# taz.de -- Wiederwahl von Lukaschenko in Belarus: Wahlsieg in Absurdistan
       
       > Lukaschenko hat die Wahl in Belarus „gewonnen“ – vorerst. Die dreisten
       > Fälschungen könnten für den Autokraten aber der Anfang vom Ende sein.
       
 (IMG) Bild: Dauerautokrat: Präsident Alexander Lukaschenko nach der Stimmabgabe in Minsk
       
       Dreistigkeit siegt! Doch diese alte Weisheit könnte sich für den
       belarussischen Präsidenten Alexander Lukaschenko als Anfang vom Ende seiner
       26-jährigen Herrschaft erweisen. Angeblich soll er mit 80 Prozent der
       Stimmen die Wahl am Sonntag „gewonnen“ haben. Das ist gelinde gesagt absurd
       und hat mit der Realität nicht das Geringste zu tun.
       
       Die Bilder vom Wahltag sprechen eine ganz andere Sprache: Eine Frau, die
       über eine Leiter Stimmzettel aus einem Wahllokal entgegennimmt und sich
       rasch entfernt. Wahlbeobachter*innen, die von Sicherheitskräften tätlich
       angegriffen werden. Menschen, die wahllos aus der Menge herausgegriffen,
       von Sicherheitskräften zusammengeschlagen werden und mit blutenden
       Gesichtern auf der Straße liegen bleiben. Und [1][zehntausende
       Belaruss*innen mit weißen Bändern] an den Handgelenken, die aller
       Brutalität des Regimes zum Trotz ihre Angst überwunden haben und
       entschlossen sind, dem Autokraten Lukaschenko die Stirn zu bieten – und das
       [2][nicht nur in der Hauptstadt Minsk.]
       
       Dass Lukaschenko vor dem Einsatz von Gewalt nicht zurückschrecken würde und
       dafür auch Tote in Kauf nimmt, ist nicht überraschend, zumal entsprechende
       Drohungen vorher unüberhörbar waren. Es sagt eine Menge darüber aus, wie es
       um eine Staatsführung bestellt sein muss, die sich verzweifelt an die Macht
       klammert. Und die beharrlich ignoriert, dass in der belarussischen
       Gesellschaft einiges in Bewegung geraten ist.
       
       Deshalb dürften diejenigen, die der Oppositionskandidatin [3][Swetlana
       Tichanwoskaja] ihre Stimme gegeben haben, auch nicht einfach zur
       Tagesordnung übergehen. Schon sind weitere Proteste angekündigt, und es
       gibt genügend Gründe zu der Annahme, dass viele diesem Aufruf folgen
       werden. Die Frage ist jetzt, ob sich Lukaschenko auch weiterhin auf die
       bedingungslose Loyalität seiner Handlanger stützen kann, um den Widerstand
       derer zu unterdrücken, die sich nicht länger mit einem „weiter so“ abfinden
       wollen.
       
       Doch wie auch immer das Kräftemessen ausgehen mag, Lukaschenko sollte
       gewarnt sein: Business as usual wird es in Belarus nicht mehr geben.
       
       10 Aug 2020
       
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 (DIR) Barbara Oertel
       
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