# taz.de -- Lastenräder für das Land: Kenia macht's vor
       
       > Auf Initiative der Grünen hat Brandenburgs schwarz-rot-grüne
       > Landesregierung eine Lastenradprämie aufgelegt. Mit der schmückt sich nun
       > sogar die CDU.
       
 (IMG) Bild: Honig gibt es schon auf dem Land. Jetzt kommt das Transportmittel dafür
       
       Für Florian Feigenbutz war die Förderung „das letzte Quäntchen“. Zwar hatte
       sich sein [1][Wohnprojekt „Wohnmichel“ in Michendorf] bei Potsdam schon
       vorher überlegt, ein Lastenfahrrad anzuschaffen. Aber die
       [2][„Lastenradprämie“], die Brandenburgs Kenia-Koalition aus SPD, CDU und
       Grünen Anfang 2021 aufgelegt hat, hat den 50 Projekt-Mitgliedern laut
       Feigenbutz die Entscheidung abgenommen – und die Möglichkeit gegeben, „ein
       ganz anderes Kaliber zu kaufen“.
       
       Fünfzig Prozent des Kaufpreises, unabhängig von dessen Höhe, fördert
       Brandenburg, das ist mehr als bei den Förderprogrammen anderer Länder und
       des Bundes. Clemens Rostock, der verkehrspolitische Sprecher der
       Grünen-Fraktion im Brandenburger Landtag, sieht das mit einem lachenden und
       einem weinenden Auge.
       
       Denn von den insgesamt 600.000 Euro, die das CDU-geführte
       Infrastrukturministerium 2021 dafür zur Verfügung gestellt hat, war schon
       im ersten Quartal mehr als die Hälfte weg. 350.000 Euro wurden von Januar
       bis März 2021 für 140 Lastenräder bewilligt, 124 davon waren E-Lastenräder.
       
       ## Wetten abgeschlossen
       
       Das Förderprogramm sei so attraktiv gestaltet worden, „weil wir nicht
       wussten, wie es angenommen wird“, sagt Rostock. Die zehnköpfige
       Grünen-Fraktion, die die Lastenradprämie in den Koalitionsvertrag mit SPD
       und CDU verhandelt hat, habe intern sogar Wetten abgeschlossen. „Aber dass
       es so ein Erfolg wird, hat nicht jeder gedacht.“ Auch in diesem Jahr soll
       das Programm wieder aufgelegt werden. Dabei will Rostock ausloten, ob die
       Fördergelder nicht gedeckelt werden könnten: „Dann kommen mehr
       Antragsteller zum Zuge.“
       
       Mit seinem Programm zeigt Brandenburg, dass Lastenräder keineswegs nur ein
       Großstadtthema sind. Nicht nur Wohnprojekte wie das in Michendorf haben die
       Förderung in Anspruch genommen, sondern auch Vereine wie der
       Tourismusverband Prignitz.
       
       Und auch Handwerker wie der [3][Malermeister Jürgen Kuhnt] in Pritzwalk
       haben Gefallen an den letzten Kilometern auf zwei Rädern gefunden. „Den
       ersten großen Transport mit Leitern kann ich nicht mit dem Lastenfahrrad
       machen“, sagte Kuhnt den Potsdamer Neuesten Nachrichten. An den Tagen
       danach nutze er das Lastenrad aber. „Denn ich spare damit Benzin, ich muss
       keinen Parkplatz in der Innenstadt suchen, und ich komme auch durch
       Straßen, die eigentlich verkehrsberuhigt sind.“ Als Lehrlinge seien sie
       schließlich auch immer mit dem Handwagen losgezogen.
       
       ## „Abstrus und weltfremd“
       
       Auch deshalb gilt die Lastenradprämie in der Brandenburger Kenia-Koalition
       inzwischen als Erfolgsgeschichte. Als die Bundesgrünen im Wahlkampf eine
       [4][Prämie für den Kauf von Lastenrädern] forderten, twitterte
       [5][CDU-Generalsekretär Paul Ziemiak], das sei „abstrus und weltfremd“.
       „Stelle mir gerade Bauarbeiter auf dem Weg zur Baustelle vor“, twitterte
       er. „Vorne der Presslufthammer verstaut – als Fahrradanhänger ein
       Betonmischer?“
       
       Brandenburgs CDU-Infrastrukturminister Guido Beermann konnte über den Tweet
       seines Parteifreunds nicht lachen. „Gerade für kurze Strecken bieten sich
       Lastenräder als Alternative an“, sagte Beermann bei einer ersten Bilanz des
       Projekts. „Unsere Lastenradprämie wird angenommen und entwickelt sich zum
       Erfolgsprojekt.“
       
       Im Gegensatz zur Forderung der Bundesgrünen können in Brandenburg nur
       Vereine, Gewerbetreibende, Kommunen oder Verbände die Lastenradprämie
       beantragen. Wer das Rad anschließend kostenfrei für alle zur Verfügung
       stellt, kann sogar 80 Prozent des Kaufpreises erstattet bekommen.
       
       Der Wohnmichel in Michendorf hat sich allerdings gegen diese Option
       entschieden. „Wir bräuchten dann immer jemanden, der das Fahrrad herausgibt
       und entgegennimmt“, sagt Projektmitglied Florian Feigenbutz. Den
       Eigenanteil finanzierte das Projekt lieber über Spenden. „Drei Viertel der
       700 Kilometer wurden in Michendorf zurückgelegt“, kann er über die vier
       Monate sagen, die das Rad inzwischen zur Verfügung steht. „Aber manchmal
       bringen die Leute auch ihre Kinder zur Schule nach Potsdam oder fahren an
       den See.“
       
       17 Jan 2022
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] https://wohnmichel.org/
 (DIR) [2] https://mil.brandenburg.de/mil/de/service/foerderprogramme/mobilitaet-verkehr/foerderung-von-lastenfahrraedern/
 (DIR) [3] https://www.pnn.de/brandenburg/lastenrad-foerderung-in-brandenburg-mit-dem-rad-zur-baustelle/27550190.html
 (DIR) [4] /Gruene-fordern-Praemie-fuer-Lastenraeder/!5751136
 (DIR) [5] https://twitter.com/PaulZiemiak/status/1429471454312161291?ref_src=twsrc%5Etfw%7Ctwcamp%5Etweetembed%7Ctwterm%5E1429471454312161291%7Ctwgr%5E%7Ctwcon%5Es1_&ref_url=https%3A%2F%2Fwww.pnn.de%2Fbrandenburg%2Flastenrad-foerderung-in-brandenburg-mit-dem-rad-zur-baustelle%2F27550190.html
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Uwe Rada
       
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