# taz.de -- Kommentar Klimaproteste: Zeit für einen neuen Straßenkampf
       
       > Proteste für das Klima dürfen ruhig wehtun. „Extinction Rebellion“ ist
       > die richtige Ergänzung zu den allseits gelobten „Fridays for
       > Future“-Demos.
       
 (IMG) Bild: „Extinction Rebellion“ setzt auf zivilen Ungehorsam – und blockieren in London Straßen
       
       Kaum lässt der Hype um die „Fridays for
       Future“-SchülerInnen-Demonstrationen etwas nach, drängt mit „[1][Extinction
       Rebellion]“ von London aus die nächste globale Protestwelle auf die
       Straßen: Menschen, die nicht länger nur zusehen wollen, wie die Klimakrise
       die Überlebenschancen auf dem Planeten bedroht, sondern aktiv dagegen
       vorgehen.
       
       Und ihre Erfolgsaussichten sind nicht schlecht. Zwar gelang es schon den
       streikenden SchülerInnen, den Klimawandel endlich wieder auf die
       Titelseiten und in die Talkshows zu bringen und eine neue gesellschaftliche
       Debatte auszulösen. Doch an Protesten, die niemandem wehtun und die von
       fast allen gelobt werden, wird das Interesse nachlassen, sobald sie ihren
       [2][Höhepunkt überschritten] haben.
       
       Niedrigschwelliger ziviler Ungehorsam, wie ihn die AktivistInnen der
       Extinction Rebellion mit ihren Straßenblockaden ausüben, geht einen
       entscheidenden Schritt weiter. Er überschreitet symbolisch Gesetze, um auf
       einen dramatischen Missstand aufmerksam zu machen. Zugleich trägt er ein
       wenig dazu bei, diesen Missstand zu beseitigen, indem er den
       klimaschädlichen Straßenverkehr aktiv behindert.
       
       Das wird nicht bei allen gut ankommen. Autofahrende können sehr emotional
       werden, wenn sie ihre Freiheit bedroht sehen. Doch im eigenen Wagen
       jederzeit in die nächstgelegene Innenstadt zu fahren, ist kein
       Menschenrecht, sondern gefährlicher Wahnsinn zulasten anderer. Nämlich
       derjenigen, die unter den Klimaveränderungen leiden, die die giftigen
       Abgase einatmen müssen, bei Unfällen verletzt werden oder denen der Platz
       für umweltfreundliche Fortbewegungsmöglichkeiten fehlt, weil die Autos ihn
       für sich beanspruchen.
       
       Doch auch wenn viele Medien ein anderes Bild vermitteln: In Städten ist es
       eine – lautstarke – Minderheit, die am Auto hängt, und eine – bisher oft
       schweigende – Mehrheit, die unter ihm leidet. Lokale Initiativen bemühen
       sich bereits vielerorts, die falschen Prioritäten in der Verkehrspolitik zu
       verändern. Doch vor wirklich radikalen Forderungen schrecken sie oft
       zurück. Das könnte sich ändern, wenn es eine neue, überregional vernetzte
       Bewegung gegen den Individualverkehr gäbe.
       
       Die Zeit ist reif dafür, das zeigt die [3][Stagnation der Klimapolitik] in
       den letzten Jahren nur zu deutlich. Auch für SchülerInnen, die über den
       Streik hinaus aktiv bleiben wollen, könnte sich hier ein gutes
       Betätigungsfeld bieten. Klimaschädliche Autos gibt es schließlich in jeder
       Stadt. Und wenn der Protest bei der Elterngeneration dann nicht mehr ganz
       so gut ankommen sollte wie bisher, kann das ja auch mal eine interessante
       Erfahrung sein.
       
       16 Apr 2019
       
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 (DIR) Malte Kreutzfeldt
       
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