# taz.de -- Farmer über regenerative Landwirtschaft: „Bio ist der erste Schritt“
       
       > Regenerative Landwirtschaft ist nötig, um kaputte Böden aufzubauen, sagt
       > Filmemacher und US-Farmer John Chester. In seinem neuen Film zeigt er,
       > wie das geht.
       
 (IMG) Bild: Neben der Demeter-Zertifizierung hat er einen Emmy: John Chester mit seiner Frau Molly
       
       taz: Herr Chester, Ihr Dokumentarfilm „[1][Unsere große kleine Farm]“ ist
       meiner Meinung nach künstlerisch gut gemacht und unterhaltsam. Er zeigt,
       wie Sie eine Monokulturfarm mit ausgelaugten Böden in Kalifornien in einen
       erfolgreichen „traditionellen Bauernhof“ verwandelt haben. Jetzt haben sie
       20 Vollzeitmitarbeiter auf dem Feld, die zum Beispiel Legehennen halten und
       75 Obstarten wie Äpfel und Zitronen anbauen. Was soll das denn sein,
       „traditionelle Landwirtschaft“?
       
       John Chester: Mit „traditionell“ meinen wir eine Landwirtschaftsmethode,
       die vor der Abhängigkeit von Chemikalien wie synthetisch hergestellten
       Pestiziden und Kunstdüngern weit verbreitet war. Es geht um regenerative
       Landwirtschaft. Diese Methode erhöht die Artenvielfalt. Sie bringt
       Ökosysteme in eine Balance gegen Krankheiten und Schädlinge.
       
       Was verstehen Sie unter regenerativer Landwirtschaft? 
       
       Zuerst geht es darum, wie man den Boden aufbaut und regeneriert. Man
       schafft wieder Lebensräume, weil man zum Beispiel Fressfeinde von
       Schädlingen hereinbringt, um Insekten in Schach halten.
       
       Mit Fressfeinden von Schädlingen zu arbeiten ist doch nichts anderes als
       ganz normale Biolandwirtschaft. 
       
       Ökolandbau hat kein Kriterium, um den Boden wiederaufzubauen. Man darf
       weder chemisch-synthetische Pestizide noch Kunstdünger verwenden. Das kann
       dem Boden helfen, indem die Funktionalität von Mikroorganismen nicht
       zerstört wird. Aber das regeneriert ihn nicht. Sie kümmern sich nicht groß
       darum, wenn dein Oberboden abgeschwemmt wird. Die Regeln verlangen nicht,
       Erosion zu verhindern, indem man so wie wir den Boden ständig mit Pflanzen
       bedeckt hält. Bio war ein Schritt, aber es hat bislang eben nicht die
       Prinzipien der Regeneration und Verbesserung von Ökosystemen
       berücksichtigt. Es kümmert sich nicht genug darum, die Artenvielfalt zu
       erhöhen.
       
       Ihre Farm ist vom Demeter-Verband als biodynamisch zertifiziert worden. Wie
       unterscheidet sie sich denn von einem ganz normalen biodynamisch
       ausgerichteten Hof? 
       
       Manche biodynamischen Höfe pflügen möglicherweise ihren Boden mehr. Wir
       pflügen nicht tief, weil man sonst das Pilzgeflecht aufbricht, das den
       Pflanzen hilft, Nährstoffe auszutauschen.
       
       Können ganz normale Bauern sich Ihre Farm zum Vorbild nehmen? 
       
       Ich glaube, wir sind ein Vorbild. Wir wenden Methoden an, die jeder andere
       Hof nutzen könnte.
       
       Ist der Betrieb rentabel? 
       
       Noch nicht.
       
       Aber Sie planen, in die Gewinnzone zu kommen? 
       
       Auf jeden Fall. Wir sind jetzt im achten Jahr. Ich denke, im zehnten Jahr
       sind wir so weit. Bis zum fünften Jahr hätten wir zumindest die Lohnkosten
       gedeckt, wenn wir ausschließlich landwirtschaftliches Personal eingestellt
       hätten. Aber davor hatten wir einen Großteil unserer Ware an Abpackbetriebe
       unter unserer Biomarke verkauft. Deshalb haben wir noch mal investiert, und
       nun haben wir Marktverkäufer eingestellt. Jetzt verdienen wir dreimal so
       viel.
       
       Wie können Sie ein Vorbild sein, wenn Sie noch keinen Gewinn machen? 
       
       Die konventionelle Landwirtschaft baut mithilfe staatlicher Subventionen
       Mais und Soja in riesigen Mengen an, wobei sie ökologische Schäden am Boden
       verursacht und die Artenvielfalt zerstört. Und diese Bauern haben immer das
       Gefühl, dass sie am Rande des Bankrotts stehen. Was für ein Mist!
       
       Erhalten Sie von irgendjemandem Subventionen? 
       
       Verdammt, nein! Und wir reden darüber, ob regenerative Landwirtschaft
       wirtschaftlich rentabel ist. Diese Methode wird weltweit praktiziert, zum
       Beispiel von Farmern, die früher konventionell gearbeitet haben und dabei
       waren, alles zu verlieren. Sie mussten auf regenerative Methoden
       zurückgreifen, um ihre Farm zu retten.
       
       10 Jul 2019
       
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