# taz.de -- Abgeschobener Uigure in China: D. Adilie lebt – und sitzt in Haft
       
       > Im April wurde ein in München lebender Uigure nach China abgeschoben. Die
       > Uiguren werden in ihrer Heimat Xinjiang systematisch unterdrückt.
       
 (IMG) Bild: Wahrscheinlich nicht in diesem, aber in einem anderen Abschiebeflugzeug saß D. Adilie im April
       
       München taz | Im April war der Uigure D. Adilie unrechtmäßig von München
       nach China abgeschoben worden, [1][im August wurde sein Fall publik]. Nach
       dem Flug in die Hauptstadt Peking war er spurlos verschwunden. Nun ist der
       Verbleib des 23-Jährigen geklärt: [2][Nach Informationen von Bärbel Kofler
       (SPD)], der Menschenrechtsbeauftragten der Bundesregierung, sitzt Adilie in
       China in Haft.
       
       Die muslimische Volksgruppe der Uiguren werden in ihrer Heimat Xinjiang,
       ein autonomes Gebiet im Nordwesten Chinas, [3][systematisch unterdrückt und
       unter Terrorverdacht gestellt]. Kürzlich hat China zugegeben, dass
       [4][große sogenannte Umerziehungslager für Uiguren existieren]. In diesen
       sollen eine Million Menschen eingesperrt sein mit dem Ziel, sie „zu
       erziehen und zu transformieren“. Menschenrechtler, die UN und das
       EU-Parlament kritisieren diese Behandlung scharf.
       
       D. Adilie war wegen einer Behördenpanne abgeschoben worden: Das Bundesamt
       für Migration und Flüchtlinge (Bamf) hatte dem Münchner
       Kreisverwaltungsreferat als Vollzugsbehörde per Fax mitgeteilt, dass Adilie
       nicht abgeschoben werden darf, da er nach abgelehntem Bescheid einen
       Asylfolgeantrag gestellt hatte und vom Bamf dazu angehört werden sollte.
       Sein Anwalt Leo Borgman sagte der taz dazu, dass der Uigure auch in
       Deutschland gegen die chinesischen Machthaber protestiert habe und dies ein
       nachträglicher Asylgrund sei.
       
       Doch das Fax des Bamf will das Kreisverwaltungsreferat nicht erhalten
       haben, [5][so die Aussage des Referats im August]. Deshalb sind am 3. April
       um fünf Uhr morgens Polizisten zu Adilie in die Unterkunft gekommen, haben
       ihn mitgenommen und in ein Flugzeug nach Peking gesteckt. Seinen
       Bamf-Termin hätte er am selben Tag um 9.30 Uhr gehabt. Im Jahr 2013 war er
       im Alter von 17 Jahren über die Türkei nach Deutschland geflohen, 2016
       wurde sein erster Asylantrag abgelehnt.
       
       ## Bundesregierung soll sich für Freilassung einsetzen
       
       Nach Informationen der taz wurde Adilie nach seiner Ankunft in Peking noch
       direkt am Flughafen festgenommen. Mitte Oktober wurde ein Prozess gegen ihn
       eröffnet mit dem Vorwurf des „Separatismus“. Ihm droht nun eine hohe
       Gefängnis- oder gar die Todesstrafe. Auch im April schon wurden Uiguren
       eigentlich nicht aus Deutschland abgeschoben. Mittlerweile hat das Bamf ein
       Abschiebungsverbot für Uiguren nach China beschlossen, wenn ihnen eine
       konkrete Gefahr droht.
       
       Dem 23-Jährigen nutzt das aber nichts mehr. Die Menschenrechtsbeauftragte
       Kofler hat beim Menschenrechtsdialog in Peking die Machthaber direkt auf
       diesen Fall angeprochen. Auch die Grünen-Bundestagsabgeordnete Margarete
       Bause, die ihren Wahlkreis in München hat, setzt sich weiterhin für den
       Uiguren ein. „Dass er damals in einer Nacht- und Nebelaktion abgeschoben
       wurde, bleibt ein Skandal“, sagte sie gegenüber der taz. Die
       Bundesregierung müsse nun darauf pochen, dass deutsche Diplomaten den
       jungen Mann im Gefängnis besuchen können – „und sie muss sich für dessen
       Freilassung einsetzen“.
       
       14 Dec 2018
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] /Rechtswidrige-Abschiebung-aus-Bayern/!5526621
 (DIR) [2] https://www.sueddeutsche.de/muenchen/panne-bei-abschiebung-das-einzig-positive-ist-dass-wir-wissen-dass-er-noch-lebt-1.4251932
 (DIR) [3] /Menschenrechtslage-der-Uiguren-in-China/!5546973
 (DIR) [4] /Menschenrechtsverletzungen-in-China/!5534142
 (DIR) [5] /Kommentar-Abschiebung-eines-Uiguren/!5526698
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Patrick Guyton
       
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