# taz.de -- Die Wahrheit: Das nette New Zanada
       
       > Neues aus Neuseeland: Eine frische Nation muss her! Kanada und
       > Kiwi-Country sollten sich endlich zu einem Doppelstaat vereinen.
       
       Seit unsere von allen angehimmelte Premierministerin Jacinda Ardern vorige
       Woche die UN-Vollversammlung nicht nur mit ihrem Baby bezirzte, sondern bei
       ihrer mit Maorisätzen gespickten Jungfernrede vor der UN-Vollversammlung
       auch noch von „kindness“ – also Freundlichkeit und Güte – sprach, hören die
       Tränen der Rührung und des Stolzes bei den Kiwis daheim und der tosende
       Applaus in den hohen Hallen der Vereinten Nationen nicht mehr auf.
       
       Weil unsere Top-Frau dem Trump-Tier in New York so mutig die Stirn bot und
       in allem so vorbildlich fortschrittlich ist, hat Neuseeland eigentlich den
       Status eines heiligen Landes verdient: als das friedlichste, freundlichste,
       grünste, zivilisierteste englischsprachige Fleckchen der Welt. Wenn da
       nicht Kanada wäre. Die sind größer, genauso toll und haben Justin Trudeau.
       Daher liegt jetzt ein lange geforderter Zusammenschluss nahe. Es ist Zeit
       für New Zanada!
       
       Bisher ist New Zanada nur eine fiktive Nation, entstanden auf Reddit. Aber
       da Kiwis mit den Canucks so viel gemeinsam haben, wächst die Anhängerschaft
       samt ihrer Webseiten. Gemeinsame Mentalität, Natur und Kultur sind nicht
       länger zu verleugnen: Bergsteigen, Sport, gelassen bleiben, sich immer
       entschuldigen. Beide Länder verbindet eine unrühmliche Kolonialgeschichte,
       was ihre Urbevölkerung angeht. Aber sie arbeiten hart daran.
       
       Nicht nur die gemeinsame Währung – ZAD für den New Zanada Dollar – steht
       fest, auch die Lage: So wie Aotearoa sich auf die Nord- und Südinsel
       verteilt, so ist New Zanada in Ober-New-Zanada (Neuseeland) und
       Unter-New-Zananda (Kanada) aufgeteilt. Es hat 39,9 Millionen Einwohner und
       zwei Hauptstädte – Wellington und Ottawa. Das Wappentier ist das
       furchterregende Kiwoose, das niemals schläft: ein mannshoher nachtaktiver
       Kiwivogel mit dem Geweih eines Elches (Moose).
       
       Landessprache ist Englisch, Französisch und Maori. Landesmotto: „Das
       netteste Land der Welt“. Die Nationalhymne ist längst kombiniert und
       komponiert. Erklärte Feinde sind die optisch, geografisch und sprachlich
       leicht mit den Neuseeländern und Kanadiern zu verwechselnden Ameristralier
       – Australier und Amerikaner. Die pöbeln gern auf den einschlägigen
       Online-Foren herum und drohen den Neuzanadiern – kurz Caniwis – bereits den
       Krieg an.
       
       Seit fünf Jahren tauschen die Caniwis untereinander Rezepte aus, begeistern
       sich für ihre neue Nationalsportart Eis-Rugby und haben auch schon über
       eine Flagge abgestimmt. Das ambitionierteste Projekt ist die
       Ahornsirup-Pipeline, die unterm Meer verlegt werden soll, um die Kiwis mit
       dem Lebenselixier ihrer Brüder und Schwestern im Norden zu verbinden. Dafür
       fehlt zwar noch das Geld, aber wenn Jacinda Ardern wirklich so nett ist,
       wie alle glauben, wird sie sich für die transpazifische Nabelschnur stark
       machen. Dafür soll die dann eines Tages Justinda heißen.
       
       4 Oct 2018
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Anke Richter
       
       ## TAGS
       
 (DIR) Neuseeland
 (DIR) Kanada
 (DIR) Neuseeland
 (DIR) Neuseeland
 (DIR) Neuseeland
 (DIR) Neuseeland
 (DIR) Filmbranche
 (DIR) Neuseeland
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
 (DIR) Die Wahrheit: Kein Pākehā-Schwein
       
       Neues aus Neuseeland: Im neuen Computerspiel „Red Dead Redemption II“ ist
       ein geschichtsträchtiges Maori-Wort verboten .
       
 (DIR) Die Wahrheit: Kiwi-Test bestanden?
       
       Neues aus Neuseeland: Zurück aus Übersee fragt sich eine Doppelbürgerin, ob
       sie womöglich zu multikulti für das plötzlich so patriotische Aotearoa ist.
       
 (DIR) Die Wahrheit: Um Lordes willen
       
       Neues aus Neuseeland: Ein offener Brief an eine Sängerin aus Down Under
       kann vor einem israelischen Gericht kostspielige Folgen haben.
       
 (DIR) Die Wahrheit: First Baby verbraucht zu viel Sprit
       
       Neues aus Neuseeland: Die drei Monate alte Tochter der Premierministerin
       Ardern sorgt für eine Staatsaffäre von internationalem Ausmaß.​
       
 (DIR) Die Wahrheit: Im Filmhimmel
       
       Neues aus Neuseeland: Seit Peter Jacksons „Herr der Ringe“-Verfilmung geht
       der Filmstoff in Aotearoa nicht aus.
       
 (DIR) Die Wahrheit: Rechter Spuk
       
       Neues aus Neuseeland: Zwei unangenehme Rechtspopulisten aus Kanada
       verschlug es nach Aotearoa. Weit kamen die beiden nicht …