# taz.de -- Die AfD im Bundestag: Erfreulicher Bedeutungsverlust
       
       > Es ist ein Unterschied, ob eine Partei demokratisch gewählt wurde oder ob
       > sie wirklich demokratisch ist. Deshalb ist die Ausgrenzung der AfD
       > richtig.
       
 (IMG) Bild: Berlin, Ende September: Alice Weidel und Alexander Gauland auf dem Weg zu einer Pressekonferenz
       
       Für die Demokratie war der Mittwoch ein guter Auftakt in die
       parlamentarische Woche und die neue Legislaturperiode, für die AfD weniger.
       Was beides erfreulich ist. Mit Ralph Brinkhaus hat ein neuer
       Oppositionsführer auf die [1][Regierungserklärung des neuen Kanzlers]
       geantwortet, und der Fraktionschef der Union hat das ausgesprochen gut
       gemacht: kämpferisch und klar, aber auch konstruktiv – und ganz ohne
       Skript, was im Bundestag selten geworden ist.
       
       Dass er sich dabei mehr als deutlich von der AfD abgegrenzt hat, kommt
       hinzu. Denn natürlich lauert in der gemeinsamen Opposition die Gefahr, dass
       die Union zu immer schrilleren Tönen greift, um sich Gehör zu verschaffen.
       
       Vorbei ist die Zeit, in der die AfD-Spitze unmittelbar nach einer
       Regierungserklärung minutenlang Hass und Hetze im Plenum verbreiten konnte
       – ohne dabei überhaupt zum parlamentarischen Diskurs beitragen zu wollen.
       Den radikal Rechten geht es vor allem darum, später möglichst scharfe
       Redeausschnitte in die eigene Blase zu senden. Dafür bleiben ihr jetzt erst
       ein späterer Sendeplatz und auch weniger Redezeit. Der Bedeutungsverlust
       der AfD im Bundestag war am Mittwoch erfreulich greifbar.
       
       Gut auch, dass die [2][anderen Fraktionen noch die Kurve gekriegt] und
       [3][verhindert haben], dass die AfD den Vorsitz des Innenausschusses
       besetzt. Ihr überhaupt den [4][Zugriff auf diesen Posten zu ermöglichen],
       war ein schwerer Fehler, der besonders auf das Konto von Grünen und FDP
       geht. Sie hätten in dem Vergabeverfahren selbst den Innenausschuss ziehen
       und damit den Zugriff der AfD verhindern können. Dass sie, gemeinsam mit
       den Abgeordneten der anderen Fraktionen, nun mit sehr großer Mehrheit den
       AfD-Kandidaten für das Amt haben durchfallen lassen, ist richtig.
       
       ## Gefährliche Spirale
       
       Eine Partei, die nach Einschätzung des Verfassungsschutzes in großen Teilen
       rechtsextrem ist und möglicherweise bald ganz beobachtet wird, kann nicht
       dem Gremium vorsitzen, das unter anderem die Innenministerin und den
       Verfassungsschutz kontrollieren soll.
       
       Dass Martin Hess, der AfD-Kandidat für den Vorsitz, gerade erst zum
       „Widerstand“ gegen den neuen Gesundheitsminister Karl Lauterbach aufgerufen
       hat, macht die Sache noch klarer. Denn Hess geht es nicht um Positionen
       oder Vorhaben Lauterbachs, sondern um Widerstand gegen dessen Person. Was
       eine gefährliche Spirale, die auch gewalttätig wird, weiter befeuern kann.
       
       Meinen es die anderen Fraktionen mit ihrer Kritik ernst, dürfen sie
       allerdings auch nicht zulassen, dass die AfD einen Abgeordneten in das
       Parlamentarische Kontrollgremium für die Geheimdienste entsendet, wie es in
       der vergangenen Legislaturperiode geschehen ist. Denn hier werden den
       Abgeordneten geheime Informationen aus den Diensten zugänglich gemacht.
       
       Haben die anderen Fraktionen, die auch die AfD-Kandidaten für den Vorsitz
       in zwei weiteren Ausschüssen durchfallen ließen, damit die
       parlamentarischen Rechte der Partei in unzulässiger Weise beschnitten, wie
       die radikal Rechten jetzt betonen? Nein, das haben sie nicht. Denn jeder
       Abgeordnete ist frei in seiner Entscheidung, wen er oder sie wählt und wen
       nicht.
       
       Es ist nun einmal ein Unterschied, ob eine Partei demokratisch in den
       Bundestag gewählt wurde oder ob sie wirklich demokratisch ist. Dass die
       anderen Abgeordneten von CSU bis Linkspartei daraus jetzt klare
       Konsequenzen ziehen, ist die richtige Entscheidung.
       
       16 Dec 2021
       
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