# taz.de -- Bußgelder für ImpfschleicherInnen: Wohlige Straflust
       
       > Der Bußgeldvorschlag der GroKo ist reiner Populismus. Schöner wäre, wenn
       > der Impfbetrieb jetzt tatsächlich auf Hochtouren anliefe.
       
 (IMG) Bild: Nicht ganz so viel los: Impfzentrum in Köln im Februar
       
       Bis zu 25.000 Euro Bußgeld für [1][Impfschleicherinnen und
       Impfvordrängler]: Als „saftig“ werden solche Strafen gern bezeichnet, wie
       sie die Koalitionsfraktionen nun offenbar ins Pandemiegesetz schreiben
       wollen. Das Gefühl von saftiger, wohliger Straflust also soll beim Publikum
       herausgekitzelt werden.
       
       Aus gutem Grund: Da müssen dringend Emotionen umgelenkt werden. Schließlich
       haben wir uns dieser Tage damit auseinanderzusetzen, dass und warum die
       Bundesrepublik den Wettlauf gegen neue [2][Virusmutationen] zu verlieren
       droht. Denn beinahe alle staatlichen Ebenen scheinen bei der Beschaffung
       und Verteilung der Impfstoffe lieber zu zögern als zu handeln – Hauptsache,
       jemand anderes übernimmt die Verantwortung.
       
       Kurz gesagt: 25.000 Euro Bußgeld sind Populismus. Natürlich waren die
       Geschichten hanebüchen, die etwa der Bürgermeister von Halle auftischte,
       wonach er und ein Trupp weiterer KommunalpolitikerInnen per
       „Zufallsgenerator“ ausgesucht worden seien, um übrig gebliebene Impfdosen
       zu verspritzen. Hat der Mann später dann auch zurückgenommen, dieses
       Erklärangebot. Und es glaubt doch auch niemand, dass die Kommunalfürsten,
       Bischöfe und sonstigen Honoratioren die Einzigen sind, die sich ihren
       Impfschuss abgezwackt haben – sie sind nur diejenigen, die verpetzt wurden.
       
       Aus den Bundesländern kommen außerdem Nachrichten von BürgerInnen, die
       schummeln wollen: Bei der Online-Anmeldung klicken sie die „Berechtigung“
       an, aber am Impfzentrum stellt sich heraus, dass sie gar nicht zur
       berechtigten Gruppe gehören. Das hält den Betrieb auf und kostet im
       Endeffekt Menschenleben, das sollte diesen Leuten klargemacht werden. Doch
       auch solche – erwartbaren – Mogeleien erklären nicht das logistische
       Desaster, das die Bundesländer maßgeblich mitverursacht haben.
       
       Statt mit überhöhten Bußgeldern könnte die Bereitschaft, sich an Regeln zu
       halten, aber eher durch etwas anderes befördert werden: Man bekäme gern den
       Eindruck, dass der [3][Impfbetrieb] jetzt tatsächlich auf Hochtouren
       anliefe.
       
       26 Feb 2021
       
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