# taz.de -- Robert Habeck als Wirtschaftsminister: Die Visionen des Robert H.
       
       > Der neue Wirtschaftsminister will den Kapitalismus nicht abschaffen,
       > sondern ihn für die Wende zur Klimaneutralität einspannen. Kann das
       > klappen?
       
 (IMG) Bild: Hat Visionen für eine Klimaneutralität: Der neue Wirtschaftsminister Robert Habeck
       
       Eine zynische Regel der Politik besagt: Wer Visionen hat, soll zum Arzt
       gehen. Wenn das stimmt, muss sich Robert Habeck demnächst ein paar Termine
       beim Doktor machen. Denn was sein Ministerium für Wirtschaft und
       Klimaschutz jetzt aufgeschrieben hat, ist ein Bruch mit aller bisherigen
       Theorie und Praxis in „der Wirtschaft“: konkrete Regeln setzen, um die
       Überlastung der Erdsysteme zu vermeiden; eine Debatte darüber, welchen
       Wohlstand wir eigentlich wollen. Und schließlich die Überprüfung aller
       Instrumente der Wirtschaftspolitik daraufhin, ob sie unsere
       [1][Lebensgrundlagen] verbessern oder ruinieren.
       
       Ein ehrgeiziges Projekt – und eine notwendige Korrektur. Bisher sind weite
       Teile der Ökonomie in diesen Dingen betriebsblind. Das zeigt sich etwa
       daran, dass selbst banale Forderungen wie „unser Wirtschaften kann nicht
       auf Dauer den Planeten überfordern“ auch in Habecks neuem Ministerium
       bisher höchstens gesagt, aber nie ernst gemeint wurden. Geschickt lobt
       Habeck die soziale Marktwirtschaft für Wohlstand und Konsens, er beharrt
       auf Investitionen und Wachstum, nur eben in Grün.
       
       Der neue Wirtschaftsminister will den Kapitalismus nicht abschaffen,
       sondern ihn für die Wende zur [2][Klimaneutralität] einspannen. Das wird
       Wachstumsgegner nicht entzücken, sichert aber die nötige Rückendeckung der
       Koalitionspartner, die klargemacht haben: Ein bisschen Fortschritt ja,
       große Weltrettungsträume nein.
       
       Deshalb wird es auch spannend, wenn bald aus dem Vorwort eines
       Ministeriumsberichts praktische Politik werden muss: Wenn wir eine
       „[3][Schuldenbremse]“ für CO2 oder Pestizide im Grundgesetz diskutieren,
       wenn neben dem BIP ein Brutto-Wohlstandsprodukt die Debatten bestimmt, wenn
       Straßenplanung, Dienstwagenförderung oder Steuerprivilegien nachweisen
       müssen, dass sie unseren Umwelt-, Klima- und Sozialzielen nutzen und nicht
       schaden. Dann werden vorsichtige Formulierungen auf harte Realität treffen.
       Und es wird sich zeigen, ob bei der Ampel hinter dem Öko- weiterhin nur
       -nomie oder immer häufiger auch -logie steht.
       
       22 Dec 2021
       
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