# taz.de -- Hambacher Forst: Politisches Erdbeben in Düsseldorf
       
       > KlimaschützerInnen haben im Hambacher Wald ordentlich Lärm gemacht. Die
       > Kohleparteien sind nun in den Umfragen abgestürzt.
       
 (IMG) Bild: All diese Gegenstände wurden bei der Räumung im Hambacher Forst beschlagnahmt
       
       Im Hambacher Wald ist es ruhig geworden. Keine Polizei mehr da, berichtet
       Aktivist Mike der taz am Montagmorgen. „Es gibt jetzt wieder Platz und
       Ruhe, damit wir weiterarbeiten können.“ Die Besetzer seien noch lange nicht
       fertig, sagte Mike: Bereits am Samstag hatten sie angefangen, den Wald
       wieder zu beziehen. Jetzt stehen schon wieder eine Handvoll Plattformen,
       die nach und nach zu Baumhäusern ausgebaut werden.
       
       In der Landeshauptstadt Düsseldorf hat die Klimaschutzbewegung dagegen für
       ein politisches Erdbeben gesorgt. In einer vom WDR in Auftrag gegebenen
       [1][Infratest-Umfrage] erklären nicht nur 79 Prozent der Befragten, sie
       hielten die Zerstörung des Waldstücks für falsch – auch die CDU, deren
       Landesinnenminister Herbert Reul die wochenlange Räumung durchgedrückt hat,
       wird abgestraft.
       
       Im Vergleich zur letzten NRW-Umfrage im Mai verlieren die Christdemokraten
       satte 7 Prozent: Wählen würden sie nur noch 28 Prozent. Zwar gewinnt die
       FDP, die mit Andreas Pinkwart den Wirtschafts- und Energieminister stellt,
       2 Punkte dazu und kommt jetzt auf 11 Prozent – von einer Mehrheit sind die
       beiden Regierungsparteien aber weit entfernt.
       
       Auch die traditionell kohlefreundliche SPD verliert einen weiteren Punkt,
       bekommt mit 21 Prozent weniger Unterstützung als je zuvor in NRW. Während
       die AfD bei 12 Prozent stagniert, profitieren die Grünen vom Erfolg der
       Umweltbewegung: Sie legen von 12 auf 17 Prozent zu.
       
       ## SPD ist auch auf Positionssuche
       
       Entsprechend hilflos reagierten CDU-Ministerpräsident Armin Laschet und
       Innenminister Reul: Laschet verteidigte am Montag im Radiosender WDR2 die
       Räumung der Baumhäuser. Zwar gäben ihm die Stimmungsbarometer zu denken –
       „aber ich kann doch deshalb nicht meine Politik nur nach Umfragen
       ausrichten“, sagte er. Wichtig sei, die Energieversorgung sicherzustellen,
       betonte er – wie der Tagebau-Betreiber RWE.
       
       Innenminister Reul ordnete dagegen den Abzug seiner BeamtInnen aus dem
       Hambacher Wald an. [2][„Wir sind komplett weg“], verkündete der Sprecher
       der zuständigen Aachener Polizei, Paul Kemen, am Morgen gegen 8 Uhr 30,
       während die KlimaaktivistInnen fröhlich neue Baumhäuser planten.
       
       Auf Positionssuche sind auch die Sozialdemokraten. Zwar machte sich
       SPD-Landtagsfraktionschef Thomas Kutschaty gegenüber der Rheinischen Post
       noch einmal für die Braunkohle stark: „RWE und seine Mitarbeiter haben
       Vertrauensschutz. Wir können uns nicht einfach zurückziehen“, sagte der
       50-Jährige, der seinen Wahlkreis am RWE-Hauptsitz Essen hat.
       
       ## Globales Symbol für Kohleausstieg
       
       Seine Fraktion aber will die künftige Haltung zur Braunkohle am Dienstag
       noch einmal intensiv diskutieren: „Die Partei ist bunt“, hieß es dazu in
       Düsseldorf. Am Hambacher Wald hatten auch viele [3][Jusos gegen die
       Abholzung demonstriert].
       
       „Der Hambacher Wald ist zu einem globalen Symbol für den Ausstieg aus der
       Kohle geworden“, sagte dagegen die Fraktionschefin der Grünen, Monika
       Düker, der taz. Ihre Partei erwarte „von der Landesregierung dass sie jetzt
       eine neue Leitentscheidung für das Rheinische Revier erarbeitet“.
       
       Tatsächlich will Ministerpräsident Laschet den Landtag am Mittwoch durch
       Energieminister Pinkwart über die Planungen seiner Regierung zu „aktuellen
       energie- und klimapolitischen Herausforderungen“ informieren. Dabei werde
       es „nicht allein um den Tagebau Hambach“, sondern auch „um die
       Energiepolitik insgesamt“ gehen, betonte ein Sprecher Pinkwarts gegenüber
       der taz – und damit um die Sicherheit der Energieversorgung, die Laschet
       ebenso so wichtig ist wie dem Braunkohlekonzern RWE.
       
       8 Oct 2018
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] https://www1.wdr.de/nachrichten/landespolitik/nrw-trend-222.html
 (DIR) [2] /Nach-Rodungsstopp-im-Hambacher-Forst/!5541954
 (DIR) [3] /Grossdemonstration-im-Tagebau/!5541858
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Andreas Wyputta
 (DIR) Andrew Müller
       
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