# taz.de -- Recycling von Blei aus Deutschland: 1,8 Millionen Tonnen Elektroschrott
       
       > Aus Deutschland wird immer wieder bleihaltiger, giftiger Elektroschrott
       > illegal ins Ausland exportiert. Das belastet Umwelt und Menschen.
       
 (IMG) Bild: Wenn Altbatterien nicht ordnungsgemäß entsorgt werden, gelangen sie oft in die falschen Hände
       
       Darmkoliken, Anämie, Gicht, Schäden an Leber und Nieren: Das Schwermetall
       Blei schädigt den Organismus auch in niedrigen Dosen und gilt deshalb als
       [1][eines der gefährlichsten Umweltgifte.]
       
       In Deutschland ist die Verarbeitung von bleihaltigen Produkten allgemein
       sehr zurückgegangen. Seit einer 2011 in Kraft getretenen EU-Richtlinie ist
       der erlaubte Bleiwert in Elektrogeräten auf eine Höchstkonzentration von
       0,1 Gewichtsprozent beschränkt. Auch das traditionelle Bleigießen an
       Silvester ist seit vergangenem Jahr verboten und die EU treibt gerade ein
       Verbot von bleihaltiger Munition voran.
       
       Am häufigsten wird Blei in Deutschland noch in Säure-Batterien für Autos
       verarbeitet. „Derzeit gehen 85 Prozent der Weltbleiproduktion in diesen
       Sektor und das spiegelt sich auch in Deutschland wider“, erklärt Andreas
       Manhart, Experte für Rohstoffe und Recycling am Öko-Institut, einem
       privaten Umweltforschungsinstitut.
       
       „Altbatterien, die bei uns anfallen, werden in der Regel auch bei uns
       recycelt. Und zwar in Anlagen, die zumeist von den Batterieherstellern
       selbst betrieben werden“, so Manhart. „Ausnahmen sind Batterien, die zum
       Beispiel über Altautoexporte ins Ausland gehen. Hier gibt es einen gewissen
       Abfluss nach Osteuropa, den Nahen Osten und Afrika.“
       
       ## 300.000 Tonnen exportierter Elektroschrott pro Jahr
       
       Die Menge an alten Elektrogeräten aus Deutschland ist groß. „Jedes Jahr
       fallen etwa 1,8 Millionen Tonnen [2][Elektroschrott] an, mit steigender
       Tendenz“, so Philipp Sommer von der Deutschen Umwelthilfe. Mehr als die
       Hälfte aller kaputten Elektrogeräte aus Deutschland werden illegal recycelt
       oder verschrottet. Ein großer Teil davon enthält Blei. Während etwa 12
       Prozent davon fälschlich im Restabfall oder der Umwelt landen, werden etwa
       18 Prozent, also 300.000 Tonnen im Jahr illegal ins Ausland exportiert.
       
       Der Export bleihaltiger Produkte nach außerhalb der EU ist seit dem Basler
       Übereinkommen, dem UNO-Vertrag über die Kontrolle gefährlicher Abfälle,
       gesetzlich verboten. Warum deutsche Unternehmen trotzdem immer wieder
       dagegen verstoßen, liegt laut Sommer unter anderem daran, dass „der Handel
       zu wenig tut, um Altgeräte für eine ordnungsgemäße Entsorgung
       zurückzunehmen“.
       
       Wenn ein deutsches Blei-Recycling-Unternehmen gesetzliche Umweltauflagen
       nicht einhält, kann es mit hohen Schadenersatzforderungen konfrontiert
       werden. Im Ausland aber wird das kaum überprüft.
       
       Manhart hat schon häufiger Bleischmelzanlagen in Ländern wie [3][Nigeria]
       oder [4][Kenia] besucht: „Bleiemissionen (in Form von Dämpfen und Staub)
       sind an vielen Stellen so heftig, dass die Lebenserwartung von Arbeitern
       und Anwohnern oft deutlich reduziert ist“, sagt der Experte. Auch
       Todesfälle durch Bleivergiftung seien keine Seltenheit, so Manhart. Es
       handele sich um ein systematisches Problem.
       
       13 Nov 2019
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] /Report-zu-Umweltgiften/!5244501
 (DIR) [2] /Immer-mehr-Elektroschrott/!5605454
 (DIR) [3] /Nigeria/!t5007566/
 (DIR) [4] /Kenia/!t5010704/
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Leonie Asendorpf
       
       ## TAGS
       
 (DIR) Elektroschrott
 (DIR) Recycling
 (DIR) Umwelt
 (DIR) Umweltverschmutzung
 (DIR) Autos
 (DIR) Batterien
 (DIR) Elektroschrott
 (DIR) Europäische Union
 (DIR) Umweltgifte
 (DIR) Recycling
 (DIR) Batterien
 (DIR) Dietmar Woidke
 (DIR) Verpackungsmüll
 (DIR) Recycling
 (DIR) Umweltverschmutzung
 (DIR) Afrika
 (DIR) Nigeria
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
 (DIR) EU-Verordnung gegen Elektroschrott: Wenn reparieren nur günstiger wäre und schneller ginge
       
       Die EU will Reparaturen von Elektro-Produkten fördern. Gut so! Noch besser
       wäre aber ein Reparaturbonus.
       
 (DIR) Neue EU-Regel zu einheitlichen Kabeln: Von Ladekabeln lernen
       
       Endlich hat die Ladekabelschwemme ein Ende. Die Neuregelung zeigt auch für
       andere Bereiche: Selbstverpflichtungen der Industrie bringen gar nichts.
       
 (DIR) Umwelt-Präzedenzfall in Kenia: 10 Millionen Euro Strafe
       
       Die Aktivistin Phyllis Omido hat einen Sieg erzielt: Eine
       Batterie-Recycling-Firma muss wegen Bleivergiftungen hohe Entschädigung
       zahlen.
       
 (DIR) Refurbisher über viele neue Smartphones: „Eine Katastrophe fürs Klima“
       
       Lieber aufbereiten statt wegschmeißen, fordert Kilian Kaminski. Er hat sich
       auf den Handel mit gebrauchten Elektrogeräten spezialisiert.
       
 (DIR) Batterien für Elektroautos: Recycling gleich mitdenken
       
       Wenn die Autobauer Millionen von Batterien brauchen, spielt
       Wiederverwendung eine wesentliche Rolle. Denn die Rohstoffe sind rar.
       
 (DIR) Wiederwahl Woidkes in Brandenburg: Kenia verpatzt den ersten Test
       
       Ministerpräsident Woidke (SPD) fehlen bei der Wiederwahl drei Stimmen aus
       der rot-schwarz-grünen Koalition. Die Mehrheit reicht nur knapp.
       
 (DIR) Plastikmüll in Deutschland: So viel Verpackung wie noch nie
       
       Mit 226 Kilo pro Kopf schafft Deutschland einen neuen Negativ-Rekord beim
       Verpackungsmüll. Online-Handel und Essen to go treiben den Verbrauch hoch.
       
 (DIR) Bleirecycling in Kenia: „Das Blei ist überall!“
       
       Die kenianische Aktivistin Phyllis Omido kämpft für strengere
       Umweltauflagen beim Recyceln von Blei. Auch Deutschland stehe in der
       Verantwortung.
       
 (DIR) Gift von Fabriken in Chile: Schwarze Fische, warmes Gift
       
       In Puchuncaví-Quintero in Chile dürfen Fabriken unkontrolliert die Umwelt
       zerstören – und die Körper derjenigen, die dort leben.
       
 (DIR) Phosphatgewinnung in Togo: Die gelbe Gefahr
       
       Das afrikanische Land verdient kräftig an der Förderung von Phosphat. Die
       Schäden für Mensch und Umwelt sind jedoch enorm.
       
 (DIR) Umweltschützer über Nigerias Öl: „Bis heute ein Notfall“
       
       Nigerias führender Umweltschützer Nnimmo Bassey sieht im verseuchten
       Ölgebiet des Niger-Flussdeltas noch viel zu tun. Aber es gebe auch
       Fortschritte.