# taz.de -- Verhüllungsgebot für weibliche Brüste: Vielleicht jetzt doch oben ohne
       
       > Der Geschäftsführer der öffentlichen Bäderbetriebe in Göttingen rudert
       > zurück. Er hat nun doch Verständnis, wenn Frauen Gleichberechtigung
       > fordern.
       
 (IMG) Bild: Wer welche Körperstellen bedecken muss, ist historisch und kulturell verschieden
       
       Göttingen taz | In den öffentlichen Göttinger Schwimmbädern könnte das
       unausgesprochene Verhüllungsgebot für weibliche Brüste aufgehoben werden.
       [1][Nach Artikeln in der taz] und im Göttinger Tageblatt über eine
       30-Jährige, die im August aus einem städtischen Spaßbad geworfen worden
       war, weil sie im Sole-Becken ihr Oberteil ausgezogen hatte, lenkt der
       Geschäftsführer der städtischen Göttinger Sport- und Freizeit GmbH jetzt
       ein. „Wir haben für den Wunsch von einigen Nutzer:innen, dass unser
       Schwimmbad von allen Besuchern auch ohne Badeoberbekleidung besucht werden
       kann, großes Verständnis“, schrieb Andreas Gruber der taz am Dienstag.
       
       Die geltende Badeordnung würde jetzt überprüft und diskutiert, inwiefern
       „eine neue mögliche veränderte öffentliche Wahrnehmung in der Haus- und
       Badeordnung berücksichtigt werden könnte“. Weiter heißt es: „Da die
       Eiswiese ein öffentlicher Raum ist, müssen Veränderungen in der
       Gesellschaft und auch von Gesellschaftsbildern immer wieder
       mitberücksichtigt und neu betrachtet werden. Daher muss geklärt werden,
       welche Badebekleidung als angemessen und übereinstimmend mit den
       gesellschaftlichen Vorstellungen gelten soll und für alle Nutzer:innen
       möglich erscheint.“
       
       Das stellt eine 180-Grad-Wende dar zu seinem bisherigen Standpunkt. In
       einer Mail vom 13. Oktober an die von dem Rauswurf betroffene Mina Berger*
       hatte Gruber das Verhalten der beiden Bademeister verteidigt, die die einen
       Kopf kleinere Frau nach ihrer Aussage teilweise aggressiv aufgefordert
       hätten, sich zu bedecken. „Wir sehen keinen Anlass, an unserer Badeordnung
       etwas zu ändern und würden zukünftig wieder wie geschehen verfahren“, hatte
       Gruber geschrieben. Er begründete dies damit, dass „das eine Geschlecht vor
       sexuell motivierten Verhaltensweisen und Blicken des anderen Geschlechts
       (oder sonstiger anderer Geschlechter) besser geschützt werden soll durch
       die Bedeckung der primären und sekundären Geschlechtsmerkmale“. Schließlich
       solle das Schwimmbad „nicht zum Schauplatz von triebhaften Personen
       werden“.
       
       Mina Berger hatte in einem Gespräch mit der taz darauf hingewiesen, dass
       diese Argumentation derer ähnelte, nach der Vergewaltigungsopfern die
       Schuld an dem Verbrechen gegeben wird, weil sie sich falsch angezogen
       hätten oder nachts durch dunkle Parks gelaufen seien. Zudem sei sie auch
       mit bedeckter Brust nicht vor Anglotzen, Sprüchen und Übergriffen
       geschützt.
       
       ## Gleichstellungsbeauftragte ist zuversichtlich
       
       Das hatte das Göttinger Bündnis „Gleiche Brust für alle“, das Mina Berger
       unterstützt, am Montag in einem offenen Brief an Gruber ausgeführt. „Wenn
       ein Mensch in Ihrem Schwimmbad (sexuell) belästigt oder anderweitig
       diskriminiert wird, haben Ihre Bademeister*innen dafür zu sorgen, dass
       die Belästigung gestoppt wird.“ Die Belästigung sei der Fehler und nicht
       die Bekleidung.
       
       Auf den offenen Brief reagierte Gruber als Geschäftsführer der städtischen
       Göttinger Sport- und Freizeit GmbH nicht. Er begründete dies in einer
       Antwortmail damit, dass es sich um einen anonymen Brief handle.
       
       Mina Berger hofft jetzt, dass den Worten Taten folgen werden, dass sich
       wirklich etwas ändert und alle entscheiden können, ob sie ihre Brust
       bedecken oder nicht.
       
       Zuversichtlich ist die Göttinger Gleichstellungsbeauftragte Christine
       Müller. „Da kommt etwas in Bewegung“, sagt sie. Denn schließlich sei der
       Umgang mit Nacktheit kulturell und historisch geprägt. „Da kann nichts in
       Stein gemeißelt sein, wir müssen das diskutieren.“
       
       *Name von der Redaktion geändert
       
       7 Nov 2021
       
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