# taz.de -- Journalist aus Marokko: Ausgespäht von Pegasus
       
       > Der marrokanische Journalist Omar Radi sitzt seit Juli 2020 in Haft. Auf
       > seinem Handy war die israelische Spyware Pegasus installiert.
       
 (IMG) Bild: Omar Radi, aufgenommen vor dem Gericht in Casablanca im März 2020
       
       Nicht seine kritische Berichterstattung über die korrupten Machenschaften
       des Königshauses wurde dem marrokanischen [1][Journalisten und
       Menschenrechtsaktivisten Omar Radi] am Montag zum Vorwurf gemacht. Ein
       Gericht in Casablanca verurteilte den 35-Jährigen vielmehr wegen Spionage
       und Vergewaltigung zu sechs Jahren Haft. Radi bestritt die Vorwürfe stets.
       
       Ein Zeuge, der zu Radis Gunsten aussagte, wurde als Mittäter der
       Vergewaltigung zu sechs Monaten Haft verurteilt. Beide müssen das
       mutmaßliche Opfer mit umgerechnet 20.000 Euro entschädigen. Immer wieder
       wird in Marokko Journalist*innen aus allerlei vorgeblichen und nicht
       berufsbezoegnen Gründen der Prozess gemacht. Eine Journalistin traf es
       wegen einer angeblichen Abtreibung, die sie vehement abstreitet, einen
       anderen wegen Ehebruchs. Er habe ein Verhältnis zu einer verheirateten Frau
       unterhalten, hieß es.
       
       Fast zeitgleich zu Radis Verfahren stand auch der Journalist [2][Soulaiman
       Raissouni vor Gericht]. Der regimekritische Chefredakteur der Zeitung
       Akhbar Al-Youm, der sich seit Mitte April im Hungerstreik befindet, wurde
       ebenfalls wegen eines Sexualdelikts zu fünf Jahren Haft verurteilt. Er soll
       einen LGTBI-Aktivisten zu sexuellen Handlungen genötigt haben. Dieser sagte
       gegen den Journalisten aus. Ob dies unter Druck geschah oder nicht, lässt
       sich nicht sagen. Allerdings steht auf Homosexualität in Marokko eine
       Haftstrafe.
       
       Im Vorfeld des Prozesses wurden kritische Stimmen laut: Die marokkanische
       Vereinigung für Menschenrechte (AMDH) sowie Reporter ohne Grenzen und Human
       Rights Watch forderten ein faires Verfahren für beide Journalisten mit
       angemessenen Verfahrensgarantien. Selbst der diplomatische Sprecher der
       US-Regierung Ned Price äußerte sich kritisch zu den Verfahren. Sie würden
       der Verfassung von 2011 und dem Reformprogramm von Königs Mohamed VI.
       widersprechen.
       
       ## Schon zuvor wegen Recherchen im Gefängnis
       
       Radi sitzt seit Juli 2020 in Haft. Er wurde wenige Tage nach einer
       Nachforschung von Amnesty International (AI) festgenommen, bei der
       herauskam, dass auf Radis Telefon eine israelische Spyware installiert
       worden war, die alle Tätigkeiten des Smartphones weiterleitete. Radi und AI
       vermuteten die marokkanischen Behörden hinter diesem Hackerangriff. [3][Es
       handelte sich um das Programm Pegasus der Firma NSO-Software.] 
       
       AI beschuldigt Dutzende Länder dieses Spionageprogramm gegen Oppositionelle
       benutzt zu haben. Das Urteil gegen Radi fiel am gleichen Tag an dem 17
       Tageszeitungen weltweit eine Enthüllungsstory veröffentlichten, nach der
       180 Journalisten mit Hilfe von Pegasus ausgehorcht worden seien.
       
       Radi verbrachte bereits 2019 mehrere Tage im Gefängnis, nachdem er per
       Twitter einen Richter kritisiert hatte, der vier Demonstranten aus der
       Berberregion in Nordmarokko zu langjährigen Haftstrafen verurteilt hatte.
       “Weder Vergessen noch Vergebung für diese würdelosen Beamten!“ schrieb Radi
       damals. Nach seiner Verurteilung machte das Motto die Runde durch die
       sozialen Netzwerke in Marokko.
       
       20 Jul 2021
       
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