# taz.de -- Kommentar Hambacher Forst: Politisches Erwachen
       
       > Der Aufstand für den Hambacher Forst war kein reiner Öko-Protest. Die
       > Bewegung besteht aus verschiedenen Lagern. Das macht sie stark.
       
 (IMG) Bild: Demonstrieren nicht nur für ein paar Bäume: Feiernde am Hambacher Forst
       
       Der Protest im [1][Hambacher Forst] sollte nicht als reine Ökobewegung
       missverstanden werden. Die [2][50.000 Menschen bei der Demo am vergangenen
       Samstag] kamen aus verschiedenen Motiven, vertraten unterschiedliche
       Weltanschauungen. Manche hatten geklagt, andere abermals Bäume besetzt. Die
       meisten wollten einfach ein Zeichen setzen und die jüngsten gerichtlichen
       Beschlüsse feiern. Man kann sich auf ganz unterschiedliche Weise
       beteiligen, direkt vor Ort, dezentral in ganz Deutschland und sogar global,
       auch online. Man muss keine persönliche Beziehung zum Wald haben, um ihn
       schützen zu wollen.
       
       Genau diese Offenheit macht die Bewegung stark. Denn es geht nicht nur um
       ein einzigartiges Ökosystem. Erderwärmung ist nicht nur ein „grünes“ Thema
       und keine Frage von messbaren Emissionen. Es ist eine hochkomplexe
       Problematik, die mit anderen politischen Kämpfen zusammengedacht werden
       muss. Es ist kein Zufall, dass manche Menschen unter den Folgen mehr leiden
       als andere.
       
       Für eine arme Kleinbäuerin im globalen Süden – oder auch hiesige
       dürregeplagte Landwirte – bedeuten Klimaveränderungen schon jetzt etwas
       anderes als für den privilegierten Weißen, der deren Produkte im Supermarkt
       kaufen kann. Der bei den Kohleprotesten häufige Slogan „System change not
       climate change“ bringt solche Zusammenhänge auf den Punkt.
       
       Klimawandel ist etwas so Langfristiges und scheinbar Abstraktes, dass es
       nicht leicht ist, damit adäquat zu politisieren. Dennoch passiert momentan
       genau das. Gerade junge Menschen, die noch stärker mit den Folgen des
       Klimawandels konfrontiert sein werden als alternde Führungsriegen, erleben
       die Proteste im Hambacher Forst als politisches Erwachen. Verschiedene
       Lager – Ökos und Linke, Radikale und Bürgerliche – schließen sich zusammen.
       
       Und das ist gut so. Nur so kann eine sinnvolle, von der Mehrheit getragene
       Bewegung entstehen und etwas verändern. Dieser Prozess geht nun hoffentlich
       genauso kraftvoll weiter, wie er sich am Wochenende zeigte.
       
       8 Oct 2018
       
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 (DIR) Andrew Müller
       
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