# taz.de -- Verkehrsexperte über marode Straßen: „Der Transport ist viel zu billig“
       
       > Nach dem Brückenunglück in Genua wird nach Überlebenden gesucht. Helmut
       > Holzapfel warnt vor Schäden durch LKW-Verkehr auch in Deutschland.
       
 (IMG) Bild: Nach dem Einsturz der Autobahnbrücke in Genua suchen Rettungskräfte nach Überlebenden
       
       taz: Herr Holzapfel, könnte so ein [1][Unglück wie in Genua] in Deutschland
       auch passieren? 
       
       Helmut Holzapfel: Das ist eigentlich eher unwahrscheinlich, weil die
       Brücken hierzulande oft inspiziert werden. Bei aller Vorsicht: Es ist davon
       auszugehen, dass die Brücke in Genua während des Unwetters eingestürzt ist,
       weil es womöglich Baumängel und Vorschäden durch eine Überlastung durch den
       Lkw-Verkehr gab. Das trifft auch hierzulande zu, die Straßen und Brücken
       sind durch den Lkw-Verkehr überlastet und in einem sehr schlechten Zustand.
       Außerdem fahren die Lkw-Fahrer unter hohem Zeitdruck und missachten deshalb
       häufig die Geschwindigkeitsbegrenzungen. Das führt insgesamt zu einer
       Situation, die gefährlich werden könnte.
       
       Wieso sind Lkw so schädlich für die Infrastruktur? 
       
       Ein Lkw belastet eine Straße so viel wie 65.000 Pkw, wenn er normal fährt
       und nicht das Tempo überschreitet. Lkw sind sehr schwer, das ist das
       Problem. Das können sie sogar sehen an den Spurrillen, die sie verursachen.
       Leider nimmt der Lkw-Verkehr stetig zu.
       
       Warum? 
       
       Weil er subventioniert wird. Angesichts der Straßenbelastung ist zum
       Beispiel die Lkw-Maut viel zu niedrig. Je nach Fahrzeug können sie für ein
       paar Hundert Euro von Hamburg nach München fahren. Die Kosten für die
       Spediteure und Handelsketten müssten deutlich erhöht werden, damit der
       Verkehr optimiert wird, also die Lkw zum Beispiel besser ausgelastet
       werden. Es muss Verkehr auf die Schiene verlagert werden – oder einfach
       auch nicht mehr stattfinden. Es gibt so viele Fahrten, die überflüssig
       sind: Kartoffeln werden zum Waschen von Mittel- nach Südeuropa und wieder
       zurück gefahren, die Schweineteile für den Tiroler Speck kommen aus
       Belgien. Das ist nur möglich, weil der Transport viel zu billig ist. Und
       das muss nicht sein.
       
       Gibt es in Europa Länder, die es besser machen als Deutschland? 
       
       Wir haben es hier mit einem gesamteuropäischen Problem zu tun. Überall
       erhofft man sich wirtschaftliche Vorteile durch die Subventionierung des
       Lkw-Verkehrs. Keines der Länder nimmt eine adäquate Maut. Am nächsten dran
       ist die Schweiz, sie nimmt eine faire Maut für jeden Meter und versucht,
       die Straßeninstandhaltung durch die Maut zu finanzieren.
       
       Könnten Gigaliner ein Teil der Lösung sein? Schließlich ersetzen sie Lkw … 
       
       Im Gegenteil, die überlangen Lkw vergrößern das Problem. Es wird noch mal
       billiger, mit diesen Dingern zu fahren, darum dürften sie der Schiene
       Marktanteile wegnehmen. Es ist davon auszugehen, dass ein Gigaliner die
       Straßen so viel belastet wie ein normaler Lkw.
       
       15 Aug 2018
       
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