# taz.de -- Frachter aus der Ukraine: Getreideexporte erfolgreich
       
       > 170.000 Tonnen Getreide konnten ausgefahren werden, ein Frachter ist
       > bereits am Zielhafen angekommen – ausgerechnet die „Razoni“ jedoch nicht.
       
 (IMG) Bild: Der Frachter „Navi Star“ verlässt Odessa
       
       Istanbul taz | Der Getreidetransport aus ukrainischen Häfen läuft. Wie ein
       Sprecher des Istanbuler Koordinationszentrums am Montag erklärte, sind seit
       dem Start des ersten Schiffes vor einer Woche nun insgesamt 10
       Getreidetransporter aus der Ukraine mit insgesamt 170.000 Tonnen Getreide
       an Bord unterwegs. Die letzten beiden liefen am Montagmorgen aus den Häfen
       Tschornomorsk und Pivdennyi aus.
       
       Mit Pivdennyi ist nun auch der dritte und letzte Hafen in Betrieb genommen
       worden, der in der am 22. Juli von Russland und der Ukraine in Istanbul
       unterzeichneten Vereinbarung als Ausgangshafen genannt wird. Die beiden
       Schiffe „Sakura“ auf dem Weg nach Italien und die „Arizona“ auf dem Weg in
       die Niederlande haben zusammen 60.000 Tonnen Agrarprodukte geladen.
       
       Nachdem am Sonntag mit der „Fulmar S“ auch der erste leere Frachter in
       Tschornomorsk angekommen war, um neu mit Getreide beladen zu werden, hat
       nun ein weiteres leeres Schiff auf dem Weg in die Ukraine den Bosporus
       passiert und wird demnächst die Ukraine erreichen. Der Bosporus, die
       Wasserstraße quer durch Istanbul, ist das Nadelöhr, an dem alle am
       Getreidetransport beteiligten Schiffe gemäß der Istanbuler Vereinbarung
       kontrolliert werden.
       
       Das Kontrollzentrum in Istanbul, in dem neben türkischen Marineoffizieren
       auch Vertreter aus Russland und der Ukraine präsent sind, überwacht jeden
       Transport zur und aus der Ukraine genau. Moderiert wird das Kontrollzentrum
       von den Vereinten Nationen und einem türkischen Admiral. Am Ausgang des
       Bosporus ins Schwarze Meer ist ein Areal festgelegt worden, wo alle
       Getreidetransporter ankern müssen und von den Teams aus dem Kontrollzentrum
       inspiziert werden. Dadurch wird sichergestellt, dass aus der Ukraine
       kommende Schiffe genau das geladen haben, was angekündigt und genehmigt
       wurde, und dass leere Frachter Richtung Ukraine keine Waffen
       transportieren.
       
       ## Erfolg für die Türkei
       
       Die türkische Seite hat sich bislang zufrieden mit dem Ablauf der
       Kontrollen geäußert. Die russischen und ukrainischen Teams werden jeweils
       getrennt von der türkischen Küstenwache zu den Schiffen gebracht und können
       dann dort Ladung und Mannschaft überprüfen. Mittlerweile dauert jede
       Kontrolle durchschnittlich rund zwei Stunden.
       
       Für die Türkei ist das Getreidetransportabkommen ein großer politischer
       Erfolg, den der türkische Präsident Recep Tayyip Erdoğan gerne durch
       weitere Verhandlungen mit den beiden Kriegsparteien ausbauen würde. Erst am
       Freitag hatte er sich unter anderem deswegen in Sotschi am Schwarzen Meer
       mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin getroffen.
       
       Unterdessen ist der erste Getreidetransporter auch an seinem Zielhafen
       angekommen. Die türkische „Polarnet“ machte am Montagvormittag bei Izmit am
       Marmarameer fest. Ganz anders das am letzten Montag als erstes gestartete
       Schiff „Razoni“. Die unter der Flagge von Sierra Leone fahrende „Razoni“,
       die angeblich 26.000 Tonnen Mais nach Tripoli im Libanon bringen sollte,
       war am Montagmittag immer noch nicht dort angekommen. Nach letzten
       Meldungen liegt sie außerhalb der türkischen Hoheitszone vor der türkischen
       Küste nahe der syrischen Grenze, ohne Fahrt zu machen.
       
       Während der ukrainische Botschafter im Libanon sagte, er wisse nicht, wann
       die „Razoni“ nun endlich ankommen wird, soll nach Informationen der
       Nachrichtenagentur Reuters das Schiff seinen Kurs und seinen Status
       geändert haben, um nach neuen Käufern für seinen Mais zu suchen. Quellen im
       Libanon vermuten, dass der unbekannte Eigentümer der „Razoni“ mit dem
       syrischen Regime von Baschar al-Assad zusammenhängen könnte.
       
       8 Aug 2022
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Jürgen Gottschlich
       
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