# taz.de -- EU-Beitrittskandidat Bosnien und Herzegowina: Langsam in die richtige Richtung
       
       > Bosnien und Herzegowina steht noch ein langer Weg bevor. Jetzt kommt es
       > darauf an, dass die EU die demokratischen Kräfte in Sarajevo stärkt.
       
 (IMG) Bild: Im Oktober leuchtet Sarajevos Nationalbibliothek schonmal in den Farben der EU
       
       Nationalistische Töne, eine politische Elite, die das Land auseinander
       reißen will, und ein gelähmter Gesamtstaat: Ausgerechnet Bosnien und
       Herzegowina, das in seiner größten Krise seit Ende des Krieges 1995 steckt,
       soll nun den Status eines [1][EU-Beitrittskandidaten] erhalten. Die
       Vertreter der Mitgliedstaaten stimmten am Dienstag einstimmig für eine
       Vorlage der EU-Kommission, wie es aus diplomatischen Kreisen hieß.
       
       Doch wie soll dieses Land bloß jemals seinen Weg in die Union finden? Was
       wie eine furchtbare Idee klingt, ist der einzig richtige Schritt. Die EU
       muss Bosnien in dieser schwierigen Zeit beistehen. Dass der tatsächliche
       Beitritt Jahre oder Jahrzehnte dauern könnte, ist den Beteiligten bewusst.
       Das ist überall in der Region zu beobachten: So verhandelt Montenegro schon
       seit zehn Jahren mit der EU und hat noch nicht einmal die Hälfte der
       Kapitel abgeschlossen.
       
       Und die Entwicklungen in Bosnien lassen vermuten, dass dem Land ein noch
       längerer und schwierigerer Weg bevorsteht. Denn mit Fortschritten in Sachen
       Reformen kann das Balkanland seit seiner Bewerbung um den Kandidatenstatus
       im Jahr 2016 kaum aufwarten. Problematisch sind dabei etwa Reformen des
       Justizwesens und des Wahlrechts.
       
       Letzteres sorgte vor den Wahlen am 2. Oktober für Zündstoff, als
       insbesondere kroatische Nationalisten Druck auf den Hohen Repräsentanten
       [2][Christian Schmidt], der die Friedensordnung im Land überwacht,
       ausübten, um ein Wahlrecht zugunsten ihrer Macht zu schaffen. Und auch der
       serbische Nationalistenführer [3][Milorad Dodik] droht immer wieder, die
       Teilrepublik Republika Srpska vom Gesamtstaat, der aus einem serbischen und
       einem kroatisch-bosniakischen Teilstaat besteht, zu lösen und eine eigene
       Armee zu gründen.
       
       Dieses Gezerre lähmt nicht nur die Institutionen Bosniens, es ist auch
       brandgefährlich. Darauf muss die EU genau schauen und demokratische Kräfte
       in Sarajevo unterstützen, wo sie nur kann. Nachdem Brüssel den Westbalkan
       lange Zeit sträflich vernachlässigt hat, muss die Region zu einer Priorität
       werden.
       
       13 Dec 2022
       
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