# taz.de -- Kommentar Impfpflicht in Deutschland: Wer nicht hören will, braucht Zwang!
       
       > Mit fast religiösem Eifer wehren sich ImpfgegnerInnen gegen die
       > Masernimpfung. Die Bundesregierung sollte endlich die Impflicht
       > einführen.
       
 (IMG) Bild: Die Impfpflicht. Piekst ein wenig, hilft aber
       
       Es gibt zu viele gute Argumente für eine Impflicht, um sie zu ignorieren.
       Gut, dass dies nun auch die SPD-Familienministerin erkannt hat. Die
       Bundesregierung sollte sich endlich ein Herz fassen und alle Eltern dazu
       verpflichten, ihre Kinder gegen Masern impfen zu lassen. Schließlich geht
       es ja gerade nicht um eine harmlose Kinderkrankheit, wie es oft heißt.
       Sondern um eine hochansteckende, potenziell lebensbedrohliche
       Virusinfektion. Impfungen, so einfach ist es, verhindern Todesfälle.
       
       Die Empfehlungen der Wissenschaft sind glasklar: Die
       Weltgesundheitsorganisation (WHO) [1][hat das Ziel ausgegeben], die Masern
       auszurotten. Sie fordert die Staaten seit Jahren dazu auf, ihre Impfraten
       zu erhöhen – mit mäßigem Erfolg. Erst im Januar berichtete die WHO, dass
       die Zahl der Masernfälle 2017 weltweit um knapp ein Drittel im Vergleich
       zum Vorjahr angestiegen sei. Allein 2017 starben 110.000 Menschen an den
       Masern, meist Kinder unter fünf Jahren. Selbst in Europa kamen Dutzende ums
       Leben. Die WHO hat die Vermeidung von Impfungen nun in ihre Liste globaler
       Gesundheitsbedrohungen aufgenommen.
       
       ImpfgegnerInnen, die sich mit fast religiösem Eifer gegen die Spritze
       wehren, [2][handeln deshalb verantwortungslos]. Eine Impfung schützt ja
       nicht nur das eigene Kind, sondern auch all die Menschen, die keinen Schutz
       haben – zum Beispiel Säuglinge. Es geht nicht nur um eine persönliche
       Entscheidung oder um Selbstbestimmung, wie es die KritikerInnen
       suggerieren. Der Verzicht auf die Impfung gefährdet andere.
       Interessanterweise haben ImpfgegnerInnen umgekehrt kein Problem damit, vom
       Impfschutz anderer zu profitieren, der eine Mauer zwischen sie und dem
       Erreger zieht.
       
       Keine Frage, die Koalition bräuchte etwas Mut. Die ImpfgegnerInnen-Szene
       ist in Deutschland gut organisiert. Sie tauscht im Internet krude Argumente
       aus, bei denen wissenschaftliche Evidenz wenig zählt. Da werden
       [3][Anekdoten zu allgemeingültigen Fakten erhoben] („Oma haben die Masern
       auch nicht geschadet!“) oder längst widerlegte Mythen erzählt, etwa der,
       dass Impfungen Autismus verursachten. Manchmal haben liebende Eltern auch
       nur das ungute Gefühl, dass der Piks mit der Nadel den wertvollen Nachwuchs
       traumatisiert. Solche Affekte sind vielleicht menschlich, aber rational
       oder gemeinwohlorientiert sind sie nicht.
       
       Der Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte betont, dass die meisten
       Eltern ihr Kind nach entsprechender Aufklärung impfen ließen. Die wenigen
       Uneinsichtigen müssten durch ein Gesetz bewegt werden, ihre Kinder vor
       Schäden zu bewahren. Die ÄrztInnen haben recht.
       
       15 Apr 2019
       
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 (DIR) Ulrich Schulte
       
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