Präsident Selenski will die Kooperation mit den
       europäischen Institutionen im laufenden Jahr deutlich ausbauen und sein
       Land auf Sicht in die EU führen. „Die Aufgabe besteht darin, aktiv alles
       für die Mitgliedschaft unseres Landes in der Europäischen Union
       vorzubereiten, die [1][Waffenlieferungen an die Ukraine] zu erhöhen und die
       Sanktionen gegen Russland zu verstärken“, sagte Selenski am Samstag in
       seiner allabendlichen Videobotschaft. Dazu hätten er und
       EU-Parlamentspräsidentin Roberta Metsola auch bei einem persönlichen
       Treffen gesprochen.
       
       Selenski treibt die Annäherung seines Landes an die EU voran, den
       Angriffskrieg Russlands führt er dabei als Argument, nicht als Hindernis
       an. Auch beim Gespräch mit Metsola sei es darum gegangen, die Forderungen
       der EU-Kommission so schnell wie möglich zu erfüllen, um noch in diesem
       Jahr mit Beitrittsverhandlungen beginnen zu können, sagte er. Daneben seien
       auch die von Kyjiw vorgeschlagene „Friedensformel“ und die Aussichten auf
       einen Friedensgipfel unter breiter Beteiligung der Länder des Globalen
       Südens besprochen worden, teilte die ukrainische Seite nach dem Treffen mit
       der EU-Parlamentspräsidentin mit.
       
       Metsola drang auf eine Ausweitung der Waffenlieferungen an die ukrainischen
       Streitkräfte. „Die Mitgliedstaaten sollten ernsthaft erwägen,
       Kampfflugzeuge in die Ukraine zu schicken“, sagte die maltesische
       Politikerin am Rande eines Besuchs in der westukrainischen Großstadt Lwiw.
       Sie werde weiterhin dazu auffordern, alles an Ausrüstung bereitzustellen,
       was die Ukraine für einen Sieg benötige. Auch Lettlands Regierungschef
       Krisjanis Karins sprach sich für die Lieferung von Kampfjets an die Ukraine
       aus. (dpa)
       
       ## Kyjiw beziffert russische Verluste in Bachmut auf 500 Mann pro Tag
       
       In der seit Monaten andauernden [2][Schlacht um die ostukrainische Stadt
       Bachmut] erleidet das russische Militär nach Angaben aus Kyjiw weiterhin
       enorm hohe Verluste. „Die Verluste der Russen belaufen sich jeden Tag auf
       bis zu 500 Gefallene und Verletzte“, sagte der ukrainische
       Verteidigungsminister Olexij Resnikow der Bild am Sonntag. Die russischen
       Soldaten seien lediglich „Kanonenfutter“ in der von Moskau genutzten
       „Taktik des Fleischwolfs“. Unabhängig lassen sich die Angaben zu den
       Verlustzahlen nicht überprüfen.
       
       Laut Resnikow ist Bachmut „für die Russen ein symbolischer Ort“, weshalb
       die Anstrengungen für die Einnahme der Stadt so groß seien. Dabei bedeute
       selbst deren Eroberung nichts für den weiteren Verlauf der Kämpfe im
       Donbass, sagte er der Zeitung. (dpa)
       
       ## Kyjiw: Angriffe bei Bachmut abgewehrt
       
       Der ukrainische Generalstab meldete am Samstagabend weiter schwere Kämpfe
       um Bachmut. Laut dem Lagebericht blieben die Versuche des russischen
       Militärs, die Stadt einzukesseln, „erfolglos“. Die ukrainischen Verteidiger
       hätten alle Angriffe zurückgeschlagen.
       
       In Bachmut und rund um die Stadt ist vor allem die russische Söldnereinheit
       Wagner aktiv. Deren Chef, der als kremlnah geltende Oligarch Jewgeni
       Prigoschin, hat in der Vergangenheit in russischen Gefängnissen Männer für
       die Truppe rekrutiert. Gerade unter diesen Gefangenen sollen Berichten
       zufolge die Verluste extrem hoch sein. Die Menschenrechtsorganisation
       „Russland hinter Gittern“ sprach zuletzt davon, dass von den 50.000 in
       Gefängnissen angeworbenen Söldnern nur noch 10.000 an der Front seien. Der
       Rest sei gefallen, verwundet, gefangen genommen worden oder desertiert.
       
       Aber auch auf ukrainischer Seite gelten die Verluste als hoch. Hatte
       Selenski Bachmut vor Monaten noch als „Festung“ bezeichnet, die nicht
       aufgegeben werde, wird der Fall der Stadt inzwischen in Kiew als
       Möglichkeit in Betracht gezogen. Doch will die Ukraine so lange wie möglich
       an den Stellungen festhalten, auch weil die russischen Truppen beim
       Anrennen dagegen viel Zeit und Kraft verlieren.
       
       Die Stadt selbst, die einst 74.000 Einwohner zählte, ist inzwischen
       weitgehend zerstört. Nach Schätzungen der Behörden leben nur noch etwa
       5.000 Zivilisten in Bachmut. (dpa)
       
       ## Kleines Mädchen unter Opfern russischen Raketenangriffs
       
       Die Zahl der Opfer in einem Wohnblock in der ukrainischen Großstadt
       Saporischschja nach einem russischen Raketenangriff stieg laut
       Behördenangaben auf elf Tote. Aus den Trümmern sei auch ein acht Monate
       altes Kleinkind geborgen worden, teilte der ukrainische Zivilschutz am
       Samstag auf seinem Telegram-Kanal mit. „Das Mädchen ist zusammen mit seiner
       Familie gestorben.“ Die Such- und Bergungsarbeiten nach dem Raketenangriff
       gingen weiter. Es werden noch mehr Opfer unter den Trümmern des
       fünfstöckigen Gebäudes vermutet.
       
       Saporischschja ist die Hauptstadt des im Herbst von Russland annektierten
       gleichnamigen Gebiets im Südosten der Ukraine. Dabei hat Russland die
       Großstadt, die vor dem Krieg 700.000 Einwohner hatte, nie eingenommen.
       Derzeit verläuft die Front weniger als 50 Kilometer von der Stadt entfernt.
       Saporischschja ist daher relativ häufig Ziel russischer Raketen- und
       Artillerieangriffe. (dpa)
       
       ## Lettischer Ministerpräsident für Lieferung von Kampfjets an Ukraine
       
       Lettlands Regierungschef Karins sprach sich für eine Lieferung von
       Kampfjets an die Ukraine aus. „Ich sehe nicht, weshalb der Westen keine
       Kampfjets liefern sollte. Wenn die Ukrainer Kampfflugzeuge benötigen,
       sollten sie sie bekommen“, sagte Karins dem „Spiegel“. Die Lieferung von
       Kampfjets sei „nur noch eine Frage der Zeit“.
       
       In der Diskussion um die Höhe der Verteidigungsausgaben der
       Nato-Mitgliedstaaten plädiert Karins tendenziell für einen höheren
       Richtwert. „Lettland wird in diesem Jahr mehr als 2,5 Prozent für
       Verteidigung ausgeben, wir streben drei Prozent an“, sagte der
       Regierungschef. Als „Frontstaat“ habe Lettland keine Wahl. „Auf Nato-Ebene
       müssen wir erst einmal sicherstellen, dass alle Mitglieder auf zwei Prozent
       kommen. Und ja, wir sollten bereits jetzt über ein neues Ziel reden, 2,5
       Prozent zum Beispiel“, so Karins.
       
       Derzeit gilt im Nato-Bündnis die Zielvorgabe, dass sich alle
       Mitgliedstaaten bis 2024 dem Richtwert annähern, mindestens zwei Prozent
       ihres Bruttoinlandsprodukts für Verteidigung auszugeben. Laut
       Generalsekretär Jens Stoltenberg will ein Teil der Alliierten diese
       Zielmarke deutlich anheben. (dpa)
       
       5 Mar 2023
       
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