# taz.de -- Umstrittener Bautzener Landrat Witschas: Maue Distanzierung der Bundes-CDU
       
       > In einer „Weihnachtsbotschaft“ lehnte der Bautzener CDU-Landrat Witschas
       > die Unterbringung von Geflüchteten ab. Die CDU versucht sich in
       > Abgrenzung.
       
 (IMG) Bild: Geplante Unterkunft für Geflüchtete: Auf das ehemalige Spreehotel wurde ein Brandanschlag verübt
       
       Berlin/Dresden dpa | Die Bundes-CDU hat die umstrittene Weihnachtsbotschaft
       des Bautzener CDU-Landrates Udo Witschas zur [1][Unterbringung von
       Flüchtlingen] scharf kritisiert. „Wir distanzieren uns mit Nachdruck von
       der Wortwahl des Bautzener Landrates“, sagte CDU-Generalsekretär Mario
       Czaja am Mittwoch. Er äußerte sich ausdrücklich im Namen von Parteichef
       Friedrich Merz, des gesamten Vorstandes der Bundespartei „und der
       Christdemokratinnen und Christdemokraten in Deutschland“.
       
       Witschas hatte in einem am Dienstag auf Facebook veröffentlichten Video
       unter anderem gesagt, im [2][Landkreis sollten Flüchtlinge] weder in
       Turnhallen noch in dezentralen Unterkünften untergebracht werden. „Es ist
       nicht unsere Absicht, den Sport, ob nun den Schul- oder Freizeitsport,
       jetzt für diese Asylpolitik bluten zu lassen.“ Zudem wolle das Landratsamt
       nicht „Menschen, die zu uns kommen, die unsere Kultur nicht kennen, die
       unsere Regularien nicht kennen, jetzt hier in Mehrfamilienhäusern und frei
       stehenden Wohnungen unterbringen und dafür die Gefährdung des sozialen
       Friedens in Kauf nehmen“.
       
       Czaja betonte nach diesen Äußerungen: „Wir als Union haben eine ganz klare,
       eindeutige und zutiefst humane Haltung, die getragen ist von der Würde
       eines jeden Menschen, die auch in der Sprache unantastbar sein muss.“ Er
       ergänzte: „Menschen, die in unserem Land Schutz suchen, verdienen unsere
       Hilfe, unsere Fürsorge und werden mit Respekt und Anstand behandelt. Wir
       sind Demokraten und Christen und stehen zu unserer Verantwortung.“
       
       Witschas hatte seine Äußerungen zuvor auf seiner Facebook-Seite verteidigt
       und eine verkürzte Darstellung in den sozialen Medien kritisiert. Es gehe
       nicht allgemein um die Unterbringung von Asylsuchenden, sondern um konkrete
       Auswirkungen des Kreistagsbeschlusses, wonach eine weitere geplante
       Gemeinschaftsunterkunft in Hoyerswerda abgelehnt wurde. Er habe auf die
       Sorgen von Sportvereinen und Mietern reagieren wollen.
       
       ## Kretschmer spricht von verkürzter Darstellung
       
       Sachsens CDU-Landeschef und Ministerpräsident Michael Kretschmer sprach
       ebenfalls von einer verkürzten Darstellung. Die Äußerungen seien aus dem
       Zusammenhang gerissen worden. So sei ein falscher Kontext entstanden. „Die
       Menschen, die jetzt zu uns kommen, werden anständig untergebracht und auch
       nach besten Standards hier betreut. Das ist ja überhaupt keine Frage.“
       
       Kretschmer gehört als stellvertretender CDU-Vorsitzender dem Bundesvorstand
       an. Ob er sich den später verbreiteten Äußerungen Czajas anschloss, blieb
       am Abend zunächst unklar. Der Ministerpräsident sprach sich dafür aus,
       Flüchtlinge in Gemeinschaftsunterkünften unterzubringen, um die soziale und
       medizinische Betreuung und ein rechtsstaatliches Verfahren zu organisieren.
       
       Überall in Deutschland gebe es die Diskussion, Turnhallen zur Unterbringung
       von Schutzsuchenden zu nutzen. „Das wollen wir in Sachsen nicht. Wir wollen
       ganz bewusst andere Formen der Unterbringung organisieren.“ Der ebenfalls
       christdemokratische Ausländerbeauftragte des Freistaates, Geert Mackenroth,
       argumentierte dagegen für eine dezentrale Unterbringung Geflüchteter, weil
       das für die Integration besonders von Familien besser sei.
       
       Witschas erweise dem Arbeitsmarkt [3][im Kreis Bautzen] einen Bärendienst,
       da er durch seine Äußerungen auch ausländische Arbeitskräfte davon abhalte,
       Wohnsitz und Arbeit im Kreis Bautzen zu nehmen. Kritik an Witschas
       Botschaft kam auch von Thüringens Regierungschef Bodo Ramelow (Linke): Ein
       CDU-Mitglied erkläre den Bürgern, warum schutzsuchende Menschen in keine
       leerstehende Wohnung rein dürften, und wünsche dann „gesegnete
       Weihnachten“. „Die Weihnachtsgeschichte hat er nicht verstanden! Wirklich
       nicht!“, twitterte Ramelow.
       
       22 Dec 2022
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] /Studie-ueber-ukrainische-Gefluechtete/!5902908
 (DIR) [2] /Brandanschlag-in-Bautzen/!5889357
 (DIR) [3] /Brandanschlag-in-Bautzen/!5891343
       
       ## TAGS
       
 (DIR) Bautzen
 (DIR) Friedrich Merz
 (DIR) Mario Czaja
 (DIR) Serie Flucht aus der Ukraine
 (DIR) Schwerpunkt Flucht
 (DIR) GNS
 (DIR) Schwerpunkt Krieg in der Ukraine
 (DIR) Michael Kretschmer
 (DIR) Geflüchtete
 (DIR) Schwerpunkt Flucht
 (DIR) Schwerpunkt Rassismus
 (DIR) Rechtsextremismus
 (DIR) Schwerpunkt Flucht
 (DIR) Rechtsextremismus
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
 (DIR) Geflüchtete im Landkreis Bautzen: Für menschenwürdige Unterbringung
       
       Der Bautzner Landrat Witschas (CDU) bringt Geflüchtete fast nur in
       Sammelunterkünften unter. Vereine und Linken-Politiker wollen ihre Lage
       verbessern.
       
 (DIR) CDU im Osten: Ein riesiges Problem
       
       Ein sächsischer CDU-Landrat versendet flüchtlingsfeindliche
       Weihnachtsgrüße: Warum die Bundes-CDU ihr Problem im Osten endlich angehen
       muss.
       
 (DIR) Rassismus zum Fest: Weihnachtsrede mit Ressentiments
       
       Bautzens CDU-Landrat Udo Witschas lehnt in einem „Weihnachtsgruß“ die
       Unterbringung von Geflüchteten ab. Dafür erntet er Kritik.
       
 (DIR) Unterbringung von Geflüchteten in Berlin: Täglich grüßt das Murmeltier
       
       Die Hangars in Tempelhof werden wieder Notunterkunft für Geflüchtete – aber
       dieses Mal besser, sagt die Politik.
       
 (DIR) 30 Jahre Mölln-Anschlag: Das Zündeln der Mitte
       
       Angriffe auf Flüchtlingsunterkünfte nehmen wieder zu. Gegen die Gewalt
       braucht es politisches Durchgreifen – nicht nur am rechten Rand.
       
 (DIR) Brandanschlag in Bautzen: Rechte Spuren
       
       Ein zur Flüchtlingsunterkunft umfunktioniertes Hotel wird kurz vor
       Eröffnung Ziel eines Brandanschlags. Es ist nicht das erste Mal. Eine
       Spurensuche.
       
 (DIR) Angriffe steigen wieder an: Asylunterkünfte im Visier
       
       Nach Jahren des Rückgangs steigt die Zahl der Angriffe auf Unterkünfte
       wieder an. Opferberatungsstellen zeigen sich alarmiert.
       
 (DIR) Brandanschlag in Bautzen: Brandsätze durchs Fenster
       
       Erneut ist eine geplante Unterkunft für Geflüchtete abgebrannt, diesmal in
       Sachsen. Wenige Tage zuvor hatte die AfD gegen die Eröffnung demonstriert.