# taz.de -- Neuer Staatsvertrag zu Glücksspielen: Wetten in Staatshand!
       
       > Glücksspiel lässt sich nicht abschaffen. Deshalb wäre es besser, der
       > Staat nähme es gänzlich in die Hand.
       
 (IMG) Bild: Wettbüro in Berlin
       
       Im langjährigen Gezerre zwischen Bundesländern, Glücksspiellobby und
       Betroffenen-Verbänden steht ein Finale bevor: Am Donnerstag wollten die
       Ministerpräsidenten [1][dem dritten sogenannten Glücksspielstaatsvertrag
       zustimmen], der ab Mitte 2021 gelten soll.
       
       Einerseits ist das erfreulich, denn die dringend nötige Regulation wird
       damit möglich: [2][Sportwetten etwa] finden in Deutschland seit Jahren in
       einer rechtlichen Grauzone statt. Denn sowohl das staatliche Monopol auf
       Sportwetten als auch vereinbarte staatliche Vergabemodi von Lizenzen sind
       in der Vergangenheit juristisch erfolgreich angefochten worden. Versuche,
       die juristischen Schwachstellen auszubessern, scheiterten an der
       Glücksspiellobby und dem fehlenden Kompromissvermögen der Bundesländer. Als
       Ergebnis konnte das Geschäft der Sportwettenanbieter quasi unreguliert
       gedeihen. Das sieht man an Straßenzügen, die von Wettbüros dominiert
       werden, weil für sie nicht ähnliche Abstandsregelungen zueinander und zu
       Schulen galten wie für Spielhallen.
       
       Andererseits ist es ernüchternd zu wissen, dass der Staat den
       profitorientierten Glücksspielbetreibern hinterherläuft. Diese haben in
       vielen Jahren rechtlicher Unklarheit Fakten geschaffen – und der Staat
       legalisiert den Status quo nun: Online-Glücksspiele waren bisher zwar
       illegal, aber es gab sie und sie wurden gespielt. Es ist fraglich, ob der
       Gesetzgeber den Vorsprung der Betreiber, der in jahrelanger rechtlicher
       Unklarheit entstanden ist, jemals aufholen wird. Besorgniserregend ist das
       vor allem mit Blick auf potenzielle und tatsächliche Betroffene von
       Spielsucht. Denn wie ernst kann es ein Unternehmen mit Suchtprävention
       meinen, wenn er sein Geld mit der Sucht verdient? Eine breite Allianz von
       Verbänden kritisierte deshalb drastische Defizite bei den nun vorgesehenen
       Regelungen zum Spielerschutz.
       
       Weil man Glücksspiele nicht einfach abschaffen kann – trotz Verboten wird
       es sie immer geben –, wäre es besser, wenn der Staat die Sache des
       Glücksspiels gänzlich in die Hand nimmt. Denn für ihn steht Profit nicht
       gleichermaßen im Vordergrund wie für Unternehmen.
       
       13 Mar 2020
       
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