# taz.de -- Maaßen und die Folgen: Auf dem Weg in die Hölle
       
       > Wenn ein überführter Lügner einfach weiter machen darf, ohne dass es
       > Konsequenzen gäbe – was macht das mit einem Gemeinwesen?
       
 (IMG) Bild: Noch steht Angela Merkel vor Hans-Georg Maaßen
       
       Als ich den langweiligen Mann traf, saß er in einem langweiligen Büro. Er
       hatte ein so langweiliges Gesicht, dass ich vergessen habe, wie er
       aussieht. Besäße ich seine Visitenkarte nicht, ich hätte den langweiligen
       Mann vergessen. Aber einen Satz hat er gesagt, der ist bei mir hängen
       geblieben: „Ohne Verlässlichkeit landet man in der Hölle.“
       
       Der langweilige Mann arbeitet für eine Organisation, die sich darum
       kümmert, dass es im Land des Mannes verlässliche Zahlen und Statistiken
       gibt. Es hat sich dort nämlich so sehr eine Kultur des Lügens, des
       Umdrehens von Fakten sowie der Herstellung eigener Statistiken mit Fakten,
       die einem gerade politisch passen, herausgebildet, dass es schwer wird,
       irgendwo eine U-Bahn oder eine Wasserleitung zu bauen: weil nicht mehr klar
       ist, was an dieser Stelle schon mal gebaut wurde oder wie viele Leute da
       leben.
       
       Der langweilige Mann arbeitet in Kiew, der Hauptstadt der Ukraine. Ach
       Ukraine, denken Sie jetzt, diese verrückten Russen, die mit den anderen
       Russen Krieg führen, was geht mich das an? Aber lesen Sie doch noch ein
       bisschen weiter, denn wir kommen jetzt zu Hans-Georg Maaßen.
       
       Das ist der Chef des Inlandsgeheimdienstes von Deutschland, einem Land, in
       dem viele sehr sicher sind, öffentliches und konsequenzenfreies Lügen und
       Betrügen passe vielleicht gut in die politische Kultur irgendwo in
       Osteuropa – okay, zu den USA vielleicht auch inzwischen –, aber nicht zu
       uns.
       
       Für zu spießig halten sich die Deutschen, als dass ihnen das passieren
       könnte, für zu verlässlich; und selbst die, die öfter mal den
       Durchblickerspruch ablassen: „Glaube nur der Statistik, die du selbst
       gefälscht hast“, und die schreien, im Bundestag werde doch genauso viel
       gelogen wie in Nordkorea – die profitieren von dieser Spießigkeit, dieser
       relativen Stabilität von überprüfbaren Tatsachen und von einer politischen
       Kultur, die allzu freihändiges Hantieren mit Tatsachen zumindest in einer
       gewissen Zahl der Fälle ahndet.
       
       Verlässlichkeit kommt von Verantwortung; und wenn fürs Dahinbehaupten und
       Lügen niemand mehr die Verantwortung übernehmen muss, nicht einmal
       diejenigen, die die Stabilität und Sicherheit einer Gesellschaft schützen
       sollen, dann macht diese Gesellschaft ihre ersten Schritte auf dem Weg in
       die Hölle.
       
       16 Sep 2018
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Daniel Schulz
       
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