# taz.de -- Erneuerungsversuche in der Linkspartei: Ideen reichen nicht
       
       > Gut so: Die Linkspartei setzt sich mit Klimagerechtigkeit auseinander.
       > Aber entscheidend ist, dass sie damit mehr Menschen erreicht als bislang.
       
 (IMG) Bild: Reicht nicht aus: Klimaproteste (Archivbild)
       
       Die Klimabewegung gehört raus an die Werkstore und an die Haustüren – darin
       schienen sich alle einig zu sein bei der Konferenz [1][„System Change“].
       Klimabündnisse und mehr Vernetzung wollen die Bewegungslinken, die das
       digitale Treffen organisiert haben und ein Teil der Linkspartei sind. Und
       sie wollen die Partei erneuern, Politik von unten machen, von der Straße.
       Schließlich ist Klimapolitik auch eine Klassenfrage.
       
       Das ist richtig. Klimapolitik und soziale Gerechtigkeit gehen einher. Es
       ist gut, dass sich die Linkspartei – wohl als einzige Partei –
       [2][ernsthaft damit auseinandersetzt], wie die Frage nach der
       Klimagerechtigkeit zu lösen ist. Die Ideen sind da, die Ideen sind gut.
       Doch das allein reicht nicht.
       
       Die Linke sollte erst einmal eine Ebene tiefer schauen. Forderungen
       aufzustellen ist gut und wichtig – aber diese Forderungen sollten auch bei
       der breiten Masse ankommen. Und wenn ein Wahlprogramm, von dem über 90
       Prozent der Bevölkerung profitieren würden, [3][nicht mal die
       5-Prozent-Hürde] bei der Bundestagswahl knackt, dann sollte man sich
       vielmehr zunächst mit diesem grundlegenden Problem auseinandersetzen. Wenn
       man Proteste plant, muss man reflektieren, warum man so wenig Leute für
       sich gewinnt.
       
       Selbst mehrere tausend Menschen, die im März wieder für Klimagerechtigkeit
       auf die Straße gehen werden, sind viel zu wenig. Am Inhalt kann es nicht
       liegen. Sind es Uneinigkeiten in der Partei? Fehlende Auseinandersetzung
       mit der SED-Vergangenheit? Auf der Konferenz wurde darüber kaum geredet.
       Nur der Begriff „Ökosozialismus“ wurde kurz diskutiert. Vielleicht sei
       „Gemeinwohlökonomie“ die bessere Terminologie? Das ist zu wenig. Schlimmer
       noch: eine weitere verkopfte Diskussion, die den Fokus in die falsche
       Richtung lenkt.
       
       Wer eine Bewegungspartei sein möchte, braucht eine Bewegung. Dass man sich
       vernetzen und organisieren muss, ist nicht die Frage – das kann man planen.
       Aber eine Klimabewegung an Haustüren und Werkstoren heißt noch lange nicht,
       dass sich die Menschen dahinter dieser anschließen werden. Wie man sie dazu
       bekommt, das ist die wahre Challenge.
       
       30 Jan 2022
       
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