# taz.de -- Aktionen von Kidical Mass in Berlin: „Schluss mit den Elterntaxis“
       
       > Auch in Berlin protestieren Kinder und Erwachsene am Wochenende auf
       > Rädern. Regina Wosnitza vom VCD Nordost erklärt, um was es bei den Demos
       > geht.
       
 (IMG) Bild: Aktion von Kidical Mass im März in Köln
       
       taz: Frau Wosnitza, der VCD Nordost, Mobilität für Menschen, ruft zusammen
       mit anderen Organisationen am kommenden Wochenende zur Teilnahme an den
       weltweit stattfindenden „Kidical Mass“-Demonstrationen auf. Haben Sie einen
       Überblick, wie viele Aktionen in Berlin stattfinden? 
       
       Regine Wosnitza: Am 14. und 15. Mai gibt es zwölf Demonstrationen in
       Berlin. Der Aufruf ist von einem bundesweiten Bündnis von ADFC, Changing
       Cities, VCD und vielen anderen Verbänden unterzeichnet. Auch der BUND
       beteiligt sich.
       
       Auf der Website von [1][Kidical Mass ist die Rede von 250 lokalen
       Organisationen und Initiativen] allein in Berlin. Gibt es ein gemeinsames
       Ziel, für das demonstriert werden soll? 
       
       Ja. Das übergeordnete Ziel ist, eine sichere Fahrradinfrastruktur für
       Kinder und Jugendliche in den Kiezen zu erreichen. Die Kids sollen sich mit
       ihren Rädern, Rollern und auch zu Fuß gut und sicher in ihrer Umgebung
       bewegen können. [2][Das gilt für den Schulweg genauso wie für den Weg zum
       Sportverein.] Manche fahren, manche laufen. Es geht um ein
       kinderfreundliches Straßenverkehrsrecht.
       
       Was heißt das? 
       
       Dass Kinder und die schwächsten Verkehrsteilnehmerinnen und Teilnehmer im
       Zentrum von Politik und Verkehrsplanung stehen. Und nicht das Auto, das in
       den letzten 70 Jahren immer größer und dominierender geworden ist.
       
       Auf der Website von Kidical Mass findet sich der Satz: „Hört auf, euren
       Kindern Warnwesten anzuziehen … geht auf die Straße!“ Heißt das, man sollte
       Kindern keine Warnweste mehr anziehen? 
       
       Ohne Warnwesten, das ist natürlich eine Vision. Dazu müssten die Straßen
       ganz anders gestaltet werden. Solange die Infrastruktur so ist, wie sie
       ist, müssen Kinder leider Warnwesten tragen. Der Aufruf ist auch als Appell
       zu verstehen, dass sich Eltern mehr engagieren. Zum Beispiel, indem sie
       ihren Kindern beibringen, Rad zu fahren und alleine Wege zurückzulegen und
       sie nicht mit dem Elterntaxi zur Schule zu bringen.
       
       Dass Eltern ihre Kids mit dem Auto bringen und abholen, ist leider ziemlich
       verbreitet. 
       
       Ja dadurch machen sie die Situation vor den Schulen gefährlich für alle
       die, die schon mit dem Fahrrad kommen.
       
       Bei den Demonstrationen geht es zum Teil auch um lokale Themen. 
       
       Ja, hier bei uns in Schöneberg ist ganz konkret die Verkehrsschule am
       Sachsendamm von der Schließung bedroht. Grundstückseigentümerin ist die
       Firma Möbel Höffner/Krieger. Sie will das Grundstück bebauen, die Kündigung
       für die Verkehrsschule ist zu Mitte Juni 2022 ausgesprochen. Es gibt aber
       noch gar keine Einigung mit dem Bezirk über die künftige Bebauung. Das wird
       sich mindestens noch ein Jahr hinziehen. Unsere Forderung ist, dass die
       Verkehrsschule noch so lange auf dem Grundstück bleiben kann.
       
       Die Verkehrsschule am Sachsendamm gibt es bereits seit den 80ern. Wie viele
       Kinder werden dort geschult? 
       
       In den Zeiten vor Corona waren es 14.300 Kinder und Erwachsene im Jahr, sie
       betreut 21 Schulen in Schöneberg. Aber auch ältere Menschen können dort
       lernen Fahrrad zu fahren oder ihre Kenntnisse aufzufrischen und
       Verkehrssicherheit zu üben. [3][Im Zuge der Verkehrswende] wird das immer
       wichtiger, weil auch immer mehr ältere Leute aufs Fahrrad umsteigen.
       
       Gibt es denn Pläne, die Verkehrsschule anderswo in Schöneberg
       weiterzuführen? 
       
       Soweit ich informiert bin, ist der Bezirk sehr engagiert dabei, einen
       Ersatzstandort zu finden. Möbel Höffner/Krieger hat zugesagt, den Neubau
       der Verkehrsschule zu finanzieren. Aber es gibt wenig freie Flächen in
       Schöneberg, da ist auch Kreativität gefragt. Wir haben vorgeschlagen,
       irgendeine Straße teilweise zu sperren und umzuwidmen. Wir brauchen
       unbedingt eine Verkehrsschule in Schöneberg und nicht irgendwo in Tempelhof
       – falls es da ein Grundstück geben sollte.
       
       13 May 2022
       
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 (DIR) [2] /Geplante-Demonstrationen-am-Wochenende/!5797401
 (DIR) [3] /Radverkehr-und-Ampeln/!5672428
       
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