# taz.de -- Studie zum 1,5-Grad-Ziel: Die nächste Kohle heißt Gas
       
       > Fürs 1,5-Grad-Ziel müssten die Industrieländer ab 2035 ihren Strom
       > komplett ohne Erdgas erzeugen, so eine Studie. Weltweit müsse 2045
       > Schluss ein.
       
 (IMG) Bild: Transportiert eine weltweit eine gefragte Ressource: Tanker mit verflüssigtem Erdgas
       
       Bonn taz | Wenn die 1,5-Grad-Grenze für die Erderhitzung im Bereich des
       Möglichen bleiben soll, muss laut einer aktuellen Berechnung auf den
       globalen Kohleausstieg sehr schnell auch der Gasausstieg folgen: Bis zum
       Jahr 2035 müssten die Industrieländer ihren Verbrauch von fossilem Gas für
       die Stromerzeugung praktisch einstellen, weltweit muss 2045 damit Schluss
       ein. Das ist das Ergebnis der [1][Studie namens „Brücke ins Nirgendwo“ des
       Thinktanks „Climate Analytics“], die am Dienstag auf der UN-Klimakonferenz
       in Bonn präsentiert wurde.
       
       „Viele Regierungen betrachten Erdgas als Brücke zu den erneuerbaren
       Energien“, sagt Autorin Claire Fyson. Dem widerspricht ihre Untersuchung
       vehement: „Fossiles Gas kann keine Rolle als Übergangsbrennstoff für den
       Stromsektor haben“, heißt es da.
       
       „Das Datum für den Gasausstieg liegt höchstens 5 bis 10 Jahre nach dem
       Zeitpunkt für den Kohleausstieg in den Industrie- und Schwellenländern“.
       Angesichts des „dramatischen Verfalls der Preise bei den Erneuerbaren“
       berge das Investment in neue fossile Stromproduktion durch Gas während der
       2020er Jahre ein hohes Ausfallsrisiko.
       
       Genau einen solchen Ausbau von [2][Gasinfrastruktur planen allerdings viele
       Regierungen weltweit, in Deutschland sollen wegen des Ukraine-Kriegs
       Flüssiggasterminals entstehen.] Modellrechnungen gehen davon aus, dass bis
       2030 weltweit etwa 20 Prozent des Stroms und 70 Prozent der weiter
       steigenden CO2-Emissionen durch die Verbrennung von Gas entstehen. Die
       Studie der „Climate Analytics“ wurde vor dem Ukraine-Krieg erstellt und
       basiert auf den Rechenmodellen des Weltklimarats IPCC.
       
       ## Neue Gasfelder „Kohlenstoff-Kolonialismus“
       
       Demnach ist der günstigste Pfad der schnelle Ausstieg auch aus Gas, in den
       klassischen Industrieländern bis 2035, in Osteuropa, Russland und Asien bis
       2040, im Nahen Osten und Afrika bis 2045.
       
       Die Entwicklung neuer Gasfelder in Afrika nennt Bill Hare, einer der
       Autoren, „Kohlenstoff-Kolonialismus“. Die Geschichte lehre, dass der Export
       fossiler Brennstoffe wenig Wohlstand in die Erzeugerländer bringe. Ein
       erneuerbares Energiesystem in Senegal schaffe [3][etwa viermal so viele
       Jobs pro Megawattstunde Strom wie der Ausbau der Gasindustrie.]
       
       14 Jun 2022
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] https://climateanalytics.org/media/fossil_gas_a_bridge_to_nowhere.pdf
 (DIR) [2] https://climateactiontracker.org/publications/global-reaction-to-energy-crisis-risks-zero-carbon-transition/
 (DIR) [3] https://climateactiontracker.org/publications/natural-gas-in-africa-why-fossil-fuels-cannot-sustainably-meet-the-continents-growing-energy-demand/
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Bernhard Pötter
       
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