# taz.de -- Die Wahrheit: Rechter Spuk
       
       > Neues aus Neuseeland: Zwei unangenehme Rechtspopulisten aus Kanada
       > verschlug es nach Aotearoa. Weit kamen die beiden nicht …
       
       Was für eine Woche!Premierministerin Jacinda Ardern, die vor sechs Wochen
       geworfen hat und erst seit Montag wieder auf ihrem Regierungssessel sitzt,
       hat das Schlimmste oder Beste verpasst: Stefan Molyneux und Lauren
       Southern, populäre Rechtspopulisten aus Kanada, wollten uns besuchen
       kommen. Und dann war der schwarz-braune Spuk schneller vorbei als geplant.
       Doch er wirkt noch nach.
       
       Die beiden Demagogen hetzen gegen Multikulti, Immigration, Feminismus und
       so weiter. Sie bezweifeln den Holocaust und verweisen gern auf den
       niedrigeren IQ indigener Rassen. In Australien, wo sie gerade auf
       Vortragstour waren, machten sie abfällige Bemerkungen über Aborigines und
       warnten vor Überfremdung. Letzter Stop down under sollte Neuseeland sein.
       
       Wir sind ja als besonders gastfreundliches Land bekannt. Besucher aus
       Übersee bekommen oft einen deftigen Haka hingelegt – als Ehrerbietung und
       als Einführung in unser bikulturelles Selbstverständnis. Doch für Southern
       und Molyneux war kein Haka geplant. Im Gegenteil. Aucklands Bürgermeister
       hatte Bedenken und lud sie offiziell wieder aus, was zum Aufschrei bei
       ihren Anhängern führte.
       
       Sie kamen dennoch und buchten sich ihren eigenen Veranstaltungsraum, den
       sie geheim hielten, um Proteste zu vermeiden. Erst Stunden vorher sollten
       die Besucher per SMS informiert werden, wohin es geht. Die Spannung stieg,
       zumal das Rednerpaar sich schon bei der Ankunft am Flughafen von Auckland
       einen provokanten Auftritt leistete: Unter einem Torbogen mit
       Maori-Schnitzereien gingen sie in die Hocke und machten eine Geste, die
       schwer nach Haka-Verarschung aussah.
       
       Als das Foto davon einen Aufschrei auslöste, erklärten sie: Das sei nur der
       symbolische Versuch gewesen, sich „ins Land zu drücken“, das sie nicht
       haben wolle. Ein Maori-TV-Moderator setzte daraufhin eine klare Botschaft
       an die beiden ab: Wie kommt es, dass sie in einem First Nations Land mit
       indigener Kultur leben, in das ihre Vorfahren als Immigranten oder
       Kolonialisten kamen, sie aber Multikultur ablehnen?
       
       Die Veranstaltung am vorigen Freitag platzte dann doch. Die Saalbesitzer
       bekamen in letzter Minute kalte Füße und sagten alles ab, während
       Demonstranten aufmarschierten. An die Wand des Powerhouse, wo ihr Talk
       hätte stattfinden sollen, wurden Graffiti gesprüht. Molyneux und Southern
       setzten sich stattdessen ins Fernsehstudio und wetterten gegen den „Entzug
       der Redefreiheit“. Ihr Abschiedsgruß war: „Hope you enjoy sharia, New
       Zealand.“
       
       Die oberste Scharia-Chefin, Jacinda Ardern, wurde nach der Babypause zu dem
       Tournee-Theater befragt und war stolz darauf, dass unser kleines Land den
       beiden Rechten deutlich die kalte Schulter gezeigt hat. Was Männerrechtler
       Stefan Molyneux zu einem weiteren Bonmot veranlasst: Ardern könne auf
       keinen Fall beides sein – Premierministerin und eine gute Mutter.
       
       9 Aug 2018
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Anke Richter
       
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