# taz.de -- Organisierte Kriminalität in Berlin: Zweite-Reihe-Parken ist nicht OK
       
       > Erstmals legt das LKA ein „Lagebild Organisierte Kriminalität“ für Berlin
       > vor. Beim Thema Clankriminalität aber wird es schwammig.
       
 (IMG) Bild: Leute, die auf Rolex starren: Senator Geisel (SPD), Polizeichefin Slowik und LKA-Mann Laudan
       
       Berlin taz | Blutrünstige Tschetschenen, martialische Rockerbanden,
       rivalisierende Araberclans: Wer an Organisierte Kriminalität (OK) denkt,
       hat sofort ein paar Schlagworte im Kopf. Das konkrete Wissen über dieses
       Phänomen aber ist in der Öffentlichkeit gering. Am Mittwoch haben
       Innensenator Andreas Geisel (SPD) und Polizeipräsidentin Barbara Slowik nun
       erstmals ein „Lagebild Organisierte Kriminalität Berlin 2018“ präsentiert,
       das ein paar Einblicke in den Kriminalitätsbereich und die Arbeitsweise der
       Polizei gibt. Bislang gab es solche Lagebilder nur vom Bundeskriminalamt
       für ganz Deutschland.
       
       Interessant sind vor allem die „Schwerpunktbetrachtungen“ zu einzelnen
       OK-Gruppen: Das Lagebild nennt konkret Rockerkriminalität,
       Russisch-Eurasische Organisierte Kriminalität und „Kriminalität durch
       Angehörige aus ethnisch abgeschotteten Subkulturen“. Gemeint ist mit
       letzterem die so genannte „Clankriminalität“ genau einer „Subkultur“: der
       arabischen.
       
       Obwohl der Begriff seit Jahren im „Fokus von Politik und Medien“ stehe, so
       der Bericht, sei er erst jetzt – für den Bundeslagebericht – definiert
       worden. Und zwar sei diese Form der Kriminalität bestimmt durch
       „verwandtschaftliche Beziehungen“, „Abschottung der Täter“,
       „patriarchalisch-hierarchisch geprägte Familienstruktur“, „mangelnde
       Integrationsbereitschaft“.
       
       Weiter heißt es im Bericht: „Der Phänomenbereich ist von einer in weiten
       Teilen der arabischstämmigen Community bestehenden Parallelgesellschaft
       geprägt und geht einher mit einer mangelnden Akzeptanz oder sogar Ablehnung
       des in Deutschland vorherrschenden Wert- und Normensystems.“
       
       ## Rolex tragen und Hochzeitskorsos höhlen den Rechtsstaat aus
       
       Auf Nachfrage der taz betonten Innensenator und Polizeichefin, dass man
       damit nicht den Großteil der arabischen Community meine, sondern nur die
       Clan-Familien. Überhaupt sei das Phänomen komplex, so Geisel: Eigentlich
       gehörten nur Teile der „Clans“ zur OK. In diesen Großfamilien von 100 bis
       1.000 Personen „sind nicht alle kriminell, aber es gibt eine hohe Zahl von
       auffälligen Personen“. Einige davon seien „im Bereich OK“ unterwegs, andere
       „parken in der zweiten Reihe, tragen Rolex. Das ist nicht kriminell, höhlt
       aber auch den Rechtsstaat aus.“
       
       Slowik ergänzte, Clankriminalität habe auch damit zu tun, „dass wir gegen
       ein Dominanzverhalten vorgehen wollen“, sie nannte ebenfalls das Parken in
       der zweiten Reihe, aber auch Hochzeitskorsos als Beispiele. Das sei zwar
       nicht kriminell, aber „da fängt es an“, so die Polizeipräsidentin. Auch die
       Großrazzien in Neuköllner Shisha-Bars und Geschäften seien kein Vorgehen
       gegen OK, sondern gegen „Regelverstöße“ wie Verletzung des
       Immissionsschutzes oder Tabakschmuggel, „die wir nicht akzeptieren wollen“.
       
       Innensenator Geisel kündigte für kommendes Frühjahr ein eigenes Lagebild
       für „Clankriminalität“ an.
       
       11 Dec 2019
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Susanne Memarnia
       
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