# taz.de -- Abwehrreflexe in der Bremer Politik: Rassismus gibt es nicht
       
       > Bremen hat sich viel vorgenommen im Kampf gegen Rassismus. Das geht
       > schief, solange man das eigene rassistische Handeln verleugnet.
       
 (IMG) Bild: Sind schwarze Babys so unschuldig wie sie tun? Das Bremer Standesamt hat so seine Zweifel
       
       Am Ende wird es wieder kein Rassismus gewesen sein. Wenn in Bremen
       Schwarzen Frauen nicht geglaubt wird, dass derjenige, den sie als Vater
       ihres Kindes angeben, es auch ist, und wenn örtliche Standesbeamt*innen
       Müttern aus afrikanischen Ländern prinzipiell unterstellen, unwahre Angaben
       über ihren Familienstand zu machen, ist das sicher bedauerlich.
       
       Aber wer dieses Handeln im Wirkungskreis von Innensenator Ulrich Mäurer
       (SPD) als rassistisch bezeichnet, wird es mit Bürgermeister Andreas
       Bovenschulte (SPD) zu tun bekommen. Woher wir das wissen? Aus Erfahrung.
       
       Denn, als der Flüchtlingsrat und die Selbsthilfeorganisation „Together we
       are Bremen“ im Frühjahr angesichts übler Zustände in
       Geflüchtetenunterkünften und zynischer Äußerungen der dafür
       verantwortlichen Sozialsenatorin Anja Stahmann (Grüne) [1][von Rassismus
       sprachen], war auch da die Attacke das Mittel des Senats, eine sachliche
       Auseinandersetzung zu unterdrücken.
       
       ## Gekränkt sein hilft, Probleme zu leugnen
       
       Bovenschulte behauptete wahrheitswidrig in einer Regierungserklärung, die
       Sozialsenatorin wäre als Rassistin bezeichnet worden. Vor zwei Wochen erst,
       im Bremer taz-Salon, [2][bekräftigte er diese Darstellung noch]. Ob eine
       Person oder eine Handlung als rassistisch kritisiert werde, sei das
       Gleiche. „Wir sind ja nicht im Proseminar“, sagte er,, sondern im
       politischen Diskurs.“
       
       Tatsächlich ist auch das falsch, denn: Wo Kritik an Handlungen und Aussagen
       mit Angriffen auf die Person verwechselt wird, lassen sich Sachverhalte
       gerade nicht mehr aushandeln. Dieser – bestenfalls – Abwehrreflex dient
       dazu, einen Diskurs zu beenden, wo er unangenehm ist – bei der Frage nach
       der eigenen Rolle.
       
       Das ist tragisch, weil sich die rot-grün-rote Koalition [3][viel
       vorgenommen hat im Kampf gegen Rassismus]. Wer sich aber derart gegen
       Kritik immunisiert, wird diesbezüglich kaum mehr zustande bringen als
       Verfassungsfolklore. Es kommt auf die Taten an. Nicht auf den Willen.
       
       23 Sep 2020
       
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 (DIR) Benno Schirrmeister
       
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