# taz.de -- Parteiübergreifender Bürgerschaftsantrag: Bremen soll Queere besser pflegen
       
       > Die Bremer Bürgerschaftsfraktionen von SPD, Grünen und Linken fordern,
       > die Interessen queerer Menschen in der Altenpflege besser zu
       > berücksichtigen.
       
 (IMG) Bild: Ein seltenes Bild: Pflegebedürftige in einer WG für homosexuelle Senioren 2015 in Berlin
       
       Bremen taz | Queersensibel soll die Altenpflege im Land Bremen nach dem
       Willen der RGR-Fraktionen in der Bürgerschaft werden. In einem gemeinsamen
       Antrag fordern SPD, Grüne und die Linke unter anderem, dass zusammen mit
       den Bildungsträger*innen für die Pflegeausbildung, dem Bremer
       Rat&Tat-Zentrum sowie dem Verein Trans*Recht die Weiterbildungsangebote
       für Pflegekräfte verbessert werden.
       
       Bremen hat in diesem Feld schon erste Schritte unternommen. Das [1][Thema
       der queersensiblen Pflege] ist seit Ende 2019 in mehreren Lernfeldern des
       Lehrplans zur Pflegeausbildung verankert. Eine Broschüre des
       Rat&Tat-Zentrums und der Senatorin für Soziales, Jugend, Integration und
       Sport gibt zudem Pflegenden Informationen über die Bedürfnisse queerer
       pflegebedürftiger Menschen und Handlungsempfehlungen.
       
       In dem Antrag bemängeln die Fraktionen dennoch, dass es an Fachkenntnissen
       und Sensibilität für das Thema fehlt. Queere alte Menschen seien meist
       besonders pflegebedürftig, da sie oft keine Kinder hätten, die sich um sie
       kümmern könnten, und in vielen Fällen von ihren biologischen Familien wenig
       bis keine Unterstützung erführen. Viele outeten sich nicht und zögen sich
       aus Angst vor Diskriminierung immer mehr zurück. Auch deswegen wollen die
       Parteien die Interessen queerer Pflegebedürftiger institutionell
       festschreiben.
       
       „Es fängt damit an, dass Pflegekräfte für das Thema sensibilisiert werden,
       trans Menschen nicht misgendert werden und geklärt ist, wer Schwule und
       Lesben pflegt. Solche Maßnahmen können die Heilung und Genesung deutlich
       beeinflussen“, sagt Maja Tegeler, Sprecherin für Queer der Linksfraktion
       und Mitglied der Gesundheitsdeputation.
       
       In dem Antrag fordern die Fraktionen vom Senat ein Konzept, wie in
       Pflegeeinrichtungen speziell auf die Bedürfnisse queerer Menschen
       eingegangen werden kann. Das Rat&Tat-Zentrum entwickelte eine
       [2][Checkliste für Pflegeeinrichtungen], anhand derer diese herausfinden
       können, wie queersensibel sie schon arbeiten. Aber es brauche feste Regeln
       und Kennzeichnungen für Einrichtungen, an denen sich Außenstehende
       orientieren können, so der Antrag.
       
       Ein Beispiel kann das [3][Qualitätssiegel „Lebensort Vielfalt“] sein, das
       vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend gefördert
       wird und auf das sich das Rat&Tat-Zentrum mit seiner Checkliste stützt.
       „Das Qualitätssiegel ist ein Modell, das wir uns auch für Bremen vorstellen
       können“, sagt Tegeler. Bisher sind mit diesem Siegel deutschlandweit aber
       erst elf Einrichtungen ausgezeichnet, allein sechs davon befinden sich in
       Berlin und Umgebung. Eine Einrichtung in Bremen oder dem Rest des Nordens
       mit diesem Siegel gibt es nicht.
       
       Eine Verpflichtung zur Zertifizierung von Pflegeeinrichtungen könne aber
       keine Lösung sein, meint Tegeler. „Das geht nicht von heute auf morgen. Die
       Pflegekräfte müssen erst weitergebildet werden. Vielmehr müssen wir es vor
       allem schon in der Ausbildung verankern.“
       
       In Hamburg hatte die dort oppositionelle Bürgerschaftsfraktion der Linken
       im August vergangenen Jahres [4][einen ähnlichen Antrag eingebracht]. Dort
       wurde der Antrag an den Gesundheitsausschuss überwiesen, wo er bisher noch
       nicht wieder auf der Tagesordnung stand.
       
       In Bremen will man sichergehen, dass der Senat die Forderungen auch
       umsetzt. Innerhalb des ersten Jahres nach Beschluss in der zuständigen
       Deputation für Soziales, Jugend und Integration soll er Bericht über die
       Umsetzung erstatten.
       
       Die Antragsteller*innen hoffen, dass sie ihren Antrag noch diese
       Legislaturperiode in der Bürgerschaft beschließen können. Doch die Zeit
       wird knapp. Im März wird es wahrscheinlich nichts mehr, die Tagesordnung
       für die Sitzung ist so voll, dass der Antrag wohl nicht mehr behandelt
       werden kann. Wieder auf die Tagesordnung käme er im April. Dann aber muss
       er angesichts der vielen Themen, die vor dem Ende der Legislaturperiode
       noch beschlossen werden sollen, eventuell ohne Debatte abgestimmt werden.
       
       22 Mar 2023
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] /Umgang-mit-LSBTIQ-in-der-Altenpflege/!5641640
 (DIR) [2] https://www.ratundtat-bremen.de/PDF-Archiv/Downloads-Beratung/Queere_Perspektiven_in_der_Pflege_und_im_Alter-web.pdf
 (DIR) [3] https://schwulenberatungberlin.de/qualitaetssiegel-lebensort-vielfalt/
 (DIR) [4] https://www.aerztezeitung.de/Nachrichten/Hamburger-Linke-will-Foerderprogramm-fuer-queer-sensible-Pflege-431375.html
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Stina Reichardt
       
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