# taz.de -- +++ Nachrichten im Ukrainekrieg +++: G7 fordert Russland-Rückzug aus AKW
       
       > Die russische Armee soll sich aus dem AKW in Saporischschja zurückziehen,
       > fordern die G7. Auf der Krim wurden laut Berichten zehn russische
       > Flugzeuge zerstört.
       
 (IMG) Bild: Europas größtes Atomkraftwerk unter Beschuss: In Saporischschja sind sechs Reaktoren in Betrieb
       
       ## Internationale Atomenergiebehörde (IAEA) soll Kernkraftwerk in
       Saporischschja inspizieren
       
       Die G7-Gruppe sieben wichtiger Industrieländer hat Russland nachdrücklich
       aufgerufen, seine Armee vom Gelände des ukrainischen Atomkraftwerkes
       Saporischschja zurückzuziehen. „Es ist Russlands fortdauernde Herrschaft
       über das Kernkraftwerk, die die Region gefährdet“, erklärten die
       Außenminister der G7-Staaten, darunter auch Deutschland, sowie der
       EU-Vertreter für Außenpolitik am Mittwoch in einer gemeinsamen Erklärung.
       
       Die Gruppe äußerte sich „zutiefst besorgt angesichts der ernsten Bedrohung“
       durch das russische Vorgehen in Hinsicht auf ukrainische Atomanlagen und
       warnte vor dem „Risiko eines nuklearen Unfalls oder Zwischenfalls“ über die
       Grenzen der Ukraine hinaus.
       
       Die G7 unterstützen in ihrer Erklärung auch die Bemühungen der
       [1][Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA)] „zur Stärkung der nuklearen
       Sicherheit und Sicherung in der Ukraine“. Nach Saporischschja sollten
       Experten entsandt werden, „um Bedenken in Bezug auf nukleare Sicherheit und
       Sicherung sowie diesbezügliche Maßnahmen zu klären, wobei die Souveränität
       der Ukraine über ihr Hoheitsgebiet und ihre Infrastruktur vollumfänglich zu
       achten ist“, hieß es in der Erklärung weiter. (afp)
       
       ## Mindestens zehn Flugzeuge bei Explosion auf Krim zerstört
       
       Bei den Explosionen auf einem Luftwaffenstützpunkt auf der von Russland
       annektierten Schwarzmeer-Halbinsel Krim sind nach ukrainischen Angaben
       mindestens zehn Flugzeuge zerstört worden. „Nach der Explosion, die wir
       gesehen haben, ist klar, dass das Kontingent der Luftwaffe getroffen
       wurde“, sagte der Sprecher des ukrainischen Luftwaffenstabs, Juri Ihnat, am
       Mittwoch im Fernsehen. Laut Ihnat sind dort Kampfflugzeuge der Typen Suchoi
       Su-30M und Su-24 sowie Transportflugzeuge vom Typ Iljuschin Il-76
       stationiert.
       
       Der Militärstützpunkt Saki auf der Krim, die Russland 2014 annektiert
       hatte, wurde am Dienstag von Explosionen schwer erschüttert. Videos zeigen,
       dass es an mindestens zwei unterschiedlichen Stellen zu Detonationen kam.
       Offiziellen Angaben aus Moskau zufolge ist ein Verstoß gegen die
       Brandschutzregeln für den Vorfall verantwortlich.
       
       Viele Beobachter gehen hingegen von einem ukrainischen Angriff aus. Die
       Führung in Kiew hat nicht die Verantwortung für die Explosionen übernommen.
       Der ukrainische Präsidentenberater Mychajlo Podoljak schrieb allerdings auf
       Twitter: „Das ist nur der Anfang.“
       
       Den Militärexperten des US-amerikanischen Institute for the Study of the
       War zufolge will die russische Führung einen ukrainischen Angriff aus
       Imagegründen nicht eingestehen. Dann würde Moskau einräumen müssen, dass
       seine Luftabwehr versagt habe, teilte das Institut in seiner Analyse mit.
       (dpa)
       
       Keine Kohle mehr aus Russland: EU-Übergangsfrist für Embargo endet 
       
       Die EU-Staaten dürfen von diesem Donnerstag an keine Kohle mehr aus
       Russland importieren. Um Mitternacht endet die Übergangsperiode für das
       Kohle-Embargo gegen Russland, das die EU-Staaten als Teil des fünften
       Sanktionspakets im April beschlossen haben. Damit sich die Industrie auf
       das Einfuhrverbot einstellen konnte, haben sich die Länder damals auf eine
       Übergangsfrist von 120 Tagen geeinigt.
       
       Ziel des Importstopps ist es, die russische Wirtschaft vor dem Hintergrund
       des [2][Kriegs in der Ukraine] weiter zu schwächen. Nach Angaben der
       EU-Kommission im April könnte das Kohleembargo ein Minus von rund acht
       Milliarden Euro pro Jahr für Russland bedeuten.
       
       Mit dem Kohle-Embargo sanktionierte die EU erstmals Energielieferungen aus
       Russland. In einem späteren Sanktionspaket einigten sich die EU-Länder
       zudem darauf, russische Öllieferungen weitgehend zu verbieten, um den Druck
       auf die Regierung in Moskau weiter zu erhöhen. Das soll jedoch erst ab Ende
       des Jahres gelten, mit Ausnahmen für einige besonders abhängige Länder wie
       Ungarn, die weiterhin Pipeline-Lieferungen aus Russland erhalten dürfen. Am
       Dienstag gab der russische Pipeline-Monopolist Transneft allerdings
       bekannt, dass Öllieferungen über die Druschba-Leitung nach Ungarn
       eingestellt worden seien. (dpa)
       
       ## Explosionen auf der Krim: Ukraine übernimmt keine Verantwortung, will
       die Halbinsel aber zurück
       
       Nach Explosionen auf einer russischen Luftwaffenbasis auf der Krim hat der
       ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj seinen Landsleuten eine
       Heimholung der verlorenen Halbinsel versprochen. „Die Krim ist ukrainisch,
       und wir werden sie niemals aufgeben“, sagte er am späten [3][Dienstagabend
       in Kiew]. Dem ersten verfügbaren Bildmaterial zufolge richteten die
       Detonationen auf dem Stützpunkt Saki im Westen der Krim schwere Schäden an.
       
       Die Ursache war weiterhin nicht ganz klar. Doch legen Zahl und Wucht der
       Explosionen einen gezielten Angriff der Ukraine nahe. Es wäre die erste
       militärische Attacke auf Ziele auf der Schwarzmeerhalbinsel, die Russland
       2014 annektiert hatte. Symbolisch wäre es für die Moskauer Führung ein
       ähnlich schwerer Schlag wie Mitte April das Versenken des Kreuzers
       „Moskwa“, des Flaggschiffs der russischen Schwarzmeerflotte.
       
       Auf dem Luftwaffenstützpunkt Saki nördlich von Sewastopol hatte Russland
       Bomber vom Typ Suchoi Su-24 und Mehrzweckkampfflugzeuge vom Typ Suchoi
       Su-30 stationiert. Von der Basis aus wurden viele Angriffe auf Ziele im
       Süden der Ukraine geflogen. Erste, noch nicht verifizierte Videos von dem
       Stützpunkt zeigten zahlreiche ausgebrannte Autos, aber auch eine zerstörte
       Su-24.
       
       Während das russische Verteidigungsministerium am Dienstag davon sprach, es
       sei durch Fahrlässigkeit Munition explodiert, berichtete die „New York
       Times“ von einem ukrainischen Angriff. Dabei sei eine von der Ukraine
       entwickelte Waffe eingesetzt worden, zitierte die Zeitung einen ranghohen
       ukrainischen Militär. Bei der Attacke hätten auch Partisanen, die loyal zur
       Ukraine stehen, eine Rolle gespielt.
       
       Die Ukraine übernimmt nach den Worten des ukrainischen Präsidentenberaters
       Mychajlo Podoljak nicht die Verantwortung für die Explosionen auf einem
       russischen Luftwaffenstützpunkt auf der Krim. Auf die Frage des
       unabhängigen russischen Fernsehsenders „Doschd“, ob die Regierung in Kiew
       die Verantwortung trage, antwortete er: „Natürlich nicht. Was haben wir
       damit zu tun?“ Er deutete ebenfalls an, dass möglicherweise Partisanen
       beteiligt waren. (rtr, dpa)
       
       🐾 Europas blutigster Krieg seit 1945 
       
       [4][Dominic Johnson blickt in der taz auf die rohen Zahlen], die um den
       Krieg in der Ukraine veröffentlicht wurden. Unter anderem schätzen die USA,
       dass bis zu 80.000 der russischen Soldaten getötet oder verwundet wurden.
       Für die Ukraine ist weitere Unterstützung geplant.
       
       ## Kämpfe um AKW in Saporischschja: Auch Russland fordert IAEA zur
       Untersuchung von Saporischschja auf
       
       Der Sicherheitsrat der Vereinten Nationen soll sich nun auch auf Dringen
       Russlands mit der Lage im ukrainischen [5][Atomkraftwerk Saporischschja]
       befassen. Die Regierung in Moskau habe darum gebeten, dass der Chef der
       Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA), Rafael Grossi, den
       UN-Sicherheitsrat am Donnerstag über „Angriffe der ukrainischen
       Streitkräfte auf das Kernkraftwerk Saporischschja und deren mögliche
       katastrophale Folgen“ unterrichtet, heißt es aus Diplomatenkreisen.
       IAEA-Techniker sollen den Zustand des größten Atomkraftwerks Europas
       überprüfen. Die Ukraine hatte bereits am Montag die Inspektion der von
       russischen Soldaten besetzten Anlage gefordert. Beide Seiten werfen sich
       gegenseitig den Beschuss des AKW-Geländes vor. (rtr)
       
       ## Russland will wohl besetztes Akw an die Krim anschließen
       
       Russland will das besetzte ukrainische Atomkraftwerk Saporischschja nach
       ukrainischen Angaben an das Stromnetz der annektierte Halbinsel Krim
       anschließen. Der Präsident des ukrainischen Akw-Betreibers Energoatom,
       Petro Kotin, sagte das am Dienstag. Die russischen Soldaten würden das
       Vorhaben schon umsetzen.
       
       „Dafür müssen zunächst die Stromleitungen des Atomkraftwerks beschädigt
       werden, die mit dem ukrainischen Energiesystem verbunden sind“, behauptet
       Kotin im ukrainischen Fernsehen weiter. „Zwischen dem 7. und 9. August
       haben die Russen schon drei Stromleitungen beschädigt. Derzeit läuft das
       Werk mit einer einzigen Produktionsleitung, was ein äußerst gefährlicher
       Arbeitsmodus ist.“
       
       Sobald die letzte Leitung gekappt sei, hänge das Atomkraftwerk von
       Diesel-Generatoren ab, sagte der Energoatom-Chef. „Dann wird alles von
       deren Verlässlichkeit und den Treibstoffreserven abhängen.“ Seine Aussagen
       lassen sich nicht unabhängig prüfen.
       
       Das Atomkraftwerk geriet in den vergangenen Tagen zweimal unter Beschuss.
       Dabei wurden Teile der Anlage beschädigt, ein Reaktor musste abgeschaltet
       werden. Russland und die Ukraine machen sich gegenseitig für die Angriffe
       verantwortlich. Der ukrainische Präsident Präsident Wolodymyr Selenskyj
       warnte am Montag vor einer atomaren Katastrophe und zog Vergleiche zur
       Tschernobyl-Katastrophe 1986. (afp)
       
       ## IOC-Präsident Bach: Haltung zu Russland und Belarus unverändert
       
       Das Internationale Olympische Komitee ist nach den Worten seines deutschen
       Präsidenten Thomas Bach weiterhin dagegen, dass internationale
       Sportverbände Veranstaltungen nach Russland oder Belarus vergeben.
       Angesichts des andauernden russischen Angriffskrieges in der Ukraine sagte
       Bach dazu in einem Interview der „Sport Bild“: „Gegenwärtig ist nicht die
       Zeit, diese Empfehlung aufzuheben und die Haltung aufzuheben. Wir empfehlen
       auch, keine russischen oder weißrussischen Athleten einzuladen: keine
       Hymnen, keine Flaggen, keine Farben.“
       
       Bach räumte mit Blick auf die russischen Sportlerinnen und Sportler ein,
       das IOC befinde sich im Moment in einem nicht lösbaren Dilemma. „Unsere
       Aufgabe wäre eigentlich in so einer Situation, die Athleten
       zusammenzubringen. Und zu zeigen, es geht auch friedlich im Wettstreit“,
       sagte der 68-Jährige.
       
       Er sei internationalen Verbänden dankbar, dass Athleten, die den Krieg
       unterstützten, sanktioniert würden, betonte Bach. Andererseits hätten
       einige Regierungen entschieden, wer an einem internationalen Wettbewerb
       teilnehmen könne und wer nicht. Beim Tennis-Klassiker in Wimbledon waren
       Profis aus Russland und Belarus nicht zugelassen. Bach warnte davor, sich
       politischen Sanktionen und Boykotten auszuliefern. Es gebe im IOC etwa 150
       Nationale Olympische Komitees, deren Regierungen keine Sanktionen gegen
       Russland verhängt hätten. (dpa)
       
       10 Aug 2022
       
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