# taz.de -- Nicht verimpftes AstraZeneca-Vakzin: Ein politisches Versagen
       
       > 1,3 Millionen Impfdosen liegen ungenutzt in den Lagern. Die Politik ist
       > aufgefordert, den wirksamen Schutz schleunigst unter die Menschen zu
       > bringen.
       
 (IMG) Bild: Immerhin vorhanden: Ein Helfer bereitet den Impfstoff von Biontech/Pfizer vor
       
       Was in Deutschland derzeit mit dem [1][Corona-Impfstoff von AstraZeneca]
       passiert, ist ein Skandal. Obwohl er hoch wirksam ist, die Geimpften also
       zuverlässig gegen schwere Krankheitsverläufe und den Tod schützt, wird er
       derzeit kaum genutzt: Von rund 1,5 Millionen gelieferten Dosen liegen 1,3
       Millionen ungenutzt auf Halde. Die Politik schiebt die Verantwortung für
       diesen untragbaren Zustand den zu impfenden Menschen zu:
       
       Viele von ihnen lehnten es demnach ab, sich mit AstraZeneca impfen zu
       lassen, weil sie lieber das noch etwas wirksamere Mittel von Biontech haben
       wollen. Eine solche Haltung, einen sehr guten Schutz zum jetzigen Zeitpunkt
       abzulehnen, um dann deutlich später einen noch etwas besseren Schutz zu
       erhalten, ist tatsächlich sehr kritikwürdig. Doch die Impfzahlen zeigen,
       dass das Hauptproblem ein anderes ist.
       
       Gemäß den Empfehlungen der Impfkommission werden mit AstraZeneca in
       Deutschland nur Menschen im Alter bis zu 65 geimpft. In der ersten
       Prioritätsgruppe macht diese Altersgruppe aber nur einen kleinen Teil aus.
       Es sind die Angestellten von Pflegeheimen und der besonders gefährdete Teil
       des medizinischen Personals. Und die sind zum größten Teil bereits geimpft.
       
       Schuld am ungenutzten Impfstoff ist also nicht primär die Unwilligkeit der
       Menschen, sondern vor allem die fehlende Flexibilität der Politik. Das
       heißt nicht, dass sie den Impfstoff für alle freigeben sollte, wie es jetzt
       schon teilweise gefordert wird. Grundsätzlich ist eine [2][Priorisierung]
       schon sinnvoll. Was jedoch längst hätte passieren müssen, ist, dass die
       Länder anfangen, auch Menschen aus der nächsten Prioritätsgruppe eine
       Impfung mit AstraZeneca zu ermöglichen.
       
       Teilweise ist noch nicht mal geklärt, wie diese, etwa als [3][Kontaktperson
       von Pflegebedürftigen], ihre Berechtigung nachweisen sollen. Solche
       Verzögerungen sind nicht mehr hinnehmbar. Denn jeder Tag, an dem Impfstoff
       ungenutzt bleibt, kostet Menschenleben, die man hätte retten können.
       
       24 Feb 2021
       
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