# taz.de -- Migrationspolitik der USA: Enttäuschte Hoffnung
       
       > Viele Zentralamerikaner*innen hatten gehofft, unter Joe Biden
       > leichter in die USA zu kommen. Jetzt hängen sie an der US-mexikanischen
       > Grenze fest.
       
 (IMG) Bild: Auf der Suche nach Migrierenden an der US-mexikanischen Grenze am 10. März 2021
       
       Oaxaca/Ciudad Juarez taz | Esdras Álvarez hat bereits ihren zweiten Anlauf
       hinter sich. Zunächst wollte die 24jährige Honduranerin über die
       mexikanische Stadt Reynosa in die Vereinigten Staaten einreisen, doch
       US-Migrationsbeamten wiesen sie sofort wieder zurück. Als sie dann am
       vergangenen Freitag die Grenzbrücke „Paso del Norte“ in Ciudad Juárez
       passieren wollte, wurde sie ebenfalls aufgehalten. Sie müsse warten, bis
       die Washingtoner Regierung die Sicherheitsregeln aufgehoben habe, die der
       ehemalige Präsident Donald Trump wegen der Corona-Pandemie verfügt hatte,
       hieß es.
       
       So wie Àlvarez hängen derzeit in Ciudad Juárez, Tijuana, Reynosa und
       anderen Grenzstädten Tausende Migrantinnen und Migranten fest, die sich
       nach der Wahl des Präsidenten Joe Biden aus Mittelamerika und dem Süden
       Mexikos auf den Weg in die USA aufgemacht haben. Wer es illegal auf die
       andere Seite schafft und entdeckt wird, wird sofort wieder abgeschoben.
       
       Im Februar nahm die US-Grenzpolizei 100.441 Menschen fest, 28 Prozent mehr
       als im Monat zuvor. Im März sind es täglich etwa 4000. Auch die Zahl der
       unbegleiteten Minderjährigen hat massiv zugenommen.
       
       Die Wahl Bidens hatte die Hoffnung geschürt, dass der beschwerliche Weg
       über den Rio Bravo einfacher zu überwinden sei als zu Trumps Zeiten. Der
       Demokrat kündigte [1][Lockerungen in der Einwanderungspolitik] an und hob
       eine Maßnahme seines Vorgängers auf, nach der alle Asylsuchenden nach
       Mexiko zurückgeschickt werden und dort warten müssen, bis über ihren Antrag
       entschieden wurde.
       
       ## „Es kommen immer mehr Leute“
       
       Doch von den 25.000 Schutzsuchenden, die deshalb seit vielen Monaten in den
       gefährlichen Städten des mexikanischen Nordens ausharren, konnten bislang
       nur etwa 2.100 die Grenze überqueren. Wie Esdras Álvarez scheitern zudem
       die meisten neu Angereisten an den Corona-Maßnahmen, die auch unter Biden
       Gültigkeit haben.
       
       Das führt in den mexikanischen Grenzstädten zu erheblichen Problemen, „Die
       Herbergen sind überfüllt und es kommen immer mehr Leute“, erklärt Enrique
       Valenzuela von der Behörde Conapo, die das Netz von
       Migranten-Aufnahmestellen im Bundesstaat Chihuahua koordiniert.
       
       Pfarrer Juan Fierro García von der Herberge „El Buen Samaritano“ in Ciudad
       Juárez rechnet damit, dass sich die Lage so verschärfen könnte wie 2019,
       als viele Migrantinnen und Migranten in Karawanen an die Grenze zogen. „Die
       Menschen kommen, einer nach dem anderen, und da sie nicht weiterreisen
       können, werden sich alle hier an Grenze niederlassen“, erklärt er. Durch
       die Pandemie sei man nun besonders gefordert, um die Reisenden zu schützen.
       
       Angesichts der unklaren Asylpolitik haben in Tijuana am Mittwoch
       Bewohnerinnen und Bewohner eines Zeltlagers protestiert. „Wir gehen in
       keine Herberge, bis Klarheit darüber herrscht wann uns die Einreise in die
       USA gewährt wird,“ erklärten die Sprecher von 1.500 Asylsuchenden aus
       Mittelamerika, Haiti, Kuba und afrikanischen Staaten. Zugleich kritisierten
       sie, dass sie weder sanitäre Anlagen noch polizeilichen Schutz hätten.
       
       Die mexikanische Regierung bleibt indes der Linie treu, die sie bereits zu
       Trumps Zeiten eingenommen hat: Sie sorgt dafür, dass die Migration
       eingedämmt wird. 7.770 Nationalgardisten stehen an der Südgrenze zu
       Guatemala, um die Reisenden aus Mittelamerika auf ihrem Weg zu stoppen.
       Nach Angaben der honduranischen Migrationsbehörde wurden seit Anfang des
       Jahres 9.974 Menschen in ihre mittelamerikanische Heimat abgeschoben, 8.305
       von ihnen aus Mexiko.
       
       Das könnte auch der Honduranerin Esdras Álvarez drohen. „Ich habe meine
       Eltern zurückgelassen, um in die USA zu gelangen dort zu arbeiten und ihnen
       zu helfen.“, sagt sie, während sie in einer Herberge in Ciudad Juárez
       festhängt. „Nun weiß nicht, was ich tun soll: es weiter versuchen, warten
       oder wieder zurückreisen.“
       
       19 Mar 2021
       
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