# taz.de -- Tödlicher Luftangriff in Mali: Hochzeitsgäste oder Terroristen
       
       > Ein Luftangriff auf Zivilisten der Peul-Volksgruppe in Mali fordert
       > mindestens 20 Tote. Frankreich meldet „Neutralisierung“ von
       > „Dschihadisten“.
       
 (IMG) Bild: Schon 2018 demonstrierten Peul in Malis Hauptstadt gegen „Völkermord“
       
       Berlin taz | Was geschah im malischen Dorf Bounti am vergangenen
       Sonntagnachmittag? Nach Angaben von vor Ort hat dort ein schlimmes
       Kriegsverbrechen stattgefunden: Bis zu 100 Zivilisten seien bei einem
       Luftangriff auf eine Hochzeitsgesellschaft getötet worden.
       
       Die Organisation [1][Tabital Pulaaku], ein Dachverband der
       Peul-Volksgruppe, verbreitet eine [2][provisorische Opferliste] und spricht
       von „mindestens 20 zivilen Opfern“, darunter Frauen und Kinder, und
       mehreren Schwerverletzten, die „noch keinerlei medizinische Versorgung
       erhalten haben“. In der am Dienstag verbreiteten Erklärung heißt es weiter:
       „Diese Zivilisten waren auf einer Feier der Hochzeit ihrer Kinder.“
       
       Es dauerte bis Dienstagnachmittag, bis Frankreich bestätigte: Ja, unsere
       Luftwaffe hat im Rahmen der Antiterroroperation „Barkhane“ zur fraglichen
       Zeit am fraglichen Ort einen Angriff geflogen. Die Kampfflieger hätten
       allerdings keine Hochzeitsgesellschaft bombardiert, sondern eine
       Versammlung von Dschihadisten.
       
       „Mehrere Dutzend“ von ihnen wurden den Angaben zufolge „neutralisiert“, wie
       man im Kriegseinsatz das Töten nennt: „Das Verhalten der Personen, ihre
       Ausrüstung und die Auswertung der Aufklärungsergebnisse schließen etwas
       anderes aus“, hieß es; da „kann es keinen Zweifel geben“.
       
       Bounti liegt in der Region Mopti, wo nicht nur Malis Armee mit Frankreichs
       Hilfe islamistische Rebellengruppen bekämpft, sondern auch lokale
       [3][Milizen der Dogon-Volksgruppe] gegen die als Terroristen gebrandmarkte
       Bevölkerung der Peul-Volksgruppe vorgehen.
       
       Wie da auf einer Peul-Hochzeit zwischen Gästen und Terroristen zu
       unterscheiden ist, bleibt offen, zumal es nicht verwunderlich wäre, wenn
       Gäste auf Motorrädern anreisen – ein Verkehrsmittel, mit dem sich gerne
       islamistische Kommandos bewegen, zu dem es in Malis Savanne aber kaum
       Alternativen gibt – und vielleicht sogar Waffen tragen, weil größere Feiern
       leichte Ziele für Überfälle sind.
       
       Merkwürdig bleibt: Frankreich fliegt solche Luftangriffe üblicherweise mit
       Mirage-Kampfjets aus großer Höhe, unterstützt von Aufklärungsdrohnen; die
       lokalen Berichte aber sprechen von einem Hubschrauber im Tiefflug, was auf
       Malis Streitkräfte hindeutet. Malis Generalstab aber dementierte schnell,
       am Sonntag in dieser Zone im Einsatz gewesen zu sein.
       
       Wer sich allerdings gar nicht geäußert hat, ist Malis Regierung. Die wird
       seit dem Militärputsch im August [4][von Generälen dominiert] – und
       schweigt. Das irritiert. „Euer Schweigen tötet“, kritisiert der Politologe
       [5][Boubacar Diawara]. Ähnlich äußern sich viele andere. Irgendwer hat
       etwas zu verbergen. Aber wer?
       
       6 Jan 2021
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] https://www.facebook.com/Jeunesse-Tabital-Pulaaku-Mali-328349871075841/?hc_ref=ARQDE0Obpf-Yttj0IPnJzptjZKfc2EwfmlDO8SSi08uYMXOQHvFhJszNwQ1SUEEO1kI&ref=nf_target&__tn__=kC-R
 (DIR) [2] https://twitter.com/IiPullo/status/1346396287197982721
 (DIR) [3] /Ethnische-Milizen-in-Mali/!5737999
 (DIR) [4] /Uebergangsregierung-fuer-Mali/!5711673
 (DIR) [5] https://twitter.com/PhD_Diawara/status/1346768017066237953
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Dominic Johnson
       
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