# taz.de -- Riexinger über Äußerung zu Reichen: „Das darf nicht nochmal passieren“
       
       > Reiche erschießen? Linken-Chef Bernd Riexinger findet die Äußerung im
       > Nachhinein inakzeptabel. Er sieht aber keinen Grund zurückzutreten.
       
 (IMG) Bild: „Die Linke hat ein klares Verhältnis zu Demokratie und Menschenrechten“, sagt Riexinger
       
       taz: Herr Riexinger, die von Ihnen nur halbherzig zurückgewiesene Äußerung
       einer Parteikollegin zur [1][Erschießung von Reichen] hat maximale
       Aufregung verursacht. Treten Sie nun zurück? 
       
       Bernd Riexinger: Ich hätte sofort klar sagen müssen, dass die Linke die
       Gesellschaft friedlich und auf demokratischem Wege verändern will. Aber wer
       mich kennt, weiß, dass meine ganze Lebensgeschichte und mein politischer
       Kompass da völlig klar sind. Ich war immer ein leidenschaftlicher Kämpfer
       für Menschen- und Persönlichkeitsrechte. Daher gibt es auch keinen Grund,
       zurückzutreten.
       
       Der neu gewählte Thüringer Ministerpräsident Bodo Ramelow hat Sie scharf
       kritisiert. So eine Aussage hätte nie lächelnd übergangen werden dürfen.
       War das ein Foul für Ramelow? 
       
       Wir haben [2][in Kassel auf dem Podium darüber diskutiert], dass Reiche
       einen größeren ökologischen Fußabdruck haben und große Konzerne in hohem
       Maße für CO2-Emissionen verantwortlich sind. Die Teilnehmerin wollte zum
       Ausdruck bringen, dass die Herausforderungen der Energiewende [3][nicht auf
       die reichsten 1 Prozent der Bevölkerung reduziert werden dürfen]. Ihre
       Worte dazu waren allerdings inakzeptabel. Dafür hat sie sich entschuldigt.
       Ich habe nicht angemessen reagiert. Dafür entschuldige ich mich.
       
       Welche Konsequenzen ziehen Sie daraus? 
       
       So etwas darf nicht noch einmal passieren.
       
       Falls Ramelow die Wahl verloren hätte: Wären Sie schuld gewesen? 
       
       Da alle Fraktionen schon vorher erklärt haben, wie sie abstimmen werden,
       sehe ich nicht, wie das hätte Einfluss haben können.
       
       CDU-Generalsekretär Paul Ziemiak wertet das Ganze als erneuten Beleg, warum
       es keine Zusammenarbeit mit der Linken geben könne. 
       
       Das ist ein billiges und plumpes Manöver der CDU, die gerade ihre Identität
       in Abgrenzung zur Linken sucht, unterstützt durch eine Kampagne der
       Springer-Presse. Die Linke hat ein klares Verhältnis zu Demokratie und
       Menschenrechten. Wir haben auch immer den Arbeitszwang gerade bei den
       unmenschlichen Hartz-IV-Sanktionen abgelehnt – im Unterschied zur CDU. Dass
       Gewaltfreiheit Grundlage und Konstitution unserer Politik ist, haben wir
       nun wirklich lange bewiesen.
       
       Tatsächlich? Man hat manchmal das Gefühl, dass mit zweierlei Maß gemessen
       wird und Gewalt von links, etwa auf Demos, ganz okay ist. 
       
       Ich lehne Gewalt als politisches Mittel ab. Wir wollen die Gesellschaft auf
       demokratischem Weg verändern. Wir werben dafür, dass unsere Positionen
       Mehrheiten finden. Und das ist auch unsere gesellschaftliche und politische
       Praxis.
       
       Wird es nach diesen Äußerungen, aber auch nach der jüngsten Anzeige gegen
       die Bundesregierung, nicht schwieriger für die Linkspartei, Mehrheiten zu
       finden? Ihre potenziellen Partner SPD und Grüne schütteln doch zu Recht den
       Kopf. 
       
       Ich glaube nicht, dass es schwieriger wird. Jeder weiß, wofür die Linke
       steht. Dass eine solche Gelegenheit genutzt wird, links und rechts erneut
       gleichzusetzen, ist falsch. Es ändert aber nichts am Charakter unserer
       Politik. Von mir finden Sie keine Aussage, wie etwa von Herrn Seehofer, der
       sagte, man werde sich bis zur letzten Patrone gegen Zuwanderung in unsere
       Sozialsysteme wehren.
       
       4 Mar 2020
       
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