# taz.de -- Petition für lesbisches Hausprojekt: Ein Zuhause für alte Lesben
       
       > Ältere Lesben wurden lange Zeit ihres Lebens diskriminiert, in regulären
       > Altersheimen vereinsamen sie. Ein Verein plant das erste Wohnprojekt.
       
 (IMG) Bild: Für Lesben wie sie soll es zukünftig in Berlin ein Zuhause geben (Archivbild 2014)
       
       Die offene Initiative Lesbischer Frauen Rad und Tat (RuT) gibt es seit fast
       30 Jahren in Berlin-Neukölln. Die Frauen setzen sich für lesbische
       Seniorinnen ein und für Lesben, die mit Behinderung leben. Und seit mehr
       als einem Jahrzehnt planen sie ein Lesbenwohnprojekt für 80 Frauen in
       Berlin.
       
       Die Idee ist gemeinsam mit älteren lesbischen Frauen entstanden, die die
       Leiterin Jutta Brambach im Rahmen von RuT seit vielen Jahren ehrenamtlich
       besucht. „Die Frauen haben den Wunsch, im Alter in einer Umgebung mit
       Gleichgesinnten zu leben, ohne Diskriminierung.“
       
       Wäre es nicht schöner, lesbische Frauen in regulären Seniorenheimen zu
       integrieren? „Es wäre toll, aber wir sind noch nicht so weit. Obwohl sich
       in Berlin einiges getan hat“, sagt Jutta Brambach. Es gebe viele
       Begegnungsorte für Lesben, doch keinen Ort, der ein gemeinschaftliches,
       generationenübergreifendes Wohnen ermögliche.
       
       „Viele ältere lesbische Frauen haben Angst, in regulären Seniorenheimen
       oder zu Hause zu vereinsamen. Die Angst ist groß, sich nicht offen äußern
       zu können, die eigene Geschichte verheimlichen zu müssen“, erklärt
       Brambach. Dabei sei es gerade im Alter wichtig, über die eigene Biografie
       zu sprechen. Noch bis 1969 stand Homosexualität in Deutschland per Gesetz
       unter Strafe. Heute 80-jährige Lesben und Schwule haben die ersten 40 Jahre
       ihres Lebens und vor allem ihre Jugend in dieser Situation erlebt. Es ist
       eine Generation, die noch immer Angst vor Diskriminierung und Unverständnis
       hat.
       
       ## Die Schwulenberatung legte Einspruch ein
       
       Das Wohnprojekt von RuT schien bereits sicher realisierbar: RuT hatte die
       Ausschreibung für das Grundstück „Schöneberger Linse“ gewonnen und den
       Zuschlag von der Berliner Immobilienmanagement GmbH (BIM) erhalten. Doch
       ein Mitbewerber, [1][die Schwulenberatung, legte Einspruch ein]. Als Grund
       wurde ein Verfahrensfehler des BIM genannt. Darauf mussten sich beide
       erneut bewerben. Und das Ergebnis? Soll Ende August, Anfang September
       feststehen.
       
       Nach dem Schock erreichte RuT eine Welle von Solidaritätsbekundungen
       zahlreicher Organisationen aus Kultur, queerer Community, Politik und von
       Einzelpersonen. Weil die Frauen von RuT nach dem Beschluss sehr viel zu tun
       hatten, startete die Initiative „Travestie für Deutschland“ eine Petition
       an den Berliner Bürgermeister Michael Müller. Sie trägt den Titel „Rette
       Europas erstes Lesben-Wohnprojekt mit DEINER Stimme!“ und steht seit der
       zweiten Juniwoche auf der Plattform change.org.
       
       Das Lesbenwohnprojekt hofft nun auf eine erneute Zusage des BIM. Die
       Finanzierung ist gesichert: dank der Stadt Berlin, der Lottostiftung,
       Krediten und privaten Darlehen. Das Konzept steht ebenfalls: 80 günstige
       Wohnungen, auch für Lesben aus Kriegsgebieten, generationenübergreifend,
       barrierefrei und mit Balkon. Dazu Pflegestation, fachlicher Austausch,
       Kiezcafé, Gästewohnungen, Begegnungsräume: „Tanz ist auch im Programm – ein
       einmaliges Lesbenwohnprojekt in Europa“, sagt Jutta Brambach.
       
       Bis zum 31. Juli 2018 kann die Petition unterzeichnet werden, 2.100
       Personen haben das bereits getan. Und bei RuT? Sind laut Brambach unzählige
       Anfragen von Interessentinnen eingegangen: „Wir könnten bereits ein zweites
       und drittes Haus bauen.“
       
       28 Jul 2018
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] /Grundstuecksstreit-in-Berlin/!5510521
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Luisa Willmann
       
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