# taz.de -- Online-Glücksspiele werden legal: So zockt man richtig
       
       > Die Bundesländer wollen Online-Glücksspiele regulieren. Was illegal ist,
       > wird legal. Wirklich reich wird jedoch nur, wer diese Spielregeln
       > beachtet.
       
 (IMG) Bild: Ab in die Spielhalle: das Casino zu Hause am Rechner
       
       Jackpot für alle Zocker*innen: Die Bundesländer wollen virtuelles
       Glücksspiel legalisieren. Der noch zu unterzeichnende Staatsvertrag soll
       laut Entwurf für Online-Casinos, Online-Poker und Online-Automatenspiele
       gelten.
       
       Ist auch viel besser so, gezockt wird ohnehin, findet die
       taz-Casino-Redaktion. Onlinecasinos und Wettanbieter genießen allerdings
       nicht den besten Ruf.
       
       Aktuell herrscht beim Glücksspiel im Internet die pure Anarchie. Wer
       möchte, kann alles einzahlen, was ihr oder ihm zur Verfügung steht und
       darüber hinaus. Anbieter*innen setzen sich also aktuell über das staatlich
       Verbot hinweg und machen ihre Klient*innen immer reicher. Kontrolle?
       Bislang Fehlanzeige. Online-Glücksspiel boomt! Und das Beste: Jeder kann
       mitmachen.
       
       ## Was soll ich spielen?
       
       Erfahrene und reiche beziehungsweise an Erfahrung reiche Spieler*innen
       raten: Alles! Beispiel Sportwetten. Jenseits der altbekannten
       Fußball-Top-Ligen gibt es unzählige Möglichkeiten, Zeit und Geld zu
       verdaddeln: Man kann auf Spiele der belgischen Frauen-Liga wetten oder auch
       auf Spiele aus Polen, Nordirland und deutscher Drittligavereine.
       
       Aber nicht nur Fußballwetten sind ein Muss. Wer möchte, kann auch auf
       Hunderennen oder Sportfischen wetten. Oder darauf, ob ein [1][Dildo bei
       einem American-Football-Match auf das Grün fliegt.] Aber auch die tollen,
       bunten Onlinecasinos sprechen Menschen aller Altersklassen an. Da gibt's
       von Poker über Roulette bis zu den klassischen Walzenautomaten so ziemlich
       alles, was das Herz begehrt. Früher musste man sich noch in vollgequalmten
       Spelunken mit den ganzen anderen reichen Zocker*innen um einen Platz vor
       dem Automaten prügeln. Heute geht das per Smartphone vom Klo, von der
       Arbeit oder anderen Lieblingsorten aus. Ganz bequem.
       
       ## Wie viel muss ich geben?
       
       Promis wie Oliver Kahn sind immer ein gutes Zeichen. Kahn macht Werbung für
       einen führenden Anbieter von Sportwetten. Wenn der Titan, das Idol vieler
       heute stinkreicher Onlinezocker*innen, sagt: „Ihre Wette in sicheren
       Händen“, dann muss das so sein. Der Mann hat früher alles, na ja, fast
       alles, gehalten – so bestimmt auch dieses Versprechen. Mein Geld in seinen
       Händen – kann nur gut gehen.
       
       Wichtige Lektion zu Beginn: Wer Erfolg haben will, muss sich richtig
       reinhängen. Keine halbe Sachen. Die Mittagspause, aber auch die Zeit von
       Arbeitsbeginn bis Mittagspause und die Zeit nach der Mittagspause bis
       Feierabend muss genutzt werden. Sonst gehen den Wettanbiet… äh
       Spieler*innen ganz schnell tausende Euro durch die Lappen.
       
       Wie hoch ist die Auszahlungsquote? 
       
       Wer noch alle Symbole auf der Walze hat, wählt natürlich den Anbieter aus,
       der den besten Willkommensbonus bietet. 100 Euro einzahlen, 100 Euro
       geschenkt. Passionierte Fußballschauer*innen kennen die solidarischen
       Angebote der Wettanbieter. Auch Onlinecasinos bieten en masse Freispiele
       oder Gratisgeld bei Einzahlung. Die Einzahlung und Registrierung ist so
       einfach, das kann auch der neunjährige Neffe übernehmen. Viele
       Spieler*innen haben nicht nur einen Account. Wer gleichzeitig bei mehreren
       Anbietern zockt, verdient auch mehr. Logisch.
       
       Bei der Wahl des Anbieters sollte man auf die Auszahlungsquote achten. Die
       gibt an, welchen Anteil ein Buchmacher von den Wetteinsätzen an die Kunden
       zurückzahlt. Wenn ein Buchmacher ein erfolgreiches Geschäftsmodell haben
       möchte, muss die Auszahlungsquote im Durchschnitt grundsätzlich unter 100
       Prozent liegen. Von 100 investierten Euro zahlen die Buchmacher zwischen 97
       und 90 Euro aus. Klingt nach einem Verlustgeschäft für die Spieler*innen?
       Ach was, man muss nur hoch genug gewinnen.
       
       Sucht – was nun? 
       
       Wer von „Spielsucht“ spricht, ist meistens neidisch. Neidisch auf das
       erfüllte Leben, die hohen Gewinne und den Spaß. Wen trotzdem ein kurzes
       Gefühl der Unvernunft überkommt, der kann sich auf den Glücksspielseiten
       temporär oder lebenslang sperren lassen. Aber warum sollte das passieren?
       Man lässt sich ja auch nicht beim Arbeitgeber sperren, nur weil eine
       Gehaltserhöhung winkt.
       
       Die taz-Casino-Redaktion rät: Zeit und Energie lieber in das Spiel
       investieren, um noch reicher zu werden. Allseits bekannt: Geld macht
       überaus glücklich. Und wer stellt sich schon gerne seinem Glück in den Weg?
       Sollte doch der Fall eintreten und man ist auf einer oder mehreren Seiten
       gesperrt, nicht verzagen! Einfach einen neuen Account auf einer der
       unzähligen Plattformen erstellen und weiter viele Euros einsacken.
       
       ## Was ändert sich?
       
       Das wird mit der Gesetzesreform aber schwieriger. Einzahlungen werden
       limitiert: Die Bürger*innen dürfen ab Juli 2021 nur noch 1.000 Euro vom
       Sparbuch, Girokonto oder von der PaypalAppleGoogleLidlPayback-Card pro
       Monat investieren. Außerdem sollen sie nach chinesischem Vorbild zentral
       registriert werden, um zu ermitteln, welche*r Spieler*in suchtgefährdet
       ist. Eine Sperrdatei wird eingerichtet. Dort können sich Spieler*innen
       selbst sperren lassen oder bei zu hoher Einzahlung von den Anbietern
       gesperrt werden.
       
       Wer profitiert vom Online-Zocken? 
       
       Ganz klar: Alle. Die Anbieter verdienen gutes Geld. Vor allem weil die
       vielen schlechten Spieler nichts bis wenig gewinnen. Die ganzen guten
       Spieler*innen werden reich, vorausgesetzt, sie halten sich an unsere Tipps.
       Auch der Staat sahnt gut ab. Fast 14 Milliarden Euro Spielerträge jährlich,
       fast 3 Milliarden davon auf dem (noch) illegalen Markt. Steuereinnahmen,
       die sich der Staat wahrlich nicht entgehen lassen kann.
       
       Auch Sportveranstaltungen, Sportvereine oder Fernsehsender bekommen ein
       Stück vom Kuchen ab. Schon jetzt läuft auf vielen Sendern Werbung für
       Onlinecasinos oder Sportwetten rauf und runter. Häufig mit dem Hinweis: Nur
       für Spieler aus Schleswig-Holstein. Das in diesem Bereich fortschrittliche
       Bundesland vergibt schon länger Lizenzen an Anbieter von Onlinecasinos. Von
       Schleswig-Holstein lernen, heißt eben siegen lernen. Die innerdeutsche
       Diskriminierung hat zum Glück bald ein Ende. Dann dürfen sich auch Spieler
       anderer Bundesländer von der Werbung angesprochen fühlen und ganz legal
       reich werden – endlich.
       
       24 Jan 2020
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] https://www.sportsbettingdime.com/news/nfl/bet-dildo-thrown-on-field-patriots-bills-odds/
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Jonas Julino
       
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