# taz.de -- Kommentar EU-Austritt Großbritanniens: Alles neu macht die May
       
       > Der Chaostag in London war ein guter Tag für Premierministerin Theresa
       > May. Sie hat die Revolte gegen sie und ihren Brexit-Kurs abgewendet.
       
 (IMG) Bild: Geht eher gestärkt aus dem Personalkarussell heraus: die britische Premierministerin Theresa May
       
       [1][Brexit-Minister zurückgetreten]. [2][Außenminister zurückgetreten].
       Schlechte Umfragewerte. Vernehmliches Grummeln in den eigenen Reihen. Für
       Theresa May läuft scheinbar alles aus dem Ruder. Bis sie selbst stürzt,
       scheint nur eine Frage der Zeit. Oder?
       
       Im Rückblick auf den bemerkenswerten Londoner 9. Juli 2018 sieht es eher so
       aus, als sei die britische Premierministerin aus dem ganzen Durcheinander
       gestärkt hervorgegangen. Sie hat zwei Nörgler weniger im Kabinett und sie
       hat zwei Schlüsselposten mehr mit Loyalisten besetzt. Sie hat eine breite
       Revolte in der eigenen Partei abgewendet. [3][Ihr Brexit-Plan vom
       vergangenen Freitag], der David Davis und Boris Johnson zum Rücktritt
       bewog, steht – und es gibt keinen anderen. Für Theresa May war dieser
       Chaostag ein guter Tag.
       
       Das Geschehen als „reibungslos“ zu bezeichnen, wie es die Premierministerin
       im Parlament tat, ist vielleicht etwas zu lakonisch, aber Mays unmittelbare
       Zukunft ist nach der Kabinettseinigung auf einen Brexit-Plan und nach den
       beiden Rücktritten gesicherter als noch vor einer Woche. Wenn jemand den
       Laden im Griff hat, dann sie.
       
       Ihre parteiinternen Kritiker haben keine glaubwürdigen Galionsfiguren –
       Boris Johnson und Nigel Farage sind Schnee von gestern. Auch Labor-Chef
       Jeremy Corbyn ist nach wie vor kein Oppositionsführer, vor dem sich May
       fürchten muss. Wenn nicht bis zur parlamentarischen Sommerpause in zwei
       Wochen noch ein paar völlig unvorhergesehene Dinge passieren, die alles aus
       dem Ruder laufen lassen, ist die ganze Aufregung vorbei.
       
       Vielleicht wird ja bis dahin England sogar Weltmeister. Das interessiert
       die britische Öffentlichkeit jedenfalls viel mehr als die derzeitigen
       politischen Turbulenzen. Im Fußball kann man ja schon mal ein paar
       EU-Mitglieder schlagen.
       
       10 Jul 2018
       
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